Aus der Gaustadter Leserpost: Weihnachtsbotschaft von Wolfgang Bönig
Liebe Verwandte und Bekannte,
liebe Freundinnen und Freunde,
sehr geehrte Damen und Herren!
Als ich durch den Fichtenforst wandert‘ –
Herr im Himmel, hilf mir! -,
sah ich unzählige tote Bäume,
seitdem hab‘ ich schlimme Träume:
Wird die Erde sterben?Als ich durch die Länder reiste –
Herr im Himmel, hilf mir! -,
sah ich Hunger, Dürre, Fluten,
wie es niemandem zuzumuten:
Menschen elend sterben.Als die Nachrichten ich vernommen –
Herr im Himmel, hilf mir! -,
las ich von Terror, hört‘ von Kriegen.
Kann denn wirklich jemand siegen,
wenn Freund‘ wie Feinde sterben?Als in Gedanken ich versunken –
Herr im Himmel, hilf mir! -,
hört‘ ich von fern „Fried‘ auf Erden“ klingen,
wie wir stets zur Weihnacht singen.
Doch Mensch und Schöpfung sterben.Als der Schöpfer das All kreierte –
Herr im Himmel, hilf mir! -,
wie Schwestern und Brüder sollten wir walten,
seine Erde sorgsam erhalten
für die, die sie einst erben.Ob Jude, Muslim oder Christ –
Herr im Himmel, hilf uns! -:
Den einen Gott wir verschieden verehren.
Lasst halten uns sein‘ Gebot‘ in Ehren:
für Nächstenliebe werben!
Die drei monotheistischen Religionen berufen sich alle auf den Stammvater Abraham, auf eine gemeinsame Wurzel. Woher also rührt die gegenseitige Ablehnung, der Hass, der über die Zeiten einen unglaublichen Blutzoll forderte und noch immer fordert?
Diesen Hass gibt es sogar innerhalb jeder der drei Religionen. Über Jahrhunderte führte die Spannung zwischen den christlichen Konfessionen zu grausamen Kriegen, Scheiterhaufen, Massakern und Fluchtbewegungen. Selbst heute noch kommt es mancherorts zu Ausgrenzungen. Im Islam sind sich Sunniten und Schiiten vielfach spinnefeind. Die Diskrepanzen zwischen teils radikalen Fundamentalisten und weltoffenen liberalen Gläubigen treten in allen drei Religionen zu Tage, führen mancherorts zu skurrilen Erscheinungen wie der Verpflichtung, im Biologieunterricht die wörtliche Auslegung der biblischen Schöpfungsgeschichte zu lehren. Aber auch brutale Attentate und Kriege erwachsen aus diesem Nährboden.
Wer tiefer blickt, erkennt die wahren Ursachen: Tatsächlich finden sich hinter der religiös verbrämten Fassade nahezu immer machtpolitische und / oder wirtschaftliche bzw. finanzielle Interessen, deren Drahtzieher sich Leichtgläubigkeit und Fanatisierung zunutze machen.
Große kulturelle Fortschritte gelangen den Menschen meist, wenn verschiedene Kulturen einander bereicherten. Doch das ist nur bei gegenseitiger Achtung, unter Respekt voreinander möglich – eine Sichtweise, die über die drei abrahamitischen Religionen hinausgeht.
Wir Christen feiern mit dem Weihnachtsfest die Geburt des Messias: Gott selbst ist in Gestalt seines Sohnes auf die Erde gekommen. Juden und Muslime teilen diese Sicht zwar nicht. Als Propheten aber erkennen sie Jesus an, so dass bei allen zweifellos bedeutenden Unterschieden auch hier eine Verbindung nicht in Abrede gestellt werden kann.
Jesus greift in seinem Wirken das schon im Alten Testament verankerte göttliche Gebot der Nächstenliebe als zentralen Kern seiner Botschaft auf. Warum ist es über Jahrhunderte ignoriert, vergessen worden, selbst nach zwei Jahrtausenden noch immer nicht in den Köpfen der angeblich intelligentesten Lebewesen dieses Planeten verankert? Hat(te) Albert Einstein, einer der genialsten Wissenschaftler, der als Jude vor den Nationalsozialisten aus Deutschland hatte fliehen müssen, vielleicht Recht: „Zwei Dinge sind unendlich: das Weltall und die menschliche Dummheit. Beim Weltall bin ich mir nicht sicher“?
In der Hoffnung, dass Herz und Vernunft letztlich doch zu einer friedvollen Welt führen werden, wünschen wir allen ein gesegnetes Weihnachtsfest sowie einen guten Start in das neue Jahr 2024!
Familie (Stadter-)Bönig
Felicitas – Rita – Wolfgang
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