Der Wichsensteiner Weihnachtsmarkt ist ein leuchtendes Beispiel der Integration
Der Wichsensteiner Weihnachtsmarkt ist nicht nur einer der schönsten in der Fränkischen Schweiz der alljährlich zahlreiche Besucher aus nah und fern in das Jurahochdorf lockt, sondern auch der einzige Weihnachtsmarkt in der Region ohne einen einzigen kommerziellen Verkaufsstand bei dem alle Erlöse für wohltätige und soziale Zwecke gespendet werden. Nun fand er zum 30. Mal statt und war schöner und größer denn je. Wir haben uns auf dem Markt umgesehen.
Wichsenstein war dank des massiven Schneefalls zum Winter-Wonderland geworden, was herrlich zum Jubiläumsweihnachtsmarkt passte. Romantischer hätte die Stimmung mit den vielen Lichtern gar nicht sein können. Auch Wichsenstein hat jedes Jahr ein Christkind, dessen Namen bis zum Auftritt streng geheim gehalten wird. Nicht einmal Achim Roppelt, der Organisator der ersten Stunde der seither auch selbst den Nikolaus spielt, weiß vorher, wer das neue Christkind ist. Das weiß nur die Christkindbeauftragte der Pfarrei St. Erhard, Kerstin Hölzel, ihres Zeichens auch Marktgemeinderätin von Gößweinstein. Und so war die Überraschung für die vielen Besucher und vor allem für die Kinder natürlich groß, als das Christkind mit seinem Prolog den Markt eröffnete. Das Wichsentseiner Christkind in diesem Jahr ist die 12-jährige Larissa Hölzel aus Wichsenstein die in die siebte Klasse der Realschule Ebermannstadt geht. Ihr Hobby ist das Fußballspielen beim FC Wichsenstein. Als Engel standen ihr Johanna Kupfer und Lina Spörl zur Seite.
Roppelt erinnerte an den ersten Wichsensteiner Weihnachtsmarkt vor 33 Jahren. Da gab es nur eine Bude vor der Kirche in der Glühwein ausgeschenkt und Selbstgebasteltes verkauft wurde. Beim Erhardi-Brötchen-Backen sei man dann auf die Idee gekommen den Markt größer zu machen und die Erlöse komplett für wohltätige und soziale Zwecke in der ganzen Welt zu spenden. So haben die Wichsensteiner in den 30 Jahren schon etwa 150.000 Euro gespendet. Heuer war der Jubiläumsweihnachtsmarkt noch bis ins obere Dorf erweitert worden wo die Stände des Kindergartens St. Erhard und er Kinder- und Jugendfeuerwehr standen und erstmals auch das kleine Kinderkarussell aus dem Jahr 1891 das lange Zeit eine Attraktion auf dem Nürnberger Christkindlmarkt war. Nun drehte es sich sehr zur Freude der Kleinen in Wichsenstein.
Was auch neu war, war der Stand der ukrainischen Kriegsflüchtlinge. Das ist gelebte Integration. Die ukrainischen Kriegsflüchtlinge, die in der Ortsmitte im ehemaligen Gasthof Roppelt wohnen, hatten ihren eigenen Stand mit ukrainischen Spezialitäten wie Schaschlik oder Apfelkuchen und selbst Gebasteltem und Gestricktem. Die ukrainischen Frauen Alina, Tanja, Ejena und Julia hatten sichtlich Spaß in ihrer Weihnachtsbude, die immer dicht umringt war. Auch der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber war auf Einladung von Achim Roppelt zum Weihnachtsmarkt gekommen und begrüßte die zahlreichen Besucher. Er sprach von einem „Friedensfest“ in schwierigen Zeiten und beglückwünschte die Wichsensteiner zur erfolgreichen Integration der ukrainischen Kriegsflüchtlinge. Das kleine Dorf Wichsenstein ist ein leuchtendes Vorbild, wie Integration geht.
Sein Glückwunsch galt aber auch seinem Freund Achim Roppelt, der kürzlich seinen Lebenspartner geheiratet hatte. Roppelt war sichtlich bewegt von Glaubers Dankesworten an die Wichsensteiner, die wieder einen weithin einmaligen Weihnachtsmarkt auf die Beine gestellt haben. Wie Roppelt sagt habe man die neuen Mitbürgerinnen und Mitbürger aus der Ukraine gleich mit in die Vorbereitungen des Weihnachtsmarkts mit eingebunden. Und sie waren begeistert bei der Sache, schon beim Aufbau der Marktstände und dann noch mit einem eigenem Stand. Wer nach Wichsenstein kommt ist willkommen wird gleich mit in die Dorfgemeinschaft eingebunden. Auch beim Adventskonzert in der Kirche trat ein Musiker aus der Ukraine mit seinem Schifferklavier mit auf.
Grußworte sprachen auch Vizelandrätin Rosi Kraus und Vizebürgermeister Georg Bauernschmidt, für beide ein Heimspiel. Segensreiche Worte kamen auch von Pfarrer Pater Ludwig Mazur. Die große Freude über den großen Andrang war auch Organisator Achim Roppelt sichtlich anzusehen, als er neben dem Christkind und seinen Engeln seine Begrüßungsrede hielt. Dem Musikverein Gößweinstein froren danach bei 6 Grad minus am Ende sogar die Instrumente ein. Auch das weitere Rahmenprogramm mit den Wannbacher Musikanten und dem Gesangverein Liederkranz Wichsenstein konnte sich sehen lassen. Die Spenden in diesem Jahr mit insgesamt 4.500 Euro gingen an den ASB-Wünschewagen, den Erlanger Verein „Ein-Dollar-Brille“, Namaste Children Nepal, Kids for Kids in Afrika und an die NN-Aktion “Freude für alle”.
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