„450 oder 730 Integrierte klinische Notfallzentren sind Notstand für ländliche Regionen“
Die Aktionsgruppe „Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ ist tief besorgt über den Vorschlag von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbachs Regierungskommission, in Deutschland insgesamt 450 Integrierte Notfallzentren (INZ) an Krankenhäusern einzurichten. 1
Im Jahr 2022, als die Regierungskommission eine Gliederung der Krankenhauslandschaften in Level 3, 2, und 1n analog der gestuften Notfallversorgung vorschlug, verzeichneten wir etwa 1.077 deutsche Krankenhäuser mit gestufter Notfallversorgung. Diese auf 450 Integrierte Notfallzentren, bestehend aus Notfallversorgung und Bereitschaftspraxis zu reduzieren, ist ein Kahlschlag ungeahnten Ausmaßes.
Klaus Emmerich aus Himmelkron, Klinikvorstand i.R.: „450 Integrierte Notfallzentren entsprächen in etwa allen Schwerpunktkrankenhäusern, Maximalversorgungskrankenhäusern und Universitätskliniken. Krankenhäuser der Grund- und Regelversorgung wären analog der vierten Empfehlung der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung vollständig vom Angebot Integrierter Notfallzentren ausgeschlossen.“ 2
Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern verweist auf Berechnungen des GKV-Spitzenverbands, nach der in diesem Fall „… 12 Millionen Menschen (15 Prozent der Bevölkerung) länger als 30 Minuten fahren müssten, um das nächste INZ zu erreichen.“ 3 Fahrzeiten von mehr als 30 Minuten zu einem Allgemeinkrankenhaus einschließlich Notfallversorgung gelten nach anerkannten Standards, die das Kommissionsmitglied Prof. Dr. Boris Augurzky 2014 erstmals in der Studie Krankenhausplanung 2.0 vorschlug, als unzureichend und bei eskalierenden Krankheitsverläufen als lebensbedrohend. 4
Fahrzeiten von mehr als 30 Fahrzeitminuten zu einer Bereitschaftspraxis sind nach Auffassung der Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern ebenfalls nicht zumutbar. Umso unverständlicher ist der neue Vorschlag der Regierungskommission mit nur noch 450 Integrierten Notfallzentren. Damit würden Integrierte Notfallzentren auf Ballungszentren mit Großkliniken konzentriert. Dies ist ein klarer Anschlag auf eine gleichberechtigte klinische Notfallversorgung und auch ein Anschlag auf die Bereitschaftsdienste in ländlichen Regionen.
Die Aktionsgruppe Schluss mit Kliniksterben in Bayern sieht in einer bundesweiten Regulierung Integrierter Notfallzentren einen Eingriff in die Hoheit der Bundesländer zur Krankenhausplanung. Sie fordert die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach sowie den bayerischen Ministerpräsident Dr. Markus Söder auf, sich diesen Bestrebungen im Bundesrat zu widersetzen.
Der Gegenvorschlag unserer Aktionsgruppe wäre, alle Krankenhäuser der Notfallstufe 1 bis 3 mit einem Integrierten Notfallzentrum einschließlich Bereitschaftspraxis auszustatten. Die Ärzte der Bereitschaftspraxis würden von Kassenärzten besetzt, in Notfällen auch von Ärzten der Krankenhäuser. Dies würde die Bereitschaftsdienste in Zeiten des Arztmangels flächendeckend auf sichere Beine stellen.
1BibliomedManager, GKV hält 730 INZ für notwendig, https://www.bibliomedmanager.de/news/gkv-haelt-730-inz-fuer-notwendig
2Vierte Stellungnahme und Empfehlung der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung: Reform der Notfall- und Akutversorgung in Deutschland – Integrierte Notfallzentren und Integrierte Leitstellen, S. 10, https://www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/3_Downloads/K/Krankenhausreform/Vierte_Stellungnahme_Regierungskommission_Notfall_ILS_und_INZ.pdf
3GKV-Spitzenverband, Reform der Notfallversorgung: rund 730 integrierte Notfallzentren notwendig, https://www.gkv-spitzenverband.de/gkv_spitzenverband/presse/pressemitteilungen_und_statements/pressemitteilung_1703296.jsp
4GKV-Spitzenverband, RWI, Krankenhausplanung 2.0, https://www.vdek.com/presse/pressemitteilungen/2014/pk_krankenhausplanung.html
Informationen zur Aktionsgruppe „Schluss mit Kliniksterben in Bayern“ unter https://schlusskliniksterbenbayern.jimdofree.com/
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