Die Ernte beginnt – Fangfrische Karpfen aus Oberfranken
Es ist wieder soweit – mit Beginn des Septembers ernten die Teichwirte in Oberfranken wieder fangfrische Karpfen aus den heimischen Teichen. Dabei ist die Saison in den Karpfenregionen in Oberfranken ganz unterschiedlich verlaufen.
„Unsere Teichwirte produzieren mit dem heimischen Karpfen ein besonders hochwertiges Nahrungsmittel, regional und naturnah“, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm, „zusätzlich prägen die Teiche unsere oberfränkische Kulturlandschaft und sind wichtige Biotope für viele heimische Tier- und Pflanzenarten. Mein besonderer Dank gilt allen Teichwirten, die trotzt widriger Rahmenbedingungen uns weiterhin mit heimischen Fisch versorgen und mit ihrer Arbeit an den Teichen auch einen wertvollen Beitrag für den Natur- und Landschaftshaushalt leisten.“
In diesem Jahr gab es im Vergleich zu den Vorjahren ausreichend Niederschläge und meist warme Temperaturen, so dass die Teiche weitgehend gut besetzt werden konnten, wenn ausreichend Satzfische zur Verfügung standen. Nach ersten Rückmeldungen aus den verschiedenen Karpfenregionen in Oberfranken ist die Saison jedoch teilweise unterschiedlich verlaufen. Während die Karpfen im Aischgrund und im Bamberger Raum gut abgewachsen sind und auf Notabfischungen dank der regenreichen Monate Juli und August weitgehend verzichtet werden konnte, brauchen die Karpfen im Lichtenfelser Raum noch etwas Zeit, um das gewünschte Vermarktungsgewicht zu erhalten.
„Mit den vielen Sommerregen waren die Nächte in den letzten Wochen schon zu kalt, so dass die Fische kaum gefressen haben. Die fehlenden 100 – 200g bekommen die Karpfen in den nächsten Wochen aber noch auf die Gräten“, so Alexander Krappmann von der Fischzucht Seehof bei Lichtenfels. Ihn treiben jedoch noch ganz andere Probleme um, denn seine großen Teiche sind mittlerweile permanent vom Fischotter besiedelt. Die jährlichen Erträge sind um 2/3 zurückgegangen. „Es fehlen nicht nur die Fische. An diesen Teichen herrscht mittlerweile eine Grabesstille, denn auch die Wasservögel sind weg. Viele wissen nicht, dass der Fischotter auch Gelege und Jungvögel und natürlich alle Arten von Fröschen nicht verschmähen“, erklärt Krappmann.
Extremer stellt sich die Situation nur noch im Wunsiedler Becken dar, dem traditionellen Teichgebiet im Fichtelgebirge. „Wir hätten dieses Jahr in unserer Region sehr günstige Bedingungen für den Karpfen gehabt“, erläutert Dr. Peter Thoma, Vorsitzender der Teichgenossenschaft Oberfranken. „In vielen Teichen hat der Fischotter jedoch schon vorher abgefischt und viele Teichwirte beklagen die weiterhin hohen Verluste. Selbst einjährige Karpfen mit etwa 100 g werden schon gefressen“, so Thoma. Daher gäben mittlerweile viele Teichwirte ihre Bewirtschaftung auf, was sich auch in den rückläufigen Mitgliederzahlen der Teichgenossenschaft deutlich zeige.
So sorgt der Fischotter weiterhin in der Teichwirtschaft für Sorgenfalten. Die Staatsregierung hat vor kurzem die rechtlichen Rahmenbedingungen geschaffen, um ihn in manchen Regionen auch entnehmen zu können: in Niederbayern und der Oberpfalz ist dies bereits möglich, für Oberfranken fehlen noch die aktuellen Bestandszahlen, denn trotz Entnahmen soll der Erhaltungszustand des Fischotters gewährt bleiben. „Nach aktueller Auskunft des Staatsministeriums für Ernährung Landwirtschaft und Forsten rechnen wir bis Ende des Jahres mit einem Bestandsüberblick für Oberfranken“ so Dr. Thomas Speierl von der Fachberatung für Fischerei beim Bezirk Oberfranken.
„Wenn unsere Teichwirte ihre Teiche aufgeben, hat dies dramatische Konsequenzen. Dadurch gibt es nicht nur weniger Satz- und Speisefische auch die Artenvielfalt leidet darunter, denn Teiche sind ein Lebensraum für viele bedrohte Tierarten“, so Bezirkstagspräsident Henry Schramm. „Daher werden wir beim Bezirk Oberfranken zusammen mit den Verbänden alles tun, um unsere Teichwirtschaft zu schützen und zu erhalten“, bekräftigte der Bezirkstagspräsident.
Trotz der hervorragenden Wachstumsbedingungen rechnen die Fischereiexperten bayernweit mit einer deutlich unterdurchschnittlichen Ernte an Speisekarpfen. Sie dürfte bei lediglich 4.000 bis 4.800 Tonnen liegen. Eine wesentliche Ursache dafür sind die hohen Verluste durch fischfressende Wildtiere wie Fischotter, Kormoran und Reiher. Bayern ist Deutschlands größtes Karpfen-Erzeugerland. Schwerpunkt der bayerischen Karpfenerzeugung sind Mittelfranken und die Oberpfalz. Jeweils über ein Drittel der Karpfen stammen von dort, etwa fünfzehn Prozent aus Oberfranken. Nach Einschätzung der Teichgenossenschaft Oberfranken und der Fachberatung für Fischerei wird die diesjährige Karpfenernte in Oberfranken nur etwa 600 – 700 Tonnen betragen. Von den in der Vergangenheit regelmäßig erzielten 900 bis 1.100 Tonnen liegt man mittlerweile weit entfernt.
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