Erneute Demonstration in Bayreuth
Bayreuth bleibt bunt!
„Aufstehen ist jetzt“: Immer wieder und nach wie vor. Demokratische Institutionen und Prozesse sind bedroht, und Menschen in Deutschland werden nach Herkunft oder Aussehen kategorisiert. Deshalb bereitet sich ein breites Bündnis auf eine weitere Demo in Bayreuth vor.
Am Sonntag, 18. Februar 2024, 15 Uhr, beginnt die Versammlung mit Protestzug und Kundgebung am La-Spezia-Platz, führt in einem größeren Bogen um den Hofgarten herum und endet im Ehrenhof.
Dort werden Menschen sprechen, die Gesicht zeigen für Toleranz, Offenheit und Demokratie; die aber auch besonders betroffen sind von den menschenfeindlichen Zielen Rechtsextremer. Deren kürzlich so deutlich ans Licht gekommene Abwertung von migrantisch gelesenen Menschen treibt die bislang schweigende Mehrheit derzeit auf die Straßen und veranlasst viele, ihre Überzeugungen bezüglich unserer „bunten“ Gesellschaft öffentlich zu vertreten. So auch in Bayreuth. Hier hat sich ein breites Bündnis zivilgesellschaftlicher Gruppen und Institutionen mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern gebildet. Ihr gemeinsames Anliegen ist die Erhaltung der bundesdeutschen Demokratie mit ihren Rechten und Freiheiten für alle Menschen – bei aller Unterschiedlichkeit ihrer politischen, religiösen oder kulturellen Ausrichtung.
Unter den Organisatoren (siehe unten) finden sich Namen bekannter Institutionen: „Bunt statt braun“ zum Beispiel. Der Verein setzt sich in Bayreuth schon seit Jahrzehnten gegen neonazistische Umtriebe und für eine vielfältige Gesellschaft ein. Neu ist, dass der Verein nun zum Kristallisationspunkt eines ganzen Netzwerkes geworden ist: Darin haben sich Vertreter unterschiedlichster Organisationen zusammengefunden, um vor Ort für Toleranz und eine offene Gesellschaft, vor allem aber für die Demokratie einzutreten. Die sieht das Netzwerk in Gefahr: „Die Angriffe Rechtsextremer auf unser Grundgesetz können wir so nicht hinnehmen“, sagt Tina Karimi-Krause vom Verein Bunt statt Braun e.V.. „Die Gleichheit aller Menschen ist ein wichtiges Grundprinzip unserer Verfassung; wer das anzweifelt, wer die Staatsbürgerschaft gegen das Recht der Geburt tauschen will, wer massenhaft Menschen des Landes verweisen will, die hierher gehören, der greift die ganze Gesellschaft an.“
Ein Bericht des Recherchenetzwerks Correctiv.org hatte Anfang Januar belegt, dass Mitglieder der AfD, der Werteunion sowie einige Unternehmer zu einem Treffen mit Identitären und anderen Rechtsextremen zusammengekommen sind. Dabei sprachen sie über die massenhafte Ausweisung von Menschen – auch mit deutschem Pass –, die ihrem Bild einer völkisch homogenen Gesellschaft nicht entsprechen. Seither haben verschieden Medien von ähnlichen Treffen berichtet, etwa die Augsburger Allgemeine von einer Zusammenkunft in Dasing. Erst kürzlich deckten außerdem RTL-Reporterinnen Ideen der AfD-Nachwuchsorganisation „Junge Alternative“ in Sachsen auf, die Juden und Migranten deportieren und in Arbeitslager stecken will.
Das Datum des 18. Februar ist ungeachtet der aktuellen Entwicklungen bewusst gewählt. Dann wird es nämlich fast vier Jahre her sein, dass ein Rechtsextremer seinem Hass freien Lauf ließ. Am 19. Februar 2020 erschoss er ein Mann in Hanau neun Menschen, die nicht in sein Weltbild passten: Gökhan Gültekin, Sedat Gürbüz, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Hamza Kurtović, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu, Ferhat Unvar und Kaloyan Velkov. Die meisten von ihnen waren in Deutschland geboren. Zuletzt tötete der Neonazi, der in Bayreuth studiert hatte, seine Mutter und sich selbst.
Zum Netzwerk gehören: Begegnungscampus Immenreuth, Bayreuther Gemeinschaft, Bund Naturschutz, Bündnis 90/Die Grünen, Bunt statt braun e.V., CSU, Deutscher Gewerkschaftsbund DGB Oberfranken, Die Linke, forum1.5, FDP, KHG Bayreuth, Klimaentscheid Bayreuth, LBV Hochschulgruppe, Parents 4 Future, Queer e.V., Radentscheid Bayreuth, SPD, Students for Future, Tierschutzpartei und Transitionhaus
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