Künftiger Bamberger Erzbischof Herwig Gössl legte Eid auf die Verfassung ab
„Kirche wird immer auch politisch wahrgenommen, wenn sie die Frohe Botschaft verkündet“
Knapp zwei Wochen vor seiner Amtseinführung als Erzbischof von Bamberg hat Herwig Gössl vor dem bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder seinen Eid auf die Verfassung abgelegt. Er versprach am Montag im Prinz-Carl-Palais in München „die verfassungsmäßig gebildete Regierung zu achten und von meinem Klerus achten zu lassen“. Zudem sagte der künftige Erzbischof zu, alles zu verhüten, was „Wohl und Interesse des deutschen Staatswesens“ schaden könnte. Die Vereidigung auf Grundgesetz und Bayerische Verfassung ist im bis heute gültigen Reichskonkordat zwischen Deutschland und dem Heiligen Stuhl aus dem Jahr 1933 geregelt.
Gössl sagte in seiner Ansprache, es koste ihn keine Überwindung, diesen Eid abzulegen, da die Bayerische Verfassung bewusst nach der schrecklichen Erfahrung der Herrschaft der Nationalsozialisten die Verantwortung vor Gott betone als den Grund, auf dem ein freiheitliches, demokratisches Staatswesen aufgebaut werden könne. Es scheine in der heutigen Zeit nicht mehr selbstverständlich zu sein, das feste Fundament der Verfassung anzuerkennen. Das Verantwortungsbewusstsein der Einzelnen vor dem Gemeinwesen schwinde. Darunter litten alle Institutionen und auch die Kirchen, so Gössl.
Die Kirche werde immer wieder aufgefordert, sich aus der Politik herauszuhalten und sich um den Glauben zu kümmern, stellte der ernannte Erzbischof fest. Es sei zwar richtig, dass es nicht Aufgabe der Kirche sei, sich parteipolitisch zu positionieren oder detailliert in die Tagespolitik einzumischen. Es sei jedoch nicht möglich, den Bereich des Glaubens von den Lebensfragen der Menschen zu trennen. „Kirche wird immer auch als politisch wahrgenommen werden, wenn sie sich zu den Fragen der Menschen heute äußert, wenn sie die Frohe Botschaft Jesu verkündet und bezeugt“, so Gössl.
„Glaubende Menschen werden sich hoffentlich auch in Zukunft politisch und gesellschaftlich engagieren und in ihren Entscheidungen für Werte einstehen, die sie nicht aus sich selbst heraus haben und die sie auch nicht der – vermeintlichen – Mehrheitsmeinung unterordnen“, fügte Gössl hinzu. Er sehe es als Aufgabe von Kirche und Staat, zusammenzuwirken, „damit sich die Hoffnung auf Heil durchsetzt in den Herzen der Menschen, damit die Menschenfänger und Populisten keinen Boden gewinnen und der Friede auf Erden wachsen kann.“
Ministerpräsident Söder bezeichnete den Amtseid in seiner Ansprache als wichtiges Zeichen für die Verbindung von katholischer Kirche und Freistaat Bayern. Das Verhältnis sei von Respekt und Wertschätzung geprägt. Auch in einem säkularen Staat spiele die Kirche eine ganz entscheidende Rolle. „Wir bekennen uns zur Kirche“, sagte Söder und verwies auf die „überzeugende Arbeit der Kirche für die Gesellschaft“. Der Ministerpräsident sagte dem neuen Erzbischof zu, die Staatsregierung werde ein „lebendiger, freundschaftlicher und unterstützender Partner“ sein.
Bischof Gössl wurde von einer kleinen Delegation aus dem Erzbistum Bamberg begleitet, darunter der Ständige Vertreter des Diözesanadministrators, Prälat Georg Kestel, Ordinariatsdirektorin Jutta Schmitt und Domdekan Hubert Schiepek. Von Seiten der Staatsregierung nahmen unter anderen Kultusministerin Anna Stolz und Innenminister Joachim Herrmann teil. Zu den Gästen zählten auch der Bamberger Oberbürgermeister Andreas Starke, Landrat Johann Kalb, die Landtagsabgeordnete Melanie Huml und der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken, Joachim Unterländer. Anwesend war ebenfalls der Apostolische Nuntius, Nikola Eterović. Auch Familienangehörige des ernannten Erzbischofs waren eingeladen.
Herwig Gössl wurde am 9. Dezember 2023 von Papst Franziskus zum Nachfolger von Ludwig Schick ernannt. Die feierliche Amtseinführung findet am 2. März im Bamberger Dom statt.
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