Wirtschaftsminister Aiwanger will Bamberger Schlachthof unterstützen
Bamberger Verantwortliche haben Hubert Aiwanger die Bedeutung der Einrichtung für Nordbayern veranschaulicht
Neue Hoffnung für die Zukunft des Bamberger Schlachthofs: In einer digitalen Gesprächsrunde am Mittwochnachmittag hat der bayerische Staatsminister für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, Hubert Aiwanger, signalisiert, dass er die Einrichtung der Daseinsvorsorge unterstützen und eine Schlachtung in der Region dauerhaft sichern möchte. „Der Schlachthof Bamberg ist der Garant für eine sichere Versorgung der ganzen Region mit regionalen Lebensmitteln und ein wichtiger Partner für die Landwirtschaft. Wir wollen als Staatsregierung den Weiterbetrieb sichern. Denn es kann nicht sein, dass immer mehr Tiere mangels Schlachtmöglichkeiten quer durchs Land oder gar in andere Bundesländer transportiert werden müssen. Deshalb unterstützen wir diesen Prozess, eine gemeinsame Lösung zwischen der Stadt, den Anwohnern, Landwirten und Metzgern zu finden“, erklärte Aiwanger nach dem Gespräch.
Bürgermeister Jonas Glüsenkamp, der in Vertretung von Oberbürgermeister Andreas Starke an dem Termin teilnahm, zeigte sich zufrieden mit dem Ergebnis: „Wir haben klargemacht, dass die Stadt und die GmbH grundsätzlich den wirtschaftlichen Betrieb des Schlachthofs stemmen können, wenn für die notwendigen Investitionen, gerade auch für den Emissionsschutz, eine strukturelle Förderung erfolgt. Dafür hat sich der Minister offen gezeigt.“ Auch Wirtschaftsreferent Dr. Stefan Goller war es wichtig zu vermitteln, dass es um keine Defizit-Deckung durch den Freistaat geht, sondern dass „der Betrieb grundsätzlich in der Lage ist, operativ kostendeckend zu arbeiten“. Die wesentliche Herausforderung läge vielmehr in der Finanzierung nachhaltiger Investitionen in die Infrastruktur. Beide dankten dem stellvertretenden bayerischen Ministerpräsidenten für sein Engagement in dieser Angelegenheit. Das unterstreiche den Stellenwert der Einrichtung für Bamberg und die ganze Region.
Das Gespräch, an dem auch ein Vertreter des Bauernverbandes und der Initiative „Bürgereinbindung Schlachthof“ (BEB) beteiligt waren, entwickelte sich auf Grundlage einer Präsentation von Geschäftsführer Julian Schulz. Darin schlug dieser anfangs den Bogen von der Geschichte des am 4. Januar 1904 eröffneten Schlachthofs in mittlerweile größtenteils denkmalgeschützten Gebäuden hin zur aktuellen wirtschaftlichen Situation. Er veranschaulichte die „extrem schwierige Situation der Corona-Jahre 2020 und 2021“, nach denen es im Jahr 2022 gelungen sei, eine Stabilisierung durch „das Aushandeln von neuen und tragfähigen Schlachtpreisen“ herbeizuführen. Für den Bamberger Schlachthof sprächen viele Vorteile wie die geografische Lage, die Handlungsfähigkeit, die Akzeptanz in der Bevölkerung, die Synergien mit Großkunden und vor allem die Regionalität. Schulz verwies in diesem Zusammenhang auf die Probleme anderer Schlachthöfe in Nordbayern, die teilweise schon geschlossen (Kronach) oder nicht mehr konkurrenzfähig sind (Kulmbach, Fürth). „Dadurch kommt unserem Betrieb eine wichtige Rolle in gesamt Nordbayern zu“, fasste Schulz die Lage zusammen.
Landwirte aus der Region brauchen den Schlachthof
Dieter Heberlein, Referent vom Bayerischen Bauernverband, Bezirk Oberfranken, bekräftigte diese Aussage und machte klar: „Die bäuerlichen Erzeugerstrukturen sind immer mehr gefährdet. Wir brauchen den Schlachthof in Bamberg für die Landwirte in der Region.“ Er präsentierte Zahlen, welche die Entwicklung in der bayerischen Tierhaltung drastisch vor Augen führten. So gibt es jetzt bei der Schweinehaltung 20 Prozent weniger Betriebe und Tiere als noch vor zwei Jahren. Und die Sauenhaltung hätten in den vergangenen zehn Jahren fast 60 Prozent der Betriebe aufgegeben. Dieser Trend würde sich durch eine Schließung des Schlachthofs verschärfen. „Die Landwirte in Oberfranken mit Böden von mittlerer Bonität brauchen dringend die Tierhaltung, um genügend Einkommen für ihre Betriebe zu schaffen. Entfällt der Bamberger Schlachthof, wird das zu einer massiven Aufgabe von Tierhaltungen in Nordbayern führen“, warnte Heberlein.
Die Sichtweise der Anwohner:innen brachte Stephan Sprenger ein. Der Vertreter der Initiative „Bürgereinbindung Schlachthof“ (BEB) erklärte, dass „der Status Quo auf Grund der Emissionssituation nicht tragbar“ sei und zeigte sich dankbar, dass die Stadt Bamberg die Bürger:innen bei der Entwicklung des „Zukunftskonzepts Schlachthof“ aktiv einbinde. Für Sprenger und seine Mitstreiter:innen steht fest: „Ein Emissionsschutz nur nach Gesetz wird nicht ausreichen – wir brauchen hier dringend weiterführende Maßnahmen, um auch die Belange der Anwohner:innen adäquat zu berücksichtigen.“ Zudem dürften das wirtschaftliche Risiko für den Schlachthof nicht allein die Bamberger Steuerzahler:innen tragen.
Investitionen sind zwingend notwendig
Geschäftsführer Schulz und Wirtschaftsreferent Dr. Goller haben diese Forderungen in ihren Investitionsplan für den Schlachthof bereits berücksichtigt und entsprechende Maßnahmen für die Optimierung des Emissionsschutzes vorgesehen. Die kurz- bis mittelfristig zwingend notwendigen Investitionsmaßnahmen für den Schlachthof summieren sich auf rund 4,1 Millionen Euro. Darunter fallen die Investitionen in Energieträger und Wasser (ca. 220.000 Euro), in Animal Welfare (ca. 550.000 Euro), in innerbetriebliche Prozesse (ca. 560.000 Euro), in Abwasser und Entsorgung (ca. 2,6 Millionen Euro) und in sonstige Infrastruktur (ca. 150.000 Euro). Bis zu acht Millionen Euro wären nötig für weitere optionale Investitionen, z.B. in einen Neubau der Ställe und der Anlieferung (bis zu 1,8 Millionen Euro), in einen Neubau der Sozialgebäude (bis zu 2,15 Millionen Euro), in den Waschplatz für die Viehtransporter (bis zu 2,5 Millionen Euro), in die Abwasserentsorgung (bis zu 470.000 Euro) sowie in den weitergehenden Emissionsschutz (1 Million Euro). „Die akut notwendigen Maßnahmen sind nicht im vollen Umfang aus eigener Kraft finanzierbar. Dafür brauchen wir eine Förderung bzw. einen Zuschuss durch Dritte. Erhalten wir diese nicht, ist die Zukunft des Schlachtens in Bamberg enorm gefährdet“, machte Dr. Goller den Ernst der Lage deutlich.
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