Jahreshauptversammlung der BN-Ortsgruppe Forchheim
In entspannter Atmosphäre fand die Jahreshauptversammlung der Ortsgruppe Forchheim des Bund Naturschutz im Tagungsraum von Bobby‘s Restaurant statt.
Einige Mitglieder mehr als üblich folgten der Einladung des Vorsitzenden Dr. Ulrich Buchholz. Dies war nicht zuletzt den angekündigten beiden Vorträgen geschuldet, die das reguläre Programm mit Kassenbericht sowie Finanz- und Projektplanung ergänzten.
Prof. Dr. Ulrich Zenneck, Professor der Chemie und Pharmazie an der FAU im Ruhestand, berichtete zunächst zum Thema Mikroplastikverschmutzung unserer Umwelt von seiner selbst organisierten Rundreise durch den Atlantik als sog. Citizen Scientist. Diese privaten „Wissenschaftshelfer“ sammeln in Zusammenarbeit mit dem bekannten Geomar Institut in Kiel Daten zur Mikroplastikverschmutzung der Ozeane und ergänzen so die internationale punktuelle Datenlage. Auf dem eigenen kleinen Segelschiff, ausgerüstet mit Schleppnetz inklusive Mikroplastikfilter, USB-Mikroskop und viel Freude am Forschen machte er sich mit seiner Frau Alice auf den Weg. Ausgewertet werden die Daten aktuell im Helmholtz Zentrum HEREON in Geesthacht. Die Klimakatastrophe ließ auch auf dem Atlantik bereits grüßen, sei es durch neue unerwartete Windverhältnisse oder sich enorm vergrößernde natürliche Algenteppiche in der Sargassosee. Und natürlich: Mikroplastik allenthalben.
Ein Großteil (z.B. Reifenabrieb, Kosmetikpartikel) wird ja bekanntermaßen direkt aus der Mitte unserer Zivilisation über die Flüsse ins Meer getragen und verbleibt dort abhängig von Größe und spezifischem Gewicht in den unterschiedlichen Wasserschichten bis hin zum Meeresgrund über Jahrhunderte. Große Plastikteile als direkter Mülleintrag werden über lange Zeiträume zu Mikroplastik zermahlen. Plastik verschwindet also nicht einfach, sondern es wird zum unsichtbaren Risiko, da die unzähligen negativen biologischen Effekte der vielen unterschiedlichen chemischen Substanzen, Partikel- und Oberflächenstrukturen auf das vielfältige maritime Leben (und auch auf unseres) nicht abzuschätzen sind. So war die Botschaft am Schluss des Berichts von Prof. Zenneck eindeutig: Mikroplastikentfernung aus der Umwelt ist in großem Stil nicht möglich. Plastikprodukte als Wegwerfartikel müssen weitgehend vermieden werden, Politik und wir alle sind hier gefordert.
Plastikrecycling wäre sinnvoll, ist aktuell aber leider häufig nur vorgetäuscht, da weiterhin legal und illegal Exporte in Drittländer erfolgen.
Das zweite Thema des Abends war passend zum sich ankündigenden Frühling die Vorstellung des Vogels des Jahres 2024 durch den Vogelkundler und BN-Vorstandsmitglied Herbert Lüttich. Der Titel Vogel des Jahres wird durch Abstimmung in ganz Deutschland vom NABU und LBV verliehen. In diesem Jahr präsentierte Herr Lüttich den Kiebitz, der als Bodenbrüter besonders bedroht ist. Die Zahl der Brutpaare ist weiter rückläufig, aber mit etwas Glück kann man auch in unserer Region einzelne Exemplare sehen oder hören. Um die Zuhörer hierfür zu sensibilisieren hatte Herr Lüttich neben vielen guten Bildern natürlich auch die passende Untermalung mit dem Ruf des Vogels mitgebracht. Der Kiebitz als sog. Teilzieher überwintert bei milder Witterung auch in Deutschland und ist bekannt für seine akrobatischen Flugmanöver. Da er Wiesenbrüter mit Bevorzugung von Feuchtgebieten ist, wurde sein Lebensraum durch intensive Landwirtschaft stark eingeengt. Kurz gemähte Wiesen machen es Raubvögeln und Nesträubern leichter und maschinelle Bearbeitung gefährdet die Brut direkt am Boden.
Ergänzt durch den Hinweis auf die von Herrn Lüttich im Jahr 2024 geplanten Vogelstimmenwanderungen führte Dr. Buchholz im Rechenschaftsbericht durch den restlichen Abend mit einer Zusammenfassung der vielfältigen Aktivitäten des Jahres 2023 für alle Altersgruppen und Interessenlagen und gab einen Ausblick auf den bunten Strauß von Veranstaltungen im Jahr 2024, die rechtzeitig im Veranstaltungskalender auf der Homepage der Ortsgruppe nachzulesen sein werden. Mit dem Dank an alle Teilnehmer und Aktiven endete der Abend.
R. Kornalik
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