Ausstellung „Jüdisches Autenhausen“ im Landratsamt Coburg
Es war ein „pogromartiger Überfall auf die letzten beiden jüdischen Familien im Ort“, sagt Dr. Hubertus Habel über die schrecklichen Ereignisse, die sich in der Nacht auf den 4. November 1923 in Autenhausen (Ortsteil von Seßlach) zugetragen haben. Ein Trupp der rechtsradikalen und judenfeindlichen Organisation „Grenzschutz Nordbayern“ überfiel die Ehepaare Gutmann, zerrte sie aus ihren Häusern, schlug sie halb tot und plünderte anschließend die Wohnhäuser. Es war das Ende von 256 Jahren jüdischer Kultur in Autenhausen, an die derzeit eine Sonderausstellung in den Kantinenräumen des Coburger Landratsamtes erinnert.
Zusammengetragen wurden die Informationen für die acht großen Tafeln der Ausstellung vom Arbeitskreis „Jüdisches Autenhausen“ unter fachlicher Begleitung von Dr. Hubertus Habel. Die Mitglieder des Arbeitskreises hatten sich im Vorfeld des 100. Jahrestages des Überfalls zusammengefunden, um diesen dunklen Teil der Geschichte des Coburger Landes zu beleuchten. Wie „Detektive der Geschichte“ sei man sich dabei teilweise vorgekommen, sagte Carsten Höllein, eines der Mitglieder des Arbeitskreises. Schnell habe es sich herausgestellt, dass die Ereignisse von 1923 nur sehr wenig erforscht gewesen seien. Dies jetzt zu tun, war für Carsten Höllein historische Verpflichtung: „Es ist für uns als Stadt Seßlach ein Erbe, das man annehmen muss.“ Deshalb soll die Ausstellung über das jüdische Leben in Autenhausen auch keinen Endpunkt darstellen – der Arbeitskreis plant weitere Aktionen und Veranstaltungen. Eine zentrale Rolle spielt dabei natürlich der jüdische Friedhof, der in Autenhausen erhalten geblieben ist und mit großem ehrenamtlichen Engagement gepflegt wird.
Bei der Eröffnung der Ausstellung freute sich Martin Stingl als Stellvertreter des Landrates, dass für die Präsentation jetzt die Möglichkeit besteht, im Landratsamt auf breiter Ebene Aufmerksamkeit zu bekommen. Neid und Missgunst seien 1923 weit verbreitet gewesen, gleiches gelte heute – da sei die Ausstellung eine wichtige Aufklärung. Und, wie Martin Stingl ergänzte, der Anlass, um öffentlich Stellung zu beziehen: „So etwas darf sich nicht wiederholen.“
Infos zur Ausstellung
Die Ausstellung mit acht Tafeln, vielen Bildern und Informationen ist bis Mitte März im Erdgeschoss des Landratsamtes Coburg zu sehen. Öffnungszeiten: montags und dienstags von 7.30 bis 12 sowie von 13.30 bis 16 Uhr, mittwochs von 7.30 bis 12 Uhr, donnerstags von 7.30 bis 12 sowie von 13.30 bis 17.30 Uhr, freitags von 7.30 bis 12 Uhr.
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