Erzbischof Schick predigt zum 150-jährigen Bestehen der Bayreuther Kolpingsfamilie
„Wir können von den 68ern manches lernen“
Die heutige Zeit der Unsicherheit und Neuorientierung erinnert nach Worten des emeritierten Bamberger Erzbischofs Ludwig Schick an die Jahre der „68er“. Viele Menschen hätten damals gespürt, dass der wirtschaftliche Aufschwung der Nachkriegszeit so nicht endlos weitergehen könne und dass neue Ziele, Ideale und Perspektiven nötig seien. Es habe damals viele Suchende gegeben, von denen einige aus Enttäuschung und Ungeduld zu Revoluzzern und Radikalen geworden seien, sagte Schick am Samstag zum 150. Jubiläum der Kolpingsfamilie in Bayreuth. Andere seien zu Bewegungen wie San Egidio, „Eine Welt“, Franziskanische Gemeinschaft, Adolph-Kolping-Bewegung etc. aufgebrochen, zu denen er gehört habe.
„Wir können von den 68ern manches lernen“, so der Erzbischof. „Das, was sich damals tat, könnte uns heute helfen, als Christen und Kirche neu zu beginnen und unseren Beitrag zu einer besseren Welt zu leisten, die Zukunft hat für uns heute und für die künftigen Generationen.“ Mit der Hoffnung des Evangeliums könne Frustration überwunden werden, die wie damals auch heute zu Radikalisierungen führe. Auch die Kolping-Bewegung sei in den 60er Jahren aufgeblüht und habe Alternativen gezeigt, „wie die Welt mit den Idealen und Tugenden Jesu Christi und des Christentums anders und neugestaltet weitergehen könnte“.
Auch heute müsse die Erneuerung der Kirche vor Ort beginnen. „Ohne Ortskirche ist keine Universalkirche zu machen. Da helfen uns Rom und Synoden wenig, und wir dürfen nicht die Erneuerung einfach von oben erwarten“, sagte Schick. „Mit Adolph Kolping und wie er das Christentum verstanden und gelebt hat, als Familie vor Ort, können wir heute als Christinnen und Christen froh und dankbar leben, wirksam und effektiv unseren Beitrag für die Zukunft der Gesellschaft leisten.“ Kolping sei auch heute ein Geburtshelfer für echtes, engagiertes, christliches Leben aus dem Glauben.
Adolph Kolping (1813 bis 1865) war ein Wegbereiter der katholischen Soziallehre und gründete die katholische „familienhafte und lebensbegleitende Bildungs- und Arbeitsgemeinschaft“. Kolping ist heute eins der großen Sozialwerke der katholischen Kirche.
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