Wildgänsemanagement im Landkreis Lichtenfels erfolgreich angelaufen
Der Landrat hatte eingeladen, um gegenüber Bürgermeisterin und Bürgermeister, Jagdgenossen, Jagdpächter, dem Kreisjagdberater, den Vertretern des Jagdbeirates, dem Kreisobmann des Bauernverbandes und dem Vertreter des Bund Naturschutzes auf das erste Jahr Wildgänsemanagement im Landkreis Lichtenfels zurückzublicken.
Als Region mit vielen stillen Gewässern ist der Landkreis Lichtenfels ganz besonders von der Ausbreitung der Grau-, Nil- und der Kanadagans betroffen. Der Wildgänsebestand ist in den letzten Jahren derart gestiegen, dass der Landrat sich im Jahr 2022 sich auf den Weg gemacht hat gemeinsam mit allen Beteiligten, diese mittels abgestimmter Maßnahmen auf ein verträgliches Maß zurückzuführen.
Der enorme Wildgänsezuwachs sorgt nicht nur in der Landwirtschaft für teilweise enorme Schäden sondern trifft auch die Träger öffentlicher Badestellen, die mit den von Gänsen verursachten Verschmutzungen in den Uferbereichen und einer zusätzlichen Beeinträchtigung der Wasserqualität zu kämpfen haben. Zudem ist an einigen Stellen eine zunehmende Verdrängung anderer, heimischer Federwildarten in den Brut- und Aufzuchtszeiten zu beobachten.
Zunächst stellte Martin Goller, Wildgänsemanagementbeauftragter im Landkreis Lichtenfels, seinen Jahresbericht vor. Die im Landkreis erstmals vorgenommene Gelegebehandlung kann mit 361 behandelten Gänseeiern als sehr erfolgreich eingestuft werden. Er freute sich zudem, dass die Massnahmenkoordinierung mit einem landkreisweit zuständigen Beauftragten für Wildgänsemanagement auch von überregionalen Fachstellen als so beispielgebend empfunden wird, dass dieser Aspekt sogar im Leitfaden für Wildgänsemanagement von der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft aufgenommen werden soll.
Daneben benannte er aber auch klar die im ersten Projektjahr ersichtlichen Herausforderungen und verteilte an alle Beteiligten entsprechende „Hausaufgaben“, damit es in den kommenden Jahren noch besser und effektiver gelingen kann, gemeinsam den Wildgänsebestand im Zaum zu halten.
Sandra Groß von der Unteren Jagdbehörde zeigte in ihrem Vortrag die Entwicklung der Gänsestrecke auf. So wurden im Projekt- Jagdjahr 2022/2023 beeindruckende 455 Gänse erlegt, was eine Steigerung um 88 % im Vergleich zur Gänsestrecke des vorausgegangenen Jagdjahres 2021/2022 bedeutet. Die jagdlichen Bemühungen der Jägerschaft sind denmnach ebenfalls als erfolgreich zu bewerten. Zudem informierte sie über Hintergründe und Notwendigkeit jagdrechtlich notwendigen Antragstellungen für einzelne Maßnahmen im Zusammenhang mit dem Wildgänsemanagement .
Michael Bienlein, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbandes stellte im Anschluss die verbandspolitischen Bemühungen des Bayerischen Bauernverbandes dar, über die versucht wird, auch im politischen Bereich Erleichterungen für ein erfolgreiches Wildgänsemanagement zu erzielen.
Christine Münzberg-Seitz, zuständige Abteilungsleiterin für den Bereich Wildgänsemanagement am Landratsamt Lichtenfels, bedankte sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement und verlieh ihrer Hoffnung Ausdruck, dass die gemeinsamen Bemühungen nicht nachlassen, da nur so ein nachhaltiger Erfolg erzielt werden könne.
Sie stellte dar, dass auch die Untere Naturschutzbehörde Anstrengungen unternimmt, um die Maßnahmen im Rahmen des Wildgänsemanagements besser mit den naturschutzfachlichen Aufgaben und Zielen, insbesondere dem Schutz von störungsempfindlichen Tierarten, zu vereinbaren. So konnte beispielsweise in Trieb mit dem Staatlichen Bauamt abgesprochen werden, dass in den dortigen Seen einige Inseln an das Festland angebunden werden oder der Wasserspiegel so erhöht wird, dass die Inseln während der Brutplatzsuche unter Wasser liegen.
Anton Reinhardt vom BUND Naturschutz wies in seinem Redebeitrag darauf hin, dass es unumgänglich sei, dass die Belange des Naturschutzes und der Landwirtschaft gleichermaßen beachtet werden müssen. Er sehe deshalb ein, dass die Jägerschaft ordnend eingreifen müsse, um das natürliche Gleichgewicht wieder herzustellen, wenn einzelne Tierarten derart überhandnehmen, dass sehr hohe Schäden und Unannehmlichkeiten entstehen und die natürlichen Beutegreifer nicht ausreichend den Bestand auf ein vernünftiges Maß regulieren könnten. Dass dies durch die Jägerschaft sorgsam und achtsam geschehe, so meinte er, konnte bei der Veranstaltung glaubhaft dargelegt werden. Er wies aber auch darauf hin, dass es wesentlich mehr Flächen mit hohem Schutzstatus geben müsse, wo sich Flora und Fauna ungestört entwickeln dürfen.
Die Zwischenbilanz für das Wildgänsemmanagement-Projekt im Landkreis Lichtenfels ist also sehr vielversprechend. Nun bleibt zu hoffen, dass die Anstrengungen zu einer spürbaren Entlastung führen.
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