Landkreis Lichtenfels und Umgebung: Die 32. Ausgabe der Heimatzeitschrift für den Obermain ist erschienen
Neuerscheinung „Vom Main zum Jura“
„Vom Main zum Jura“, die Heimatzeitschrift für den Obermain und seine Umlande, ist in diesem Herbst in der 32. Ausgabe erschienen. Wieder wurde versucht, möglichst breit gefächert größere und kleinere heimatkundliche Schlaglichter auf das Gebiet um Lichtenfels und Bad Staffelstein, aber auch den Bamberger Jura und die Fränkische Schweiz zu werfen.
Alfons Zenk führt in seiner eingehenden Untersuchung des Dreißigjährigen Kriegs und seiner gravierenden Auswirkungen auf das kleine Dorf Unterneuses (Markt Ebensfeld) vor Augen, dass frühere Zeiten unseren Heimatraum nicht vor Kriegsgeschehen und den schlimmen Auswirkungen bewahrten, nicht umsonst wählte der Autor die Überschrift „Ist derzeit alles öd“. Zum Themenkomplex „Krieg“ gehört auch die Geschichtsnotiz zu den Friedenslinden von 1871 in Erlhof (Markt Ebensfeld). Hubert Kolling geht in seinem Beitrag ausführlich den großen und kleinen Linien des Ersten Weltkriegs nach und bettet die Ortsgeschichte Wiesens, einem kleinen zu Bad Staffelstein gehörenden Dorf am Main, in das damalige Geschehen der „großen Welt“ ein.
Breiten Raum nimmt auch die Thematik der Vierzehn Heiligen ein – ein nur scheinbar erschöpftes Thema unseres Raumes, denn immer wieder gibt es Neues zu entdecken. So nimmt Josef Urban einen Farbholzschnitt aus den 1920er Jahren mit der Darstellung einer Wallfahrt nach Vierzehnheiligen und seinen Künstler Franz Xaver Haimerl unter die Lupe und entdeckt viele bisher unbekannte Details. Dass es Altäre gibt, die als Bäume gestaltet sind, und dass der Vorgänger des heutigen Gnadenaltars in Vierzehnheiligen ein solcher war, dürfte auch nicht allgemein im Bewusstsein verankert sein. Wo dieser Vorgängeraltar heute noch zu finden ist und dass es von ihm noch eine weitere Nachbildung im oberfränkischen Juraland gibt, verrät ein weiterer Artikel. Josef Zeis schließlich richtet unseren Blick auf einen Vierzehn-Heiligen-Altar auf dem Bamberger Jura, dessen Figuren ungewöhnlich sind in der Darstellung und im Material – wo sonst noch findet man Pappmaché an sakralem Ort?
Dass frühere Zeiten für das Leben der hiesigen Bevölkerung nicht einfach waren, belegen Dieter Zöberleins Forschungen zu Todesfällen durch Erfrieren im Heiligenstadter Juraland – nur allzu oft wird vergessen, dass vom 15. bis in das 19. Jahrhundert die Kleine Eiszeit herrschte. Sie bedeutete auch das nahezu völlige Aus für den Weinbau am Staffelberg, dessen Spuren aber heute noch zahlreich vorhanden sind, wie Otto Degen in seinem Beitrag zum Thema schreibt – nicht zuletzt lenkt er seinen Blick darauf, dass der Staffelberg auch heute noch eine Weinlage darstellt – ein Winzer bebaut nach wie vor seinen Weinberg oberhalb von Horsdorf. Die schwere körperliche Handarbeit in der Landwirtschaft von einst verdeutlichen historische Bilder aus Burkheim – die Gastwirtsfamilie Fiedler gewährte Einblicke in ihre Fotoalben, Otto Degen verfasste unter Einbezug eigener Erfahrungen aus der Kinderzeit den Text dazu. Josef Urban komplettiert diesen Themenbereich mit Berichten zu Unfällen bei der damaligen Landarbeit.
Karlheinz Hößel befasst sich mit dem Wirken der Schulschwestern im Lichtenfelser Bildungswesen und beleuchtet eine Ära, die erst vor wenigen Jahren zu Ende ging. Ein Relikt aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts stellen die heute weithin unbekannten Reklame- und Siegelmarken dar, ein den Briefmarken ähnliches, aber bisher wohl nur Spezialisten vorbehaltenes Sammelgebiet, das Veikko Jungbluth vorstellt. Was sich alles hinter dem geheimnisvollen Begriff „Spinnera“ verbirgt und dass es gleich mehrere Flurdenkmäler dieses Namens im Lichtenfelser Hinterland gibt, verrät ein weiterer Artikel.
Und nicht zuletzt gibt es auch Geologisches: Zwei relativ unbekannte, aber nichtsdestoweniger imposante Felsentore des nordöstlichen Landkreises Lichtenfels werden vom Herausgeber Wolfram Degen vorgestellt. Otto Degen schließlich beschäftigt sich mit Fossilien, wie sie gefunden und wie sie in den Zeitläufen interpretiert wurden – der Weg zur modernen, naturwissenschaftlichen Sichtweise war weit und im wahrsten Sinn des Wortes „steinig“!
Schließlich sei noch besonders auf Annette Schäfers Ausführungen zur „Judenschule“ in Hirschaid nahe Bamberg hingewiesen. Hier droht ein einmaliges Denkmal dieser Art, in dem auch eine Mikwe integriert ist, zu verfallen, der jahrzehntelange Stillstand hinterlässt immer mehr seine Spuren. Die Kreisheimatpflegerin erläutert die Geschichte dieses ortsbildprägenden und geschichtsträchtigen Denkmals – einem der ältesten noch in Hirschaid vorhandenen Häuser – und legt ein Konzept vor, wie seine Zukunft gesichert werden kann.
Erhältlich ist das Büchlein in Lichtenfels bei A. Dumproff Buch & Kunst, in der Buchhandlung Geis in Bad Staffelstein, in Löpperts Lädchen in Weismain, in Bamberg in den Buchhandlungen Collibri und Lorang und in Ebermannstadt in der Buchhandlung Faust.
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