Sonntagsgedanken: Miteinander sprechen
Am Dienstag geht sie wieder los, die Schule, und da heißt es dann auch bald wieder: „Du Herr Pfarrer, in der Pause hat der Hans oder hat die Maria, dies und jenes zu mir gesagt oder dies und jenes gemacht.“
Ja, meine lieben Freunde, solche Aussagen kennen wir von Kindern. Petzen nennen wir solche Aussagen abfällig. Doch Kinder tun dies eigentlich nicht, um gut dazustehen; freilich gibt es bestimmt auch Ausnahmen, wo Kinder doch auf Fehler anderer hinweisen, um selber besser dazustehen. Aber ich glaube, der Hauptgrund für dieses Handeln ist ein anderer. Ein Kind möchte damit sagen: „Du, bitte hilf mir, ich komme da alleine nicht weiter; der andere soll aufhören, mir immer wehzutun.“
Manchmal brauchen Kinder das. Manchmal brauchen sie die Mama oder den Papa, die dann als Erwachsene ihnen hilfreich zur Seite stehen. Mit fortschreitendem Alter werden diese Hilferufe immer weniger, denn je älter Menschen werden, desto seltener holen sie sich die Erwachsenen zu Hilfe – so sollte man zumindest meinen. Aber ist das wirklich so?
„Hast du schon gehört ….? Hast du gesehen, was der oder die wieder anhat?…“ Ist das soviel anders als bei den Kindern? Im Gegensatz zu den Kindern aber geht es bei uns Erwachsenen nicht darum, uns Hilfe zu holen, sondern vielmehr den anderen in ein negatives Licht zu stellen, um selber besser dazustehen.
Wir reden viel leichter über andere, als mit ihnen und in diesem Verhalten sind wir wirklich noch sehr kindlich.
Wäre es da nicht besser, einfach einmal mit dem anderen zu reden, als über ihn? Freilich ist das oft der schwierigere Weg, aber ich bin überzeugt, es ist der bessere.
Nicht übereinander, sondern miteinander sprechen, das ist es, was den reifen Menschen auszeichnet, das ist ein Wesenszug eines wirklich reifen Menschen und damit auch der Wesenszug eines Christen. Aber das ist wohl eine Aufgabe, mit der die meisten von uns, ich eingeschlossen, heute wohl nicht zu Ende kommen werden; eine Aufgabe, die uns sicher noch einige Zeit beschäftigen dürfte.
Gott hat uns den Mund zum Reden geben. Wir müssen nun nur noch lernen, ihn richtig zu benutzen: Und das heißt eben nicht in erster Linie übereinander zu reden, sondern vor allem ganz direkt mit dem anderen, mit dem, den es betrifft kommunizieren. Ja, das heißt ganz einfach: miteinander reden.
Ich wünsche Ihnen einen guten Sonntag und eine gute Woche mit vielen guten Gesprächen miteinander und nicht übereinander.
Ihr Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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