Produzentengalerie Burgkunstadt bietet „Form und Farbe im Rhythmus der Poesie“

Ein beeindruckendes, schier überwältigendes Farbspektakel erleben derzeit die Besucher der Produzentengalerie Burgkunstadt. Seit vergangenem Samstag sind in den Ausstellungsräumen in der Kuni-Tremel-Ehrlicher-Straße am Marktplatz der Schuhstadt Bilder des bekannten Stuttgarter Malers Hannes Steinert zu sehen. Gemälde, die einen teilhaben lassen am feinen Gespür des Künstlers für Formen und Farben, an seiner Kunst, Stimmungen so zu erfassen, dass man mehr wahrzunehmen meint als die bloße bildliche Darstellung des auf der Leinwand bzw. das Papier festgehaltenen Sujets. Etwa bei seinen Darstellungen einer toskanischen Landschaft mit einfachen überzeugenden Pinselstrichen – die mehr zeigen als die bildliche Darstellung. Der Betrachter wird aufgefordert, in das Motiv einzutauchen, die wärmende Sonne zu spüren, die kargen Böden zu riechen, den luftgetrockneten Schinken zu schmecken. Hannes Steinert lässt den Galeriebesucher seine Bilder in vielen Facetten erleben.

Hannes Steinert fasziniert in der Produzentengalerie Burgkunstadt auch mit farbenprächtigen Stillleben. Foto: Mathias H. Walther

Hannes Steinert fasziniert in der Produzentengalerie Burgkunstadt auch mit farbenprächtigen Stillleben. Foto: Mathias H. Walther

Anlässlich der Vernissage in der Produzentengalerie Burgkunstadt stellte der Bamberger Kunsthistoriker Dr. Matthias Liebel in Bezug auf Hannes Steinert fest: “Seine Druckgrafiken, Zeichnungen und Ölgemälde sind poesiehafte Darstellungen des Gesehenen. Er bewegt sich dabei immer zwischen Abstraktion und Figuration.”

Ein wichtiges Element der Arbeiten des Künstlers ist die Linie, die sich mal dynamisch, mal ganz zart und immer poetisch durch das jeweilige Werk bewegt. Auch mit seinen kräftigen Farbenspielen setzt der in Stuttgart lebende Künstler Akzente. Farbe und Form bedingen so einander und bestimmen die Rhythmik, aber vor allem die Poetik seiner Werke.
Hannes Steinert wurde 1954 in Stuttgart geboren und studierte von 1977 bis 1980 an der Freien Kunstschule Nürtingen sowie von 1981 bis 1986 an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart bei Rudolf Schoofs. Steinert nahm an zahlreichen nationalen und internationalen Ausstellungen teil, unter anderem in Paris und Amsterdam.

Hannes Steinert hat sich den klassischen Gattungen der Kunst verschrieben, wie dem Stillleben und der Landschaftsdarstellung. Dabei bewegen sich die Bildelemente auf verschiedenen Ebenen der Abstraktion und changieren zwischen realer und informeller Darstellung. Dabei zieht sich die auffällig unruhige Linie einer Handschrift gleich durch alle seine Werke, gleich welchen Mediums. Seine Landschaften allerdings verlieren selbst die Umrisslinien und setzen sich aus geschwungenen, breiten Farbspuren, größeren, wolkenähnlichen Formationen und einem monotonen Hintergrund zusammen.

Der in der Produzentengalerie für Gegenwartskunst Burgkunstadt gezeigte, breit gefächerte und verschiedene Genres abdeckende Querschnitt der Arbeiten Steinerts ist noch bis einschließlich 1. Oktober bei freiem Eintritt zu sehen. Öffnungszeiten sind samstags und sonntags jeweils von 14 bis 17 Uhr.

Neben der Arbeiten Steinerts zeigt die Produzentengalerie Burgkunstadt auch Skulpturen des Bamberger Bildhauers Adelbert Heil, der bereits mehrfach am Obermain ausgestellt hat. Auch Heil wendet sich mit seinen figürlichen Motiven an die Vorstellungskraft des Betrachters: an dessen erzählerische Phantasie und an seine Fähigkeit, die schnappschußartig wiedergegebene Szene zu einer in sich schlüssigen Geschichte zu erweitern. Dabei stößt man durchaus an eigene Grenzen. Das liegt sehr wohl in der Absicht des Künstlers, denn auch die von Adelbert Heil szenisch angedeuteten Handlungsabläufe, manchmal mit reichlich Bildwitz versehen, manchmal in existentialistischer Ernsthaftigkeit, führen letzten Endes ins Unergründliche, ins Rätselhafte und ins Nebulöse. Die thematische Offenheit der Werke von Adelbert Heil schafft Freiräume für den Betrachter und mag dazu inspirieren, die vom Bildhauer angestoßenen szenischen Impulse weiterzuspinnen.

Mathias H. Walther