Sonntagsgedanken zu „Christkönig“: Auf die Praxis kommt es an
Wie würden Sie mir, liebe Freunde, folgende Frage beantworten: „Woran erkennt man einen praktizierenden Christen?“
Ich bin überzeugt, einige und bestimmt nicht wenige würden sagen: „… daran, dass derjenige regelmäßig in die Kirche geht.“ Schließlich ist uns das auch so von Kindheit an gelehrt worden. Als Christ hat du eine Sonntagspflicht und musst in die Kirche zum Gottesdienst. Nur, wenn das wirklich so wäre, dann frage ich mich, warum genau davon in der Bibel nie die Rede ist. Jesus zählt alles Mögliche auf, aber nie: „Ich habe euch zum Gottesdienst gerufen und ihr seid gekommen oder nicht gekommen.“
Nein, aber er sagt uns etwas ganz anderes: „Ich war hungrig, durstig, nackt, obdachlos, im Gefängnis, und ihr habt mir geholfen!“
Das ist es, worauf es ankommt: Gottesdienst durch den Dienst am Nächsten. Freilich hole ich mir die Kraft dazu im Gottesdienst, aber ich kann und darf mein Christsein nicht einzig und allein am Gottesdienstbesuch festmachen.
Wenn wir heute Christkönig feiern, dann denken wir an einen König, der selbst ein Diener der Menschen gewesen ist. Wir feiern einen König, dessen Leben ein Gottesdienst am Nächsten gewesen ist und dessen Dienen an uns Menschen so weit reichte, dass er dafür in den Tod gegangen ist.
Wir feiern einen König, der sich ganz klein gemacht hat um uns einen einzigartige Würde zu geben.
Und deswegen müssen auch wir jeder und jedem anderen diese Würde schenken; wie z.B. durch unsren Dienst an den Menschen.
Das bedeutet, den Kranken zu dienen, den Alten, den Einsamen, den Hungernden den körperlich oder seelisch Leidenden. Ich bin davon überzeugt: Den Menschen zu dienen, das ist wirklich Gottesdienst und das heißt: Gott im Nächsten zu dienen. Denn, was wir einem seiner geringsten Brüder und Schwestern getan haben, das haben wir wirklich IHM getan. Und daran werden wir letztlich gemessen, wenn er als König der Welt einst wiederkommt.
Wer den Nächsten aus dem Blick verliert, der kann zur Kirche gehen, sooft er will – in den Augen Jesu hat der am Ende lediglich etwas für sich selbst getan.
Wer das nicht will, wem dieser Gott wichtig ist, und wer diesem Gott wirklich dienen will, der kommt um Jesu Wort nicht herum. Denn Jesus macht mir letztgültig deutlich, was ich tun muss, wenn ich Gott dienen will, was es wirklich heißt, unserem Gott zu dienen.
Wer Jesus ernst nimmt, der weiß, dass Gottesdienst nicht zuerst in der Kirche stattfindet. Denn dem anderen zu dienen, seine Not zu lindern, das ist für Jesus der eigentliche, der wahre Gottesdienst.
Wenn wir das ein Stück weit versuchen zu verwirklichen, dann wird das Reich Gottes unter uns sichtbar, und dann machen wir deutlich: Jesus ist unser König, der uns bei seiner Wiederkunft aufrichten wird, weil wir ihm dienten, weil wir sein Reich schon hier auf Erden deutlich machten.
Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
Die Liebe zu Gott und die Liebe zum Nächsten, den Jesus über das Gleichnis vom barmherzigen Samariter definiert (ein religiös wie ethnisch Fremder wendet alles ihm Mögliche auf, um dem nach einem Raubüberfall schwer Verletzten zu helfen, nachdem mehrere Würdenträger aus der eigenen Gemeinschaft ihn achtlos haben liegen lassen) sind laut Jesus die höchsten Gebote des Christentums. Es gibt aber eine weitere wichtige Aussage des Messias:
„Daran wird jedermann erkennen, daß ihr meine Jünger seid, wenn ihr Liebe untereinander habt“ (Joh 13,35).
Christen sollen also, dem Wort des Herrn gemäß, für alle an ihrem Umgang miteinander erkannt werden. Auch da ist angesichts der Realität in der Welt noch sehr, sehr viel Luft nach oben.