„Lebendiger Adventskalender“ in Zeulenreuth
„Advent gibt uns bewusst Zeit, mit offenen Augen auf das Jesuskind zu warten.“ Entsprechend der Kernaussage der Weihnachtsgeschichte drehte sich beim elften Adventstürchen auf dem beschaulichen Vorplatz des Häusls alles um die Krippe und das Jesuskind. Sabine Jauernig, Frank Reichstein und Yvonne Böhmer von der evangelischen Christusgemeinde hatten zu einer besinnlichen Stunde des Lebendigen Adventskalender eingeladen.
So mancher, der am frühen Abend am Zeulenreuther Dorfplatz vor dem Gemeinschaftshäusl vorspazierte, dürfte sich gewundert haben. Zu einer Zeit, zu der Ruhe und Stille in der Dorfmitte herrscht und eigentlich so gar nichts los ist, loderten aus einer Feuertonne die Flammen und erleuchteten das Umfeld. Denn in der Ecke zwischen Feuerwehrgerätehaus und Häusl, flankiert von einen schön beleuchteten Christbaum scharten sich Frauen und Männer, Kinder und Jugendliche um Partytische. Darauf strahlten in Gläsern Teelichtern, eingebettet in rotes Granulat. Auf roten Servietten gebettetes Weihnachtsgebäck wie Lebkuchen, Plätzchen und Spekulatius luden zum Naschen ein. Heißer roter Glühwein aus dem Einwegtopf sorgte angesichts winterlich-eisiger Temperaturen für innerliche Wärme. So mancher hatte sich angesichts eisig-windiger Witterung wohlweislich in Mütze, Schal, Handschuhe und dicker Jacke eingelullt.
Es war in diesem Jahr das elfte von 13 Türchen des „Lebendigen Adventskalenders“ der evangelischen Kirchengemeinde, das dort aufging, wo die Menschen zuhause sind. In Zeulenreuth wurde es in einer Gemeinschaftsleistung der Familien Jauernig-Reichstein, Reiß und Böhmer organisiert. „Der lebendige Adventkalender will Menschen zusammenbringen. Wir wollen uns miteinander der Vorbereitung auf Weihnachten zuwenden“, so Sabine Jauernig. „Es geht um Gemeinschaft und Begegnung, aber nirgends aufgedrängt“, ergänzt Frank Reichstein. „So können Menschen diese Tage intensiv und aus ganz anderem Blickwinkel erleben“, so Yvonne Böhmer. Für das Ambiente bedarf es dazu nicht viel: ein bisschen Deko und Kerzenlicht,Süßes, adventliche Lieder und besinnliche Texte – und eine Stunde Zeit, um nach einem langen Arbeitstag zusammenzukommen und sich miteinander „im Kleinen auf etwas ganz Großes – das Geburtsfest Jesu – einzustimmen“, sagt sie. Aber auch das Gemütliche und Heitere kommt nicht zu kurz. Eingeladen waren sie alle: Menschen jeden Alters und jeder Konfession, vom Baby bis zu den Senioren, auch Nachbarn und Freunde. Sie sollen die Adventszeit gemeinsam begehen und sich dort „wo zwei oder drei im Namen Jesu versammelt sind“ auf nach Weihnachten machen. Deshalb war gemeinsames Hören, Singen und Beten angesagt. Leise untermalt von den sanften adventlichen Tönen lud Frank Reichstein deshalb ein, die Hektik des Alltags hinter sich zu lassen, zur Ruhe zu kommen und sich innerlich einzustimmen auf das Geheimnis der Menschwerdung des Gottessohnes. Gemeinsam stimmte man ein in Alfred Hans Zollers traditionelles Weihnachtslied „Stern über Bethlehem“.
Lange hatte Sabine Jauernig nach einer passenden, so gar nicht bekannten Weihnachtsgeschichte gesucht. Bei Raphaele Caderas „Unruhe im Stall“ war sie fündig geworden. Entsprechend herrschte gespannte Aufmerksamkeit, als Franky Reichstein, die Geschwister Lion, Kimi und Jörg Böhmer und ihre Mama Yvonne Böhmer, Sabine Jauernig und Katharina Reiß im Wechsel die humorvolle Weihnachtsgeschichte mit tieferem Sinn für die ganze Familie vortrugen. Denn die Krippenfiguren der Heiligen Familie in der Krippe spähten aus ihrem gemütlichen Holzstall hinaus ins Wohnzimmer und verfolgten, wie dort die Menschen-Familie dieses Jahr Weihnachten feiert. Vom Stall aus mussten sie aber entsetzt beobachten, dass die Menschen immerzu im Stress sind, der Arbeit den Vorzug geben und Geschenken und Terminen nachjagen, anstatt sich auf Weihnachten als Geburtsfest Jesu zu konzentrieren. Um die Menschen, drastisch damit zu konfrontieren, was im Mittelpunkt des Weihnachtsfests steht, verschwindet das Jesu Kind mal kurzerhand für ein paar Tage in der Versenkung und taucht erst wieder am Heiligen Abend auf. Zur Freude der Menschen, denen bewusst wurde, dass zum Gelingen des Weihnachtsfests nur das Jesuskind wichtig ist. Beschämt mussten sie sich eingestehen, dass sie die Adventszeit alles andere als sinnvoll genutzt hatten, sich bewusst Zeit zu nehmen, um mit offenen Augen auf das Jesuskind zu warten.
Bevor es zum gemütlichen Teil überging, wurde noch gemeinsam um Zeit für die Familie und den Mitmenschen sowie das Vater Unser gebetet. Zur Erinnerung und als kleines Geschenk hatte Yvonne Böhmer 35 Tütchen mit eigens gebackenen Krippenplätzchen mit drei Sternen sowie einem Lesezeichen mit Krippenmotiv gebastelt. Anschließend plauderte man ein bisschen, wärmte sich mit heißem Getränk auf und genoß das weihnachtliche Gebäck, und verschwand schließlich wieder in der Nacht.` Das letzte Adventstürchen wurde am Freitag, 22. Dezember um 18:30 Uhr vor der Christuskirche auf dem Kirchplatz 1 mit Pfarrerin Andrea Kühn geöffnet.
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