Sonntagsgedanken: Stimmen in der Wüste
Liebe Freunde,
Die Adventszeit stellt uns heute Johannes den Täufer vor Augen, den Mann, der als Wegbereiter für den Messias gilt. Er lebte in der Wüste und hatte dennoch die Botschaft verkündet.
Sind wir einmal ehrlich: Einen dümmeren Platz hätte er wohl kaum finden können, um seine Botschaft zu verkünden, oder? In der Wüste, da gibt es Sand, Steine, Dornbüsche, aber doch kaum die Menschen, die seine Botschaft hätten hören sollen. In der Wüste… ? Nein, einen ungeeigneteren Platz hätte er wohl wirklich nicht finden können.
Aber wo Gott es will, dort wird sogar die Stimme eines Predigers in der Wüste gehört. Und könnte das nicht vielleicht sogar die gute Botschaft sein für alle, die sich wie Johannes in einer Wüste befinden, eine gute Botschaft für alle, die meinen, dass man ihre Botschaft gar nicht hört oder hören will?
Ist das nicht eine gute Botschaft für alle, die sich in unserer Ellenbogengesellschaft noch um menschliche und christliche Werte bemühen, für alle, für die Menschlichkeit, Barmherzigkeit und Nächstenliebe noch Werte sind, die sie auch umsetzen?
Ist es nicht vielleicht sogar eine Botschaft für alle, die sich um eine geschwisterliche Kirche bemühen und sich dafür abrackern, für alle, die unermüdlich versuchen, den lebendigen Geist Jesu zu verkünden und zu leben, aber sich vorkommen, wie in einem Kampf gegen Windmühlen und die sich dabei oft ungehört und alleingelassen vorkommen?
Ich bin sicher, dass jede gutgemeinte Stimme nicht unerhört bleiben wird, denn Gott kann auch auf krummen Wegen gerade schreiben und sogar Stimmen in der Wüste gewaltiges Gehör verschaffen.
Erst recht, wenn unser Verstand schon lange immer deutlicher zu verstehen geben will, dass unser Engagement eigentlich sinnlos und ohne jede Aussicht auf – auch nur den kleinsten – Erfolg ist, bin ich mir sicher, dass auf einem solchen Fundament unser Gott durchaus zu bauen versteht.
Vielleicht braucht er gerade Menschen, die nicht zuerst den Erfolg berechnen, den sie zu erwarten haben. Vielleicht sucht er Menschen, die nicht erst ewig und lange an einem Konzept für eine Botschaft feilen. Vielleicht sucht er ja gerade diejenigen, die einfach rufen; und das auch dann noch tun, wenn es eigentlich schon aussichtslos zu sein scheint. Vielleicht benötigt er gar nicht mehr. Vielleicht braucht er manchmal ganz einfach nur Menschen, die eben rufen.
Dass seine Botschaft auch gehört wird, darüber brauchen wir uns dann den Kopf nicht zu zerbrechen. Dass jemand zuhört, darum wird ER sich am Ende selbst kümmern.
Deswegen möchte ich alle ermutigen, die im Sinne eines Johannes auch heute der Welt eine Botschaft zu verkünden haben: eine Botschaft, die sagt, dass Werte wie Menschlichkeit, Liebe, Barmherzigkeit, Vertrauen, nicht überholt und veraltet sind. Diese Botschaft ruft: „Macht weiter, jede Stimme wird gehört werden!“
Einen guten 2. Advent
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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