Wahlvorschläge für den Hermann Müller-Franken-Preis in Schney gestartet

Nie wieder ist jetzt! „Dieses Motto ist für uns als Einrichtung der politischen Erwachsenenbildung in Oberfranken nicht nur ein Lippenbekenntnis, sondern Herzensanliegen und Anspruch zugleich“, verdeutlicht der Vorsitzende des Fördervereins Franken-Akademie Schloß Schney Stefan Hinterleitner die Motivation, in diesem Jahr erstmals mit dem Hermann-Müller-Franken-Preis den Einsatz um das demokratische Miteinander öffentlich würdigen zu wollen. „Nicht nur die Wahlerfolge und Umfrageergebnisse populistischer Parteien wie der AfD, welche eine Spaltung der Gesellschaft verfolgen, bereiten uns als Bildungseinrichtung große Sorge. Auch eine zunehmend wahrnehmbare Demokratie-Müdigkeit oder gar Demokratie-Verdrossenheit, die schnell zum Nährboden extremistischer Gruppen werden kann, darf keinesfalls unterschätzt werden“, so Hinterleitner weiter.

Daher setzt die Franken-Akademie Schloß Schney mehr und mehr einen Schwerpunkt ihrer inhaltlichen Seminararbeit in dem Ziel, Menschen wieder für eine lebendige Demokratie und eine aktive Teilhabe an der demokratischen Meinungs- und Willensbildung zu motivieren. Der Hermann-Müller-Franken-Preis ist dabei ein neuer Baustein der Arbeit. Akademie-Vorsitzender Oliver Jauernig verweist auf bestehende Demokratie-Workshops und -Seminare für Jugendliche und Erwachsene, die Durchführung von themenbezogenen Planspielen und auf eine, sich aktuell in der Vorbereitung befindende, Veranstaltungsreihe zum Thema „75 Jahre Grundgesetz“.

Mit dem Hermann-Müller-Franken-Preis können Einzelpersonen, Initiativen, Gruppen, Vereine und Institutionen ausgezeichnet werden, die sich um den Erhalt und die Förderung der Demokratie in besonderer Weise verdient gemacht haben. „Der Einsatz sollte herausragend wahrnehmbar und beispielhaft für das gesellschaftliche Miteinander sein und damit zur Nachahmung ermuntern, sich selbst nachhaltig für eine lebendige Demokratie einzusetzen“, wünscht sich Hinterleitner. Die Arbeit sollte vorzugsweise in Franken spürbar gewesen sein bzw. spürbar sein. Der Hermann-Müller-Franken-Preis umfasst ein Preisgeld in Höhe von 1.000 EUR und einen Ehrenpreis, der von Studierenden gestaltet wird. Der Preis wird im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung im Bildungszentrum Franken-Akademie Schloß Schney alljährlich im Mai verliehen.

Vorschläge für mögliche Preisträger können noch bis zum 15. April bei der Franken-Akademie Schloß Schney eingereicht werden (eMail demokratie@franken-akademie.de). Der Vorschlag kann formlos, jedoch aussagekräftig schriftlich ausgearbeitet werden. Vorschlagsberechtigt sind demokratische Organisationen sowie demokratisch gewählte Mandatsträger*innen, auch wenn diese ihr Amt heute selbst nicht mehr ausüben. Vorschläge können jedoch auch Einzelpersonen einreichen, wenn diese zum Beispiel von einem Vorstandsmitglied der Franken-Akademie als Pate unterstützt werden. Über den alljährlichen Preisträger entscheidet eine überparteiliche Jury aus Mitgliedern des Fördervereins und des Trägervereins der Franken-Akademie unter der Leitung von Bezirksheimatpfleger Prof. Dr. Günter Dippold.

Mit der Auslobung des Preises gedenkt die Franken-Akademie Schney auch einem herausragenden, aufopferungsvollen Demokraten im frühen 20. Jahrhundert: Hermann Müller-Franken (*18.05.1876 +20.03.1931). Stellvertretender Vorsitzender Thomas Petrak hat sich zusammen mit dem ehemaligen Landtagsabgeordneten Otto Schumann sehr intensiv mit der Vita von Müller-Franken beschäftigt. Er war von 1919 bis 1928 Vorsitzender der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) und gehörte 1919 als Außenminister sowie später zweimal (1920 sowie von 1928 bis 1930) als Reichkanzler dem Kabinett des Deutschen Reichs an. Geboren in Mannheim und aufgewachsen in der Region Dresden, vertrat er ab 1920 den Wahlkreis Franken im Reichstag und ergänzte seinen Namen auch in Hermann Müller-Franken. Er gilt als ein Zeitzeuge der November-Revolution und v verarbeitete seine Erlebnisse in dem 1928 erschienen Buch „Die November-Revolution – Erinnerungen“.

„In einer Zeit, in der die Demokratie in Deutschland mehr Feinde als Freunde hatte, setzte sich Hermann Müller-Franken unermüdlich für die Weimarer Demokratie und die freiheitlich-demokratische Grundordnung ein“, macht Initiator Thomas Petrak deutlich´. Der Namensgeber für den neuen Preis sei in seiner Zeit ein leuchtendes Vorbild für demokratisches Wirken gewesen. Hermann Müller-Franken war auch der letzte Reichskanzler in der Weimarer Republik, der sich auf eine demokratisch legitimierte Parlamentsmehrheit stützen konnte. Nach seinem Rücktritt 1930 zerfiel die Demokratie in Deutschland bis zur Machtergreifung Adolf Hitlers 1933 nach und nach.