Neues heimatkundliches Jahrbuch des Landkreises Kronach
Inhaltliche Vielfalt macht den Heimatlandkreis ein Stück vertrauter
Von großer thematischer Vielfalt quer durch die geschichtlichen Epochen ist das neue heimatkundliche Jahrbuch des Landkreises Kronach geprägt. Die Vorstellung dieses 31. Bandes der von der Kreisheimatpflege herausgegebenen Schriftenreihe fand im Wasserschloss Mitwitz statt. Dabei lud Landrat Klaus Löffler zur Lektüre der neuen Publikation ein, „um uns unseren Heimatlandkreis ein Stück vertrauter zu machen“.
Löffler zitierte den oberfränkischen Bezirksheimatpfleger und stellvertretenden Vorsitzenden des Landesvereins für Heimatpflege, Prof. Dr. Günter Dippold. Dieser habe erst vor einigen Tagen geschrieben, dass der Landkreis Kronach schon in den vergangenen Jahrzehnten in der Heimatpflege bayernweit Maßstäbe gesetzt habe und an diese gute Tradition weiterhin anknüpfe. Zu „unserem heimatkundlichen und heimatpflegerischen Wirken“, so der Landrat, gehöre die 1974 gestartete Jahrbuchreihe, die erfolgreich dazu beigetragen habe, Wurzeln, Werte und Wandel sinnstiftend und gemeinschaftsfördernd miteinander zu verbinden. Das sei eine wichtige Kraftquelle, um den Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft zu begegnen.
Aus dem Inhalt des neuen Heimatbuches griff Klaus Löffler einen zentralen Themenstrang heraus: das erfolgreiche Engagement bedeutender und verdienstvoller Frauen und Männer zum Wohle und Nutzen der Heimat. „Allesamt gelten sie als Vorbilder bei der Wahrnehmung von Verantwortung“, so der Landrat, der, dazu passend, den Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry zitierte: „Du bist zeitlebens für das verantwortlich, was du dir vertraut gemacht hast.“
Bei der Buchpräsentation dankte Landrat Löffler besonders den Mitautorinnen und Mitautoren und weiteren inhaltlich Mitwirkenden, dem Kreisheimatpflege-Leiter Bernd Graf, der als Schriftleiter und Mitautor sehr viel Zeit und Energie in das Werk eingebracht habe, dem Gesamthersteller Frank de la Porte in Küps sowie Michael Trebes und Elke Buckreus aus dem Landratsbüro für ihre jahrbuchbezogene Mitarbeit.
Aus einem traurigen Grund und aus einem erfreulichen Anlass wurden zwei Mitautoren besonders in den Fokus gerückt: Des am 6. Juni verstorbenen, ehemaligen Kreisheimatpflegers Gerd Fleischmann wurde als „Journalist und Publizist im Dienst an der Heimat“ ehrend gedacht. Eine wertschätzende Würdigung wurde Siegfried Scheidig zuteil, der heuer seit 40 Jahren als ehrenamtlicher Kreisheimatpfleger engagiert ist und mit dem Bayerischen Verfassungsorden ausgezeichnet wurde. Anschließend führte Kreisheimatpflege-Leiter und Schriftleiter Bernd Graf durch die Inhalte des neuen Heimatbuches.
Ein Streifzug durch das neue Heimatbuch
Blättern wir durch das neue heimatkundliche Jahrbuch des Landkreises Kronach, das zum Preis von 27 Euro in der Kreisbibliothek, in der Kronacher Buchhandlung „LeseZeichen“ und an der Kreiskasse im Landratsamt erhältlich ist: Neben den Autorenbeiträgen gibt es – über den Buchinhalt verteilt – fünfmal die von Bernd Graf erstellte Rubrik „Streiflichter in Bildern und Worten“ mit insgesamt 52 Kleinbeiträgen aus folgenden Themenbereichen: Erinnerungen an frühere Zeiten bei uns „dehamm“ / Aus Kirche, Kultur und Kunst / Von Wald und Holz bis Bauen, Gestalten und Bewahren / Von Pandemie und Krieg bis Energiewende, Wirtschaft und Hochschule / Aus Heimat-, Brauchtums-, Denkmal- und Mundartpflege.
Im ersten Autorenbeitrag schreibt Dieter Lau über Herrschaftsträger und Untertanen im Kronacher Land zu Beginn der Frühen Neuzeit. Heinz Köhler präsentiert mit Peter von Schaumberg und Georg I. von Schaumberg zwei bedeutende, in Mitwitz geborene Kirchenfürsten des 15. Jahrhunderts. Über 1895 im historischen Rathaussaal in Kronach vorgenommene, umfassende Umbaumaßnahmen berichtet Anja Weigelt. Die beiden Beiträge von Robert M. Müller-Mateen behandeln die große kulturpolitische Bedeutung von Burg Lauenstein in der Weimarer Republik und den 1920 in Kronach gegründeten Kronacher Bund der Wandervogel-Bewegung. Gerd Fleischmanns letzter Jahrbuchbeitrag handelt von dem für Stockheim und die Jägervereinigung Kronach wichtigen Kommerzienrat Carl Sigwart.
Dietmar Lang bereichert das Jahrbuch mit einer biographischen Skizze über den Kronacher Bezirksamtmann Jakob Degen, der den Ehrennamen „Vater des Bezirks Kronach“ erhielt. Von seiner Ehefrau Ida Degen und deren Lebenserinnerungen handelt der Beitrag von Michael Degen. An den Kronacher Stadtbaurat Hanns Werner erinnert Alexander Süß unter dem Titel „Hochverdient und schnell vergessen“. Siegfried Scheidig blickt in die Zeit zurück, „als Ludwigsstadt russisch werden sollte“. Auf das frühere Frauenarbeitsdienstlager im Schloss Fischbach geht Dieter Lau ein, bevor Hartmut Neubauer ehemalige Sprungschanzen als Relikte einer vergessenen Wintersport-Epoche thematisiert.
Der Lebensgeschichte des Heimatdichters Andreas Bauer und dessem Einsatz für die Mitmenschen ist ein Beitrag von Hans Blinzler gewidmet. Die Entwicklung der Kultur- und Heimatpflege bei der Kronacher Landkreisverwaltung von Andreas Bauer bis in die Gegenwart beleuchtet Bernd Graf. Anhand von Werken des Künstlers Horst Böhm für den Kreiskulturraum und ein ehemaliges Seniorenheim schildert Robert Wachter, wie der „Kunst am Bau“ ein tragisches oder ein glückliches Ende beschieden sein kann. Unter dem Titel „Dichtkunst, Malerei und Porzellan“ präsentiert Petra Zenkel-Schirmer die beiden Frauen Ingeborg Gossel-Pacher, Küps, und einige ihrer Gedichte sowie Rose Kuhnlein, Nordhalben, und einige ihrer Gemälde.
Der Kronacher Ehrensäule von 1654 und ihrer Restaurierung im Jahr 2021 sind Beiträge von Anja Weigelt und Petra Zenkel-Schirmer gewidmet. Ob das Kommunale Denkmalkonzept ein Glücksfall für den Ortskern von Küps ist, hinterfragt Christian Ebertsch und gelangt dabei zu der Schlussantwort „Ja“. Auch über das geplante Museum „Ritter, Burgen und Kantone“ informiert Ebertsch. Unter dem Titel „Corona, Welsch & Cranach“ blickt Alexander Süß auf die Kronacher Jubiläumsjahre 2021 und 2022 zurück. Über das letztjährige Theaterstück „Die Rehbach-Saga“, das von der Geschichte einer Nordhalbener Unternehmerfamilie erzählt, folgt ein Jahrbuchbeitrag von Rudolf Ruf.
Stellvertretend für viele weitere Frauen im Landkreis folgen zum Thema „Frauen-Engagement für Heimat, Gemeinschaft und Mitmenschen“ die Porträts von elf Frauen: Petra Zenkel-Schirmer präsentiert Heidi Diller als „Chormutter“ der evangelischen Christuskirche, Rita Hanna und ihre „Frauenpower für die Landwirtschaft“, Sieglinde Nerlich und ihre Seniorenfahrten voller Herzlichkeit sowie Anja Knabner, bei der „mit einer Posaune alles anfing“. Sabine Raithel stellt Edith Memmel als eine Wegbereiterin grüner Politik und Ingrid Steinhäußer als eine Pionierin im Kampf um Gleichstellung vor. Petra Wich-Knoten porträtiert Marie Dreefs als fürsorgliche Firmenchefin und „Engel des Dorfes“. Heinz Hausmanns Beitrag ist der seit sechs Jahrzehnten ehrenamtlich engagierten Mathilde Hutzl gewidmet, und Ralf Völkl schreibt über Christa Steiger als „Grande Dame der Sozialpolitik“ und „Mutter des ASB“. Vom Geschäftsbereich „Ehrenamt“ im Büro des Landrats beigesteuert werden die Beiträge über Annemarie Nietner und ihren Einsatz für die katholische Kirche sowie über Rita Wittmann und ihre Verdienste um das Wohl der Menschen.
Im nachfolgenden Artikel befasst sich Bernd Graf unter anderem mit verdienstvollem Frauen-Engagement, das mit der Goldenen Ehrennadel des Landkreises gewürdigt worden ist. Im Blick auf aktuelles Geschehen wird am Buchende der Heimatbegriff von der Erdgeschichte bis zur Zukunftsgestaltung gespannt.
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