Baye­ri­scher Gesund­heits­mi­nis­ter Klaus Holet­schek infor­miert sich bei Fach­ge­spräch in der Steigerwaldklinik

Fachgespräch mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek zur geplanten Gesundheitsreform den Bundes (von links): Geschäftsführer der GKG, Udo Kunzmann, Landrat Johann Kalb. (Quelle: Pressestelle Landratsamt Bamberg/Förtsch)
Fachgespräch mit Gesundheitsminister Klaus Holetschek zur geplanten Gesundheitsreform den Bundes (von links): Geschäftsführer der GKG, Udo Kunzmann, Landrat Johann Kalb. (Quelle: Pressestelle Landratsamt Bamberg/Förtsch)

„Medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung darf kein Pri­vi­leg der Zen­tren sein!“

Die geplan­te Kran­ken­haus­re­form des Bun­des beschäf­tigt den Land­kreis Bam­berg und sei­ne gemein­nüt­zi­ge Kran­ken­haus­ge­sell­schaft sehr inten­siv. Des­halb hat­te Land­rat Johann Kalb den baye­ri­schen Staats­mi­nis­ter für Gesund­heit, Klaus Holet­schek, zu einem Fach­ge­spräch eingeladen.

Der Minis­ter setz­te dabei in der Stei­ger­wald­kli­nik einen für ihn unver­rück­ba­ren Eck­pfei­ler: „Medi­zi­ni­sche Ver­sor­gung darf kein Pri­vi­leg der Zen­tren sein. Wir sichern als Frei­staat Bay­ern die Inves­ti­tio­nen für unse­re Kli­ni­ken ab. Wir kön­nen jedoch nicht der Aus­fall­bür­ge des Bun­des sein: Die Betriebs­fi­nan­zie­rung muss vom Bund kommen.“

„Wir sind mit unse­ren bei­den Kli­ni­ken in Bur­ge­brach und Scheß­litz ein gefrag­ter Grund- und Regel­ver­sor­ger und wol­len dies für die Pati­en­tin­nen und Pati­en­ten in unse­rem länd­lich gepräg­ten Flä­chen­land­kreis auch blei­ben.“ Dafür sind nach den Wor­ten von Land­rat Johann Kalb in der durch den Bund ange­sto­ße­nen Kran­ken­haus­re­form zwei Grund­vor­aus­set­zun­gen not­wen­dig. „Wir brau­chen eine Grund­fi­nan­zie­rung unse­rer Leis­tun­gen. Und wir benö­ti­gen Sicher­heit für den Fort­be­stand unse­rer Kli­ni­ken und damit eine Per­spek­ti­ve für unser Per­so­nal. Sonst wer­den sich Ärz­te und Pfle­gen­de anders ori­en­tie­ren“, so Kalb, der auch Auf­sichts­rats­vor­sit­zen­der der gemein­nüt­zi­gen Kran­ken­haus­ge­sell­schaft des Land­krei­ses Bam­berg (GKG) ist.

Gesund­heits­mi­nis­ter und Land­rat sind sich einig: Refor­men sind eben­so not­wen­dig wie gewünscht. „Wir brau­chen intel­li­gen­te Model­le der Ver­gü­tung“, so Staats­mi­nis­ter Klaus Holet­schek. „Fakt ist, dass schon jetzt zahl­rei­che Kli­ni­ken durch die gestie­ge­nen Betriebs­kos­ten in erheb­li­che finan­zi­el­le Schwie­rig­kei­ten gera­ten Kurz­fris­tig dro­hen uns Insol­ven­zen, bevor die Reform über­haupt Früch­te tra­gen kann. Das ist mit dem kal­ten Struk­tur­wan­del gemeint, vor dem immer wie­der von allen Sei­ten gewarnt wird. Hier brau­chen wir ein Sofort­pro­gramm, um dro­hen­de Insol­ven­zen abzu­wen­den. Zudem müs­sen Kos­ten­stei­ge­run­gen künf­tig voll­stän­dig und zeit­nah bei der Finan­zie­rung der Kran­ken­häu­ser berück­sich­tigt wer­den. Nur damit kann die aktu­el­le finan­zi­el­le Not­la­ge der Kran­ken­häu­ser struk­tu­rell und auf Dau­er ent­schärft werden.“

Dies wur­de an einer Zahl deut­lich, die Kli­nik­ge­schäfts­füh­rer Udo Kunz­mann in die Dis­kus­si­on ein­brach­te: „Wir haben bis­her rund 1,7 Mil­lio­nen Euro Infla­ti­ons­aus­glei­che gezahlt ohne Gegen­fi­nan­zie­rung.“ Das kön­ne selbst eine wirt­schaft­lich gesun­de Ein­rich­tung wie die gemein­nüt­zi­ge Kran­ken­haus­ge­sell­schaft des Land­krei­ses Bam­berg nicht allei­ne stem­men. Kunz­mann war froh, dass der Land­kreis unein­ge­schränkt hin­ter den Kli­ni­ken und Pfle­ge­hei­men steht und in die­ser schwie­ri­gen Pha­se helfe.

Laut baye­ri­scher Kran­ken­haus­ge­sell­schaft gefähr­den die feh­len­de Berück­sich­ti­gung der Infla­ti­on und der Anstieg wei­te­rer Kos­ten die wirt­schaft­li­che Not­la­ge der Kran­ken­häu­ser extrem. Seit dem Früh­jahr 2022 ver­zeich­nen die Kli­ni­ken ein wach­sen­des Defi­zit, weil ihre Kos­ten weit stär­ker stei­gen, als die Erlö­se, die sie für die Pati­en­ten­be­hand­lung von den Kran­ken­kas­sen erhal­ten. Anders als die meis­ten Unter­neh­men durf­ten die Kran­ken­häu­ser ihre Prei­se näm­lich nicht an die Infla­ti­ons­ent­wick­lung anpas­sen. Die Bun­des­po­li­tik hat die jähr­li­chen Preis­an­pas­sun­gen gesetz­lich unter­halb der nach­ge­wie­se­nen Kos­ten­stei­ge­rung begrenzt.

Die­se Preis­stei­ge­rung lag im Jahr 2022 bei 2,3 %, die bran­chen­spe­zi­fi­sche Infla­ti­ons­ra­te aber bei 7,9 %. Dadurch ergab sich für die Kli­ni­ken in Deutsch­land laut baye­ri­scher Kran­ken­haus­ge­sell­schaft schon im Jahr 2022 monat­li­ches Defi­zit von 440 Mio. Euro bun­des­weit. Im Jahr 2023 liegt die Ver­än­de­rungs­ra­te bei 4,3 %, die Infla­ti­ons­ra­te aber noch immer bei 6,6 %. Monat­lich erge­ben sich damit Defi­zi­te in Höhe von 500 Mio.