Sonntagsgedanken: Ausgrenzung
Ein behinderter, heruntergekommener Mann sitzt am Straßenrand und hält den Vorbeikommenden bettelnd die offene Hand hin. Die meisten nehmen vom Bettler keine Notiz. Ein einziger bleibt stehen und sagt: „Ich würde dir gerne etwas geben, aber eben habe ich bemerkt, dass ich nicht eine Kopeke in der Tasche habe.“
Darauf gibt ihm der am Straßenrand die erstaunliche Antwort: „Du hast mir mehr als eine Kopeke gegeben. Du hast mir ein Stück deines Herzens geschenkt.“
Quelle unbekannt
Wie reagieren Sie, wenn Sie einem Bettler oder einem Obdachlosen begegnen? Sind wir doch einmal ehrlich: Oft wird Menschen, die an sich eh schon an den Rand gedrängt sind, mit Ablehnung begegnet. Wie ein Aussätziger werden sie behandelt.
Jesus reagierte da schon ganz anders: Menschen, die Aussätzige waren, Menschen, die an den Rand gedrängt waren, denen begegnete er mit Achtung und Wertschätzung. Er berührte sogar die Menschen, die andere nicht einmal mit der Kneifzange angefasst hätten. Damit sah Jesus diese als ganze, vollwertige Menschen an und reduzierte sie nicht auf einen Teil von ihnen. Indem er sie berührte, gab er ihnen ihre Würde zurück.
Reduzieren wir heute nicht viel zu oft Menschen auf ein Minimum, auf einen bestimmten Teil von ihnen? Was ist denn, wenn jemand einen Fehler gemacht hat? Was ist denn, wenn sich jemand falsch verhalten hat? Wie reagieren wir, wenn jemand eine andere Meinung hat oder generell anders ist?
„Du hat mit ein Stück deines Herzens geschenkt!“, so heißt es in der Kurzgeschichte. Das hat Jesus immer getan. Er hat Menschen nicht reduziert auf etwas Bestimmtes, sondern sie aufgerichtet.
Solange wir aber in Menschen nur bestimmte Dinge sehen, die wir von ihnen erwarten und dann dieses oder jenes sehen, was uns nicht in den Kragen passt, wenn wir damit auch diesen unpassenden Teil groß machen, „verunreinigen“ wir den Menschen, weil wir nicht mehr seine eigentlichen Werte, also seine Würde sehen. Vielleicht leiden darunter heute so viele Menschen mehr als wir denken, denn sie werden nicht mehr als ganze Menschen gesehen.
Wir sollten es also lassen, etwas in unseren Gedanken, in unserem Kopf gleich schlecht zu machen, obwohl es – wie alles in unserer Welt – aus der reinen und heiligen Welt Gottes kommt. Wenn wir das schaffen, dann und nur dann sind wir selbst rein und damit auch heilig.
Mögen Sie in allen Begegnungen immer als ganzer Mensch gesehen werden, und sehen auch Sie in jedem Menschen seine einzigartige Würde.
Das wünsche ich Ihnen und uns allen.
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