Die Verkehrswende scheint geparkt – VCD Bamberg diskutiert über Parkplatzsituation
In den beiden letzten Sitzungen des Mobilitätssenats wurde wiederholt deutlich, welche Prioritäten der Stadtrat NICHT hat. Die Verkehrssicherheit wird nach wie vor vernachlässigt, ebenso die Motivation, umweltfreundliche Verkehrsmittel zu nutzen. Die wenigen, vergleichsweise kostengünstigen Maßnahmen für den Radverkehr wurden sowohl 2022 als auch 2023 nur zu einem Bruchteil umgesetzt. Großen Raum nimmt in der Diskussion dagegen das Kurzzeitparken in der Stadt ein. Mit der Begründung, dass es für Geringverdienende zu teuer sei, werden hier Gelder gefordert, die auch sehr teuren Fahrzeugen das Parken vergünstigen sollen, selbst wenn dort offensichtlich kein finanzieller Mangel besteht. Das Wort „kostenlos“ wird hierbei oft bemüht, aber kein Parkplatz kann kostenlos sein. Es geht darum, dass die immensen Kosten eines Stellplatzes (typischerweise über 1000 Euro pro Jahr) von Anderen als den Nutzenden getragen werden sollen. Sobald für das Parken auf öffentlichem Grund marktgerechte Preise gezahlt werden, kann die Stadt besseren öffentlichen Nahverkehr, gute Fuß- und Radwege finanzieren, so dass das Auto für viele Wege entbehrlicher wäre. Dieses Ziel hat der Stadtrat bereits 2017 einstimmig beschlossen, aber einige Stadtratsmitglieder haben es ganz offensichtlich schon wieder aus dem Auge verloren.
Der VCD unterstützt das neue Parkzonenkonzept ausdrücklich. Die Verwaltung hat sehr gut dargestellt, wie damit Parksuchverkehr, Erreichbarkeit der Innenstadt und die Aufenthaltsqualität verbessert werden, kurz: die Attraktivität der Innenstadt. Es ist enttäuschend, dass diese Entwicklung in der Diskussion so wenig herausgestellt wird, obwohl der Bedarf an positiven Nachrichten heute doch gerade sehr groß ist. „Den Wettbewerb um attraktives Parken wird die Weltkulturerbe-Innenstadt immer gegen Einkaufszentren auf der grünen Wiese verlieren“ so Andreas Irmisch, Vorsitzender des VCD in Bamberg. „Aber ehrlich gesagt sollten wir auch gar nicht anstreben, dass es in der Innenstadt so aussieht wie im Laubanger.“ Als Priorität hat der Mobilitätssenat die Verkehrssicherheit im März beschlossen, der Beschluss hat es jedoch noch nicht einmal ins Protokoll geschafft. Der VCD fordert nun, dazu mehr Maßnahmen anzupacken. Dazu gehört vor allem die Schlüsselmaßnahme „Schulwegsicherheit“ und die Infrastrukturmaßnahmen, um Fuß- und Radverkehr sicherer zu machen. Es ist diese Attraktivität, die auch die Innenstadt braucht und die anziehend wirkt. Erfolgsbeispiele aus anderen Städten gibt es genügend. In der VCD-Veranstaltung (9. April, 19:30 Uhr im Hofcafé) wird dies anhand des Beispiels Lange Straße ebenfalls erörtert. Dass in der öffentlichen Diskussion eine neue Ausrichtung erforderlich ist, wird besonders deutlich, wenn die Aufmerksamkeit (Diskussionsbeiträge, Leserbriefe, Artikel) für die Parkgebührendiskussionen verglichen wird mit der Aufmerksamkeit für den tödlichen Verkehrsunfall einer Radfahrerin Ende Februar, der kaum mehr als eine Randnotiz wert war. Zum Glück gibt es jedoch noch Personen, die mit dem Ghostbike an der Unfallstelle Lichtenhaidestraße den unaufhörlichen Bedarf an mehr Verkehrssicherheit anmahnen.
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