Amnesty-Briefmarathon in Bamberg

Briefmarathon 2019
Briefmarathon 2019

Briefmarathon am 10. Dezember 2023 – Schreib für die Freiheit!

Der Amnesty-Briefmarathon ist die größte Menschenrechtsaktion weltweit. Rund um den Tag der Menschenrechte verschicken Hunderttausende mehrere Millionen Appelle gegen Menschenrechtsverletzungen weltweit – im vergangenen Jahr waren es mehr als fünf Millionen Briefe.

Auch dieses Jahr ruft die Stadtgruppe Bamberg von Amnesty International am Jahrestag der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte zur Teilnahme am jährlich stattfindenden Briefmarathon auf.

Alle, die sich für bedrohte Menschenrechtsaktivist*innen einsetzen wollen, sind herzlich eingeladen, sich am

  • Sonntag, den 10.12.2023
  • in der Zeit von 16:00 Uhr bis 18:00 Uhr
  • Maximiliansplatz Bamberg, vor dem Wöhrl

an der weltweiten Schreibaktion zu beteiligen.

Aktionsplakat "Briefmarathon"

Aktionsplakat „Briefmarathon“

Unterschreiben Sie z.B. für die polnische Menschenrechtsverteidigerin Justyna Wydrzyńska, die für sichere Abtreibungen, Verhütungsmittel und Sexualaufklärung kämpft und die für ihre Hilfe an einer schwangeren Frau, Abreibungspillen zu bekommen, zu acht Monaten gemeinnütziger Arbeit verurteilt wurde; für Ana Maria Santos Cruz, eine schwarze Brasilianerin, deren Sohn von der Polizei brutal ermordet wurde, und welche nun um Gerechtigkeit, Wiedergutmachung und Aufklärung kämpft; oder für die beiden Klimaaktivisten Onkel Paul und Onkel Pabai in Australien, die gegen ihre Regierung klagen, welche es versäumt, die Zerstörung ihrer Inseln und ihrer Kultur durch den Klimawandel zu verhindern.

Weitere Informationen finden Sie unter:

Eswatini: Thulani Rudolf Maseko

Thulani Maseko war Anwalt und Menschenrechtsverteidiger in Eswatini, einer absoluten Monarchie im südlichen Afrika. Im Januar 2023 wurde Thulani, der die repressiven Gesetze und die staatliche Gewalt im Land offen kritisierte, erschossen. Bis heute ist niemand für den Mord zur Rechenschaft gezogen worden.

Südafrika: Thapelo Mohapi und die Bewegung Abahlali baseMjondolo (AbM)

Abahlali baseMjondolo (AbM) ist eine Basisinitiative von mehr als 115 000 Menschen, die in informellen Siedlungen in Südafrika leben und für Land, Zugang zu angemessenem Wohnraum und grundlegende Menschenrechte für alle kämpfen. Seit ihrer Gründung im Jahr 2005 haben die AbM-Mitglieder einen hohen Preis gezahlt: Sie waren Repressionen und brutalen Zwangsräumungen durch den Staat ausgesetzt. Die Vertreibungen haben zum Tod einiger ihrer Mitglieder geführt. Thapelo Mohapi ist der Generalsekretär der AbM. Er ist derzeit untergetaucht, nachdem er wegen seiner Arbeit als Aktivist ständig bedroht und eingeschüchtert wurde.

USA: Rocky Myers

Rocky Myers ist ein afroamerikanischer Mann und sitzt seit 1994 in Alabama, USA, in der Todeszelle. Ein fast ausschließlich weißes Geschworenengericht hat ihn für den Mord an seinem weißen Nachbarn zu lebenslanger Haft ohne die Möglichkeit einer Bewährung verurteilt. Aber der Richter hob diese Entscheidung auf und verhängte die Todesstrafe – eine Praxis, die in Alabama inzwischen verboten ist. Rocky wuchs in extremer Armut in New Jersey auf und mit 11 Jahren wurde bei ihm eine geistige Behinderung diagnostiziert. Der ihm zugewiesene Anwalt für Berufungen gab seinen Fall ohne Vorankündigung ab, so dass er wichtige Fristen für die gerichtliche Berufung verpasste. Die Gerichte stützten sich bei ihren Entscheidungen in erster Linie auf IQ-Tests – ein Standard, den der Oberste Gerichtshof der USA 2014 für unzureichend befand – und lehnten seinen Antrag auf Fristverlängerung ohne Rücksicht auf seine geistige Behinderung ab.

Brasilien: Ana Maria Santos Cruz

Ana Maria Santos Cruz ist eine schwarze Frau, Aktivistin, Menschenrechtsverteidigerin und Mutter, deren Sohn – Menschenrechtsverteidiger Pedro Henrique Santos Cruz – brutal von der Polizei ermordet wurde. Nach seinem Tod wurde Ana Maria durch ihren Kampf für Gerechtigkeit bekannt. Ihre Forderungen nach Wiedergutmachung und Aufklärung haben dazu geführt, dass sie ermahnt von den Behörden schikaniert wird – mit dem Ziel, ihren täglichen Kampf für Gerechtigkeit zu schwächen und zu kriminalisieren. Ana Maria soll in ihrem Kampf, die Verantwortlichen für die Ermordung ihres Sohnes zur Rechenschaft zu ziehen und der Polizeigewalt ein Ende zu setzen, eingeschüchtert und in ihrer Meinungsfreiheit eingeschränkt werden.

Australien: Onkel Paul und Onkel Pabai

Onkel Paul und Onkel Pabai stammen von den Inseln Boigu und Sabai. Ihre Familien leben seit über 65.000 Jahren auf und von ihrem Land – aber jetzt drohen sie alles zu verlieren. Der Meeresspiegel in der Torresstraße steigt doppelt so schnell wie der weltweite Durchschnitt. Diese Überschwemmungen beschädigen die Häuser der Menschen, und das Salzwasser zerstört das Gemüse, das sie zur Ernährung ihrer Familien anbauen. Paul, Pabai und ihre Gemeinden wenden sich mit einer strategischen Klage gegen die Regierung in Australiens bisher bedeutendstem Präzedenzfall zum Klimawandel. Sie argumentieren, dass die Regierung es versäumt, die Zerstörung ihrer Inseln und ihrer Kultur durch den Klimawandel zu verhindern, und wollen, dass die Gerichte die Regierung anweisen, ihre Häuser und Gemeinden durch eine Reduzierung der Emissionen zu schützen.

Myanmar: Maung Sawyeddollah

Maung Sawyeddollah, der mit seinem Nachnamen genannt zu werden will, ist ein 22-jähriger Rohingya-Flüchtling und Jugendaktivist, der im Flüchtlingslager Cox’s Bazaar in Bangladesch lebt. Im Jahr 2017 floh er mit seiner Familie aus Myanmar, um der ethnischen Säuberung zu entkommen, die die staatlichen Sicherheitskräfte gegen die muslimische Minderheit der Rohingya verübten. Sawyeddollah fordert Gerechtigkeit für seine Gemeinschaft. Dazu gehört auch die Forderung nach einer Entschädigung in Höhe von 1 Million Dollar an Facebook-Eigentümerin Meta zur Finanzierung von Bildungsprojekten in Cox’s Bazar. Die Algorithmen und das Profitstreben von Meta haben zur Diskriminierung und Verfolgung der Rohingya beigetragen. Sawyeddollah ist derzeit an mehreren Prozessen gegen Meta beteiligt, um Entschädigungen für die Rolle, die der Konzern bei der Vertreibung der Rohingya gespielt hat zu erhalten.

Polen: Justyna Wydrzyńska

Justyna Wydrzyńska ist Menschenrechtsverteidigerin und Gründerin der Website Women on the Net, Polens erstem Online-Forum zur Unterstützung von Frauen auf der Suche nach sicheren Abtreibungen, Verhütungsmitteln oder Sexualaufklärung, und arbeitet derzeit mit dem Abortion Dream Team (ADT) zusammen, einer Basisinitiative, die Frauen, die einen Schwangerschaftsabbruch benötigen, direkte und unmittelbare Hilfe bietet. Im März 2023 wurde Justyna zu acht Monaten gemeinnütziger Arbeit verurteilt, weil sie einer schwangeren Frau in Polen geholfen hatte, Abtreibungspillen zu bekommen. Ihre Verurteilung stellt einen gefährlichen Präzedenzfall in Polen dar, wo Abtreibung fast vollständig verboten ist.

Kirgisistan: Rita Karasartova

Rita Karasartova ist eine Menschenrechtsverteidigerin und Expertin für zivilgesellschaftliche Teilhabe. Sie arbeitete für das Institute of Civic Analysis, eine Menschenrechtsorganisation und Denkfabrik. Rita war eine der ersten weiblichen Menschenrechtsverteidigerinnen, die öffentlich über Fragen der Strafverfolgung und des Justizsystems in kirgisischer Sprache berichteten. Rita wurde im Oktober 2022 verhaftet, weil sie sich einer Gruppe von Aktivist:innen und Politiker:innen angeschlossen hatte, die sich gegen ein Abkommen über die Grenzziehung zu Usbekistan aussprachen. Rita ist in einem Untersuchungsgefängnis in Bischkek inhaftiert, wo sie unter miserablen Bedingungen festgehalten wird. Ihr Gesundheitszustand ist sehr schlecht.

Tunesien: Chaima Issa

Chaima Issa ist eine prominente tunesische Aktivistin und führende Oppositionelle in der Nationalen Heilsfront (NSF), einer der wichtigsten Oppositionskoalitionen in Tunesien. Chaima Issa wurde am 22. Februar 2023 verhaftet. Nach mehr als vier Monaten willkürlicher Inhaftierung kam sie im Juli 2023 frei. Doch das Gerichtsverfahren läuft noch, die Behörden haben ihr verboten, ins Ausland zu reisen und „in öffentlichen Räumen aufzutreten“. Ein Militärgericht, dem es an Unabhängigkeit mangelt, ermittelt außerdem gegen Chaima, weil sie die Behörden in einer Radiosendung kritisiert hat. Wegen dieser Anklage drohen ihr bis zu 10 Jahre Gefängnis.

VAE: Ahmed Mansoor

Ahmed Mansoor ist Menschenrechtsverteidiger und wurde 2015 mit dem renommierten Martin-Ennals-Preis ausgezeichnet. Er dokumentiert seit 2006 die Menschenrechtslage in den VAE. Bis zu seiner Verhaftung am 20. März 2017 war Ahmed Mansoor der letzte Menschenrechtsverteidiger in den VAE, der die Behörden öffentlich kritisieren konnte. Ahmed wurde zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt und wird in Einzelhaft gehalten. Er darf keine Bücher lesen oder fernsehen, er darf nie ins Freie, ihm wird medizinische Hilfe verweigert, er hat keinen Zugang zu seiner Familie und ist in einer Zelle ohne Bett oder Matratze inhaftiert.