Sonntagsgedanken: Advent

Symbolbild Religion

„Denn verschlossen war das Tor, bis ein Heiland trat hervor“,

so, liebe Freunde, beginnt ein Adventslied.

Aber haben Sie nicht auch schon die Erfahrung gemacht, dass man manchmal sogar vor einer Tür steht, die verschlossen war und verschlossen geblieben ist?

Vor einer Türe zu stehen ist immer eine spannende Angelegenheit, weil man nie weiß, was sich dahinter verbirgt. Man weiß bei keiner Tür, die man zum ersten Male öffnet, was einen dahinter tatsächlich erwartet. Und manchmal weiß man es nicht einmal bei Türen, deren Klinke man immer wieder in die Hand nimmt.

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel ...

Pfarrer Klaus Weigand (rechts) mit Urmel …

Man kann jede Woche dieselben Türen öffnen und trotzdem jedes Mal vor ganz neuen, ganz ungeahnten und wieder überraschenden Situationen stehen, die ihre jeweils eigenen Herausforderungen mit sich bringen.

Ja, Türen sind immer wieder etwas Spannendes. Und das hat sogar mit mir selber, mit jedem von uns etwas zu tun. Denn auch das, was in uns drinsteckt, das, was uns bewegt, ist für uns selbst oft ein Geheimnis. Wir selbst, wir stecken wie in einem geschlossenen Raum, verborgen hinter einer Tür, einer Tür, die wir immer wieder aufs Neue öffnen müssen, um wirklich zu uns selbst vorzudringen.

Sagen Sie nicht, Sie hätten es schon so oft getan! Es ist jedes Mal eine neue Überraschung. Wir treffen uns selbst jedes Mal aufs Neue in immer anderen Situationen an; und das im Grunde jeden Tag. Es ist nicht immer leicht, sich selbst zu begegnen. Es wird stets wieder aufs Neue Überwindung kosten, diese Tür zu sich selbst aufzustoßen und in sich hineinzublicken. Dann kann ich mir selbst begegnen und mich fragen, wer ich denn eigentlich bin und wie und was ich bin.

Die Adventszeit ist die Zeit, das neu zu entdecken, eine Zeit Türen zu öffnen; nicht nur Türen zu anderen Menschen, sondern vor allem zu mir selber.
Advent ist der Schlüssel zu mir, zu meinem verschlossenen Herzen. Da kann ich es endlich wagen, kleine Schritte zu gehen durch Türen hindurch. Ich kann meine Tore weit machen, meine Arme ausbreiten – mich und mein Herz ganz öffnen – auch für den anderen. Advent sagt mir: Gott will mir helfen, er will mich heilen.

Und es ist Zeit durch solche Türen hindurchzugehen, den anderen- und auch mir selbst – wieder aufs Neue zu begegnen, andere – und mich selbst – neu kennen, neu verstehen und vielleicht sogar neu lieben zu lernen.

Deswegen ist Advent die Schlüsselstelle zum Menschwerden. Da darf wirklich alles das an das Licht des Tages kommen, was wir aus dem Blickfeld verloren haben und was uns sozusagen „verschlossen“ macht. Denn es kommt einer, der uns annimmt wie wir sind und vor dem wir uns nicht verstecken oder verändern müssen.

Nutzen Sie den Advent und öffnen Sie die Tür zu sich selber und öffnen Sie die Tür Ihrer Herzen für Ihre Mitmenschen, dann kann es Weihnachten werden.
Eine gute Adventszeit!

Klaus Weigand


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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand

  • Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
  • Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
  • Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
  • Priesterweihe 1998
  • Tätigkeiten:
  • Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
  • Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
  • seit 2015 in Heroldsbach und Hausen