Bamberger Wurzeln bleiben unvergesslich
Eintrag von Prof. Dr. Michael Wolffsohn ins Goldene Buch der Stadt Bamberg
Der Rokokosaal im Alten Rathaus ist der passende Rahmen für bewegende Momente: So auch am Donnerstag, 23. November, als der Historiker und Publizist Prof. Dr. Michael Wolffsohn mahnende und emotionale Worte fand, als er sich in das Goldene Buch der Stadt Bamberg eintrug. Wolffsohn hat Bamberger Wurzeln. Seine Mutter war die 1922 in Bamberg geborene Thea Saalheimer. Oberbürgermeister Andreas Starke erläuterte dem prominenten Gast die Elemente Bamberger Erinnerungskultur. „Es bleibt die gemeinsame Aufgabe, jüdisches Leben in Bamberg zu schützen“, so Starke. Oberbürgermeister Andreas Starke erinnerte bei der Begrüßung daran, dass Bamberg den ersten Antisemitismusbeauftragten auf kommunaler Ebene berufen hat. Auch er soll helfen, Judenhass zu begegnen. Der OB erwähnte die Stolpersteine sowie die neuen Erinnerungsstelen, die im Rahmen eines Kunstprojekts errichtet werden. Sie markieren die Stellen, an denen Menschen jüdischen Glaubens vor ihrer Deportation gesammelt wurden, nämlich in den heutigen Theatergassen.
Wolffsohn bezeichnete sich als Chronist der Familie Saalheimer. Justus Saalheimer, Großvater mütterlicherseits, war Inhaber der Textilwarengroßhandlung M. Ullmann. Diese logierte, erzählte Wolffsohn mit Blick auf den Antisemitismusbeauftragten, „da, wo Sie Ihren Amtssitz haben, am Heinrichsdamm 1“. Die Saalheimers und andere jüdische Familien bezeichnete Wolffsohn als gute Staatsbürger, Deutschland loyal ergeben. So hatten die Saalheimers anfangs Mühe, den Hass gegen Juden zu erkennen. Aber die Zerstörung der Bamberger Synagoge und die Einkerkerung von 168 Bürgerinnen und Bürgern jüdischen Glaubens am 9. November 1938 öffneten die Augen. Wolffsohn fügte in seiner Rede die Geschichte von Schwester Martha Margarita von den Englischen Fräulein hinzu, die 18 ihrer 32 Kinder jüdischen Glaubens erklären musste, dass „Juden in Deutschland keinen Platz mehr haben.“ Justus Saalheimer flüchtete dann mit seinen drei Töchtern Thea, Edith und Ruth im März 1939 nach Palästina. Im Gepäck der Kopf des Bamberger Reiters als kleine Skulptur. Das Haupt des Bamberger Reiters im Dom schaffte „in den Herzen die Verbindung zur alten Heimat und wir sind bis heute, trotz allem, Bamberger geblieben“, resümierte Wolffsohn, der sich ausdrücklich für die „große Ehre eines Eintrags ins Goldene Buch“ bedankte.
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