Sonntagsgedanken: Vertrauen
Eines Nachts bricht in einem Haus ein Brand aus. Während die Flammen hervorschießen, stürzen Eltern und Kinder aus dem Haus. Entsetzt sehen sie dem Schauspiel dieses Brandes zu.
Plötzlich bemerken sie, dass der Jüngste fehlt, ein fünfjähriger Junge, der sich im Augenblick der Flucht vor Rauch und Flammen fürchtete und in das obere Stockwerk kletterte. Man schaut einander an. Keine Möglichkeit, sich in etwas hineinzuwagen, das immer mehr zu einem Glutofen wird. Da öffnet sich oben ein Fenster. Das Kind ruft um Hilfe. Sein Vater sieht es und schreit ihm zu: „Spring!“
Das Kind sieht nur Rauch und Flammen. Es hört aber die Stimme des Vaters und antwortet: „Vater, ich sehe dich nicht!“ Der Vater ruft ihm zu: „Aber ich sehe dich, und das genügt, spring!“
Das Kind sprang und fand sich heil und gesund in den Armen seines Vaters, der es aufgefangen hatte.
(Quelle unbekannt)
Wären sie gesprungen? Ich wahrscheinlich nicht. Doch manchmal muss man es einfach wagen. Auch die Jünger wagen es. Sie lassen alles zurück und folgen Jesus. Sie wagen den Sprung in das Ungewisse. In unseren Augen unverantwortlich und unvernünftig. Wir wiegen uns schließlich gerne in Sicherheit. Bei uns wird nichts dem Zufall überlassen. Doch all unsere Planungen, alle Versicherungen, alle Vorsichtsmaßnahmen sind schön und gut. Sie taugen aber nur bis zu einem bestimmten Punkt.
Es gilt immer wieder aufs Neue, den Sprung zu wagen, auch wenn keine rettende Hand zu sehen ist: Manchmal musst du springen ohne dass du dich selbst auffangen könntest.
Das gilt für jeden Lebensabschnitt: für den Jugendlichen, der bei der Berufswahl kaum abschätzen kann, ob ihn seine Entscheidung in 20 Jahren noch tragen wird, für Eltern, die ein Kind in die Welt setzen und keinerlei Sicherheit haben, letztlich planen können, was und wie sie wollen, ohne die Zukunft wirklich in der Hand zu haben und für den alt gewordenen, der nicht weiß, ob er jetzt wirklich den Heimplatz annehmen oder noch zu Hause bleiben soll.
Manchmal muss man eben springen, ohne sich selbst dabei auffangen zu können.
Genau da möchte Jesus seinen Jüngern und Ihnen und auch mir zu verstehen geben, dass man es eben doch tun kann: „Komm und spring, denn ich bin da.“
Im Vertrauen darauf, dass Gott mich auffängt, in diesem Vertrauen, kann ich springen. Im Vertrauen auf Gott, kann ich neue Wege wagen.
Ich glaube mehr Sicherheit gibt es meistens nicht. Das Vertrauen darauf, dass ein Gott da ist, der mich auffangen wird – das ist das einzige, was oft bleibt. Deswegen hat Nachfolge auch sehr wenig mit Gehorsam, ganz wenig mit Geboten und erst recht nicht mit persönlicher Leistung, aber sehr viel – unendlich viel – mit Vertrauen zu tun.
„Spring, folge mir nach!“ sagt Jesus, „Ich bin da und ich fange dich auf.“
Ich wünsche Ihnen dieses Vertrauen, dass Sie es wagen, auch einmal einfach zu springen und etwas zu wagen: Gott fängt Sie auf.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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