Sonntagsgedanken: Antworten

Symbolbild Religion

Meine lieben Freunde,

in der letzten Woche haben mir meine Schüler regelrecht Löcher in den Bauch gefragt. Da ging es nicht nur um die Erstkommunion, sondern auch um mich, um meinen Glauben, um meine Person als Pfarrer und auch um mein Bild von Gott.

Und mir war eines klar: Mit schönen Geschichten konnte ich den Kindern da nicht kommen, und das wollte ich auch gar nicht. Ich war selbst gefordert, ein Bild von meinem Glauben und meiner Beziehung zu Gott den Schülern mitzugeben. Freilich, das war gar nicht so einfach. Und bestimmt kennen Sie das auch von Ihren Kindern, wenn Ihre Kinder Ihnen tausend Fragen stellen. Mit einfachen Antworten geben sich die Kleinen dann aber auch nicht unbedingt zufrieden. Für den, der gefragt wurde, können schöne Geschichten oder anschauliche Bilder ganz hilfreich sein; vor allem dann, wenn er selbst keine eigene Antwort parat hat. – Aber hilfreich ist das alles wohl kaum.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Was nun unseren Glauben betrifft, schütteln wir vielleicht schnell Geschichten oder auswendig gelernte Sätze aus dem Ärmel, denn dann brauchen wir uns keine großen Gedanken dazu zu machen. Nur sind jene wirklich hilfreich?

Als Jesus in den Synagogen lehrte, bemerkten die Menschen, dass hier eine ganz neue Lehre verkündet wurde. Und ich kann mir auch gut vorstellen, warum sie das formulierten: Sie spürten, dass Jesus hinter seinen Worten stand und sich nicht hinter Geschichten oder Bildern versteckte. Er verkündete mit Leidenschaft und mit Liebe. Er war begeistert und hat mit seiner Begeisterung andere Menschen wiederum begeistert.

Vielleicht brauchen wir auch heute das genauso wieder: Menschen, die begeistert sind und mit ihrer Begeisterung andere anstecken, Menschen, die hinter ihren Worten stehen und sich nicht hinter etwas, das auswendig gelernt worden ist, verstecken. Wir brauchen Menscheln, die noch ihren lebendigen Glauben haben und diesen nicht über etwas Gelerntem verloren haben.

Denn Jesus war auch ganz anders. Seine Verkündigung hatte wenig mit Wissenschaft zu tun, seine Botschaft entsprach nicht den Regeln und der Kunst der Schriftgelehrten, sondern es war eine Verkündigung, hinter der zu spüren war, dass hier einer aus vollem Herzen sprach, einer, der von diesem Gott, von seinem Vater, durch und durch angerührt war, und der aus diesem persönlichen Bezug heraus von seinem Gott redete.

Er sprach nicht wie Menschen, die früher einmal begeistert waren, die einmal Liebende waren, aus denen aber jetzt nur Lernende geworden waren, nicht wie einer, der zwar aus Liebe lernte und aber dann dabei die Liebe verlernt hatte.

Die Menschen spürten, dass Jesus anders sprach. Sie spürten, da redete jemand, der liebte. Und so jemand konnte verkünden – offensichtlich darüber sprechen, was den Glauben angeht; und zwar nur so jemand, wie einer, der wirklichen Vollmacht hat.

Sie alle, die mit Ihren Worten, mit Ihrer Begeisterung, mit Ihren ganz persönlichen Gedanken Menschen, besonders Kindern, Rede und Antwort stehen, Sie sprechen mit göttlicher Vollmacht!

Solche Menschen brauchen wir: Menschen, die mit liebevollen Worten begeistern.

Schön, dass es Sie gibt!

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen