250 Filipinos feierten mit ihren Familien in Speichersdorf das Santo Niño Fest

"Santo Niño" in Speichersdorf © Wolfgang Hübner
"Santo Niño" in Speichersdorf © Wolfgang Hübner

„Love, joy, peace and harmonie – Tragen wir sie in unsere Familie hinein“, gab Father Jovin aus Dresden den Gottesdienstbesuchern mit auf den Weg. Zum siebten Mal feierten 250 überwiegend in Bayern lebende Filipinos mit ihren Familien, darunter vielen Kindern das Santo Niño Fest in der Sportarena.

Nach vierjähriger Zwangspause waren am Samstagnachmittag vor allem wieder Gruppen aus Augsburg, Schweinfurt, Bamberg, Nürnberg, Erlangen, Herzogenaurauch und dem Hofer Land angereist, um farbenprächtig und stimmungsvoll das Fest vom Heiligen Kind zu begehen. Das Sinulog-Santo Niño Festival, kurz Sinulog, wird hier analog dem jährlichen kulturellen und religiösen Festival auf den Philippinen zur Feier des Santo Nińo, des Jesuskindes, begangen. Sinulog findet traditionell am dritten Sonntag im Januar statt und ist einer der am meisten erwarteten Feiertage des Jahres. Corona hatte aber auch für das Festival in Speichersdorf sichtlich seine Spuren hinterlassen. Nicht ohne Grund widmete Pfarrer Richell Salinas vielen Verstorbenen der letzten Jahre seine Fürbitten. Deutlich erkennbar war es dieses Mal auch eine jüngere Generation, die nach Speichersdorf zum Feiern gekommen war. Darunter viele Familienangehörige der zweiten und dritten Generation. Am stärksten vertreten die schwäbischen „Children of Mary with Sisters – Light of Jesus“ aus dem Landkreis Augsburg mit Präsidentin Suliet Hüger und Tata Heichele an der Spitze. Mitglieder der philippinischen Gemeinde der St. Konrad Kirche waren mit Bussen angereist und hatten auf der Route befreundete Gruppen und Familien aus München/Dasing, Schrobenhausen und Ingolstadt mitgebracht. Unter ihnen Merlyn Eisenschmidt aus Kutzenhausen bei Augsburg (48) mit ihrem zweiten Ehemann Alois (60). Sie war 1996 nach Deutschland gekommen, hatte nach dem Tod ihres ersten Mannes 2016 wieder geheiratet und war nach 2019 wieder in Speichersdorf mit dabei. Nach 2020 mit Frau und Tochter Collin (8) auch zum zweiten Mal dabei war Roland Llover. Er hatte seine Frau, die philippinischstämmige Roma (41), in Erlangen kennengelernt. Mit ihren beiden Töchtern wohnen sie seit drei Jahren in Egloffstein in der Fränkischen Schweiz. „Diese Veranstaltung ist gelebte Integration“, so der 43-Jährige. „Sie zeugt von berechtigtem Nationalstolz und Patriotismus“, meinte er sichtlich beeindruckt. Es habe bei ihm Gänsehaut ausgelöst, dass sowohl die philippinische als auch die deutsche Nationalhymne gespielt und gesungen wurden. Ein wunderschönes Fest mit sehr netten Menschen in sehr angenehmer Atmosphäre, fasste er am Rande den Nachmittag für sich als bleibende Erinnerung zusammen. Es lohne sich für jeden deutschen Mitbürger, sich das beim nächsten Mal das Santo Nino Fest zu besuchen, appellierte er auch an die Speichersdorfer Bürger im Blick auf 2025. Aber auch aus Amberg, Auerbach, Kulmbach und Bayreuth waren Familien angereist. Für Aida Tropsch aus Eschenbach, seit 1988 in Deutschland und verwitwet, war es gleichsam ein Heimspiel um die Ecke. Viele waren aber zum ersten Mal dabei wie Flora Bauer aus Rehau und Lisa Schilder aus Oberkotzau.

Auch die Organisation und Vorbereitung des Festes musste nach Corona erst wieder langsam neu anlaufen, so Ermenita Suske am Rande. „Wir mußten etwa beim Catering, bei der Tombola und bei der Deko kleinere Brötchen backen.“ Die 63-jährige Filipina lebt seit 41 Jahren in Speichersdorf. 2015 hatte sie das Santo Niño Fest erstmals nach Speichersdorf geholt und von hier aus koordiniert. Seit September 2023 lebt sie vorübergehend bei ihrem Sohn in den USA und ist eigens für das Fest nach Deutschland gekommen, um es wieder zu organisieren. So musste dieses Mal auf das traditionelle philippinischen „Boodle Fight“, bei dem mit den Händen auf Bananenblättern gespeist wird, verzichtet werden. Auch der Tinikling-Tanz über zwei Bambusstangen und der „Sinulog Dance Contest“ war in der Kürze der Zeit nicht zu organisieren. „Nächstes Jahr, zum Zehnjährigen, werden wir das sicherlich alles wieder im Programm haben“, prognostizierte sie schon mal mit einem zuversichtlichen Strahlen im Gesicht. Doch trotz alledem tat es der Stimmung keinen Abbruch. Es wurde gesungen und gebetet, getanzt und geschlemmt. „Pit senior – Viva Santo Niño!“ erschallte es unzählige Mal in der Kirche, bei der Prozession und durch die Sportarena.

Beeindruckend bereits der zweisprachige philippinische Gottesdienst in der Dreifaltigkeitskirche mit Father Jovin aus Dresden und Pfarrer Sven Grillmeier, mit dem das Programm seinen Auftakt nahm. In den buntesten Farben und verschiedensten Größen, und damit eine Augenweide zierten die Santo Nino-Figuren die Stufen des Altars. „Lassen sie uns jeder für sich wie gemeinsam beim Jesuskind Halt finden, wie ein Kind bei seiner Mutter Halt findet“, so der Geistliche Salinas in seiner Predigt. „Dann können wir darauf vertrauen, dass uns das Jesuskind trägt.“ Anschließend ging es in einer Prozession, angeführt von einem blumengeschmückten Jesusschrein zur Sportarena.

Hier hatte die Filipinos-Gruppe aus Schweinfurt um Erlinda mit viel Akribie und Geschick für philippinische Speisen von Hanging Rice (Puso) und Kaldereta (Rindergulasch) über Black Tiger Shrimp (Garnelen) und Bihun (Glasnudeln) bis Adobo (Fleisch mit Ingwer und Zwiebeln) und Lechon (gebackenes Schweinfleisch) bis zu Bangus (gebratener Fisch) gesorgt.

Nach dem Mittagessen, nahm das Programm mit der Begrüßung durch Ermenita Suske, stellvertretende Caritas-Geschäftsführerin Dolores Longares-Bäumler und zweiten Bürgermeister Rudi Heier seinen Auftakt. Sie zeigten sich überwältigt von dem Geist des Miteinanders, den die philippinischen Menschen aus den verschiedenen Städten Bayerns lebten. Das Santo Nino habe mittlerweile Tradition, dass sich Familien, Freunde und Bekannte treffen, und habe sich als feste Einrichtung in Bayern und in Speichersdorf etabliert. Anschließend wurde gemeinsam die deutsche und die philippinische Nationalhymne gesungen. Dann wurde drei Stunden lang in bunten Farben mit Musik, Tanz und Gesang gefeiert. „Selten sieht man so viel Freude ausstrahlende und so lange und so viel lachende und tanzende Menschen“, so die Speichersdorferin Bärbel Cipa. Sie verfolgte staunend und beeindruckt von der Tribüne aus das bunte und ausgelassene Treiben in der Halle. „Von dieser Fröhlichkeit einerseits, wie aber auch von der ausstrahlenden Zufriedenheit und Genügsamkeit könnte mancher noch etwas lernen“, meinte sie. Zu Recht: Denn unter der begeisternden Moderation des Energiebündels und Multitalents an Stimme, Gesang und Tanz, Dyscem Müldener aus München, zogen die Frauen mit ihren prächtigen Santo Nino Figuren ihre Runden. Sie ergriff für philippinische, amerikanische und deutsche Klassiker das Mikrofon. So erklangen Hits wie La Bamba, Makarena, Asereje und Achy Break Heart, wurde eingestimmt in „Atemlos“ und „Die Hölle morgen früh“ von Helene Fischer, wurde zu Let´s twist again, Danza Kuduro und Flowres getanzt, was das Zeug hielt. Für einen Hingucker in ihren prächtigen Outfits und eigens einstudierten Choreographien sorgten Die „Children Of Mary“ aus Augsburg und die Hofer Philipinengruppe bei ihren Tänzen „Sinulog in tribute to Santo“. Nach dem großartigen Erfolg in den Vorjahren gehört auch dieses Jahr wieder eine Tombola mit 1000 Losen zum Programm.

Am Samstag, 11. Januar 2025, treffen sich die Philippinen zum achten Santo Nino Fest und feiern ihr Zehnjähriges. Dann gibt es ganz besonderes Special im Unterhaltungsprogramm: Dann treten philippinische Tanzgruppen zum Dance Contest Ati-Atihan an. Gruppen aus Augsburg, Erlangen, Nürnberg, Kitzingen, Bamberg, Schweinfurt, Hof und Herzogenaurach haben bereits zugesagt.