Sonntagsgedanken: Vertrauen

Symbolbild Religion

Meine lieben Freunde,

vielleicht kennen Sie auch die Kurzgeschichte, in der ein Seiltänzer auf seinem Seil, das er über den Marktplatz gespannt hatte, die herrlichsten Kunststücke zeigte. Die Menschen schauten ihm dabei mit vor Aufregung angehaltenem Atem zu. Schließlich fragte er die Menge, ob sie es für möglich hielte, dass er eine Schubkarre über das Seil schieben könne, und nachdem der Beifall tobte, fragte er, wer sich denn dann in die Karre setzen würde. Ein kleiner Junge meldete sich und kletterte zu unserem Seiltänzer hoch und setzte sich hinein. Der Mann schob den Schubkarren über das Seil. Als der Junge wieder wohlbehalten unten angekommen war, und gefragt wurde, ob er denn keine Angst gehabt hätte, antworte er: „Nein warum auch, er ist doch mein Vater.“

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Hätten wir uns hineingesetzt?

Ich wahrscheinlich nicht. Es gibt so vieles in unserem Leben, was uns verunsichert und Angst macht. Doch ich frage mich, warum habe ich so viel Angst? Sollte ich nicht einfach viel mehr in meinem Leben wagen, weil da jemand ist, der mir beisteht; nämlich Gott und weil der ja wirklich auch mein Vater ist?
Haben wir noch dieses Vertrauen, uns einfach fallen zu lassen, weil ER uns eben nicht fallen lässt?

Ja? Dann frage ich, warum wir uns nicht viel mehr zutrauen, warum wir es oft nicht wagen, auch einmal neue Weg zu gehen, Altes hinter uns zu lassen und auch einmal etwas zu riskieren!

Wenn ich darauf vertrauen würde, dass ER bei mir ist, dann könnte ich viel mehr wagen und auch meine Stimme erheben, wenn Unrecht geschieht an Menschen, Tieren und der gesamten Schöpfung.

Dann könnte ich, nein, dann müsste ich aufstehen und etwas dagegen tun, wo immer auch die Würde von Menschen mit Füßen getreten wird.

Dann müsste ich aufstehen und auch in unseren Kirchen neue Wege gehen, um Menschen wieder zu begeistern, weil dieser Gott nicht ein Vater oder eine Mutter von wenigen ist, sondern von uns allen. Und das zu zeigen, das müsste mir dann ein Anliegen sein.

So wünsche ich Ihnen in den vielen Begegnungen für diese Woche, dass es da wenigstens ein paar Menschen gibt, durch die Sie sich gehalten und getragen fühlen; Menschen, von denen Sie wissen: Ich kann mich wirklich fallen lassen, denn sie sind für mich da. Uns allen aber wünsche ich den Mut, auch Gott zu vertrauen, dass er uns so annimmt wie wir sind und wir nie tiefer fallen können als in seine liebende Hand.

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen