Em. Erzbischof Schick: „Bei Versagen in der Kirche nicht alle Christen in Sippenhaft nehmen“
„Wegen der Kirche vor Ort lohnt es sich, in der Kirche zu bleiben“
Der emeritierte Bamberger Erzbischof Ludwig Schick ruft dazu auf, angesichts von Sünde und Versagen nicht die ganze Kirche in „Sippenhaft“ zu nehmen. „Wenn irgendwo in der Kirche unchristlich gehandelt und gesündigt wird, dann muss das aufgedeckt, gesühnt, ausgemerzt und erneuert werden, ohne Wenn und Aber“, sagte Schick am Sonntag und fügte hinzu: „Aber, wenn in einer kirchlichen Gemeinschaft von bestimmten Personen gesündigt, missbraucht, vertuscht, betrogen und gelogen wird, dann betrifft das nicht unmittelbar alle anderen Katholiken und Gemeinschaften in der Kirche.“
Schick predigte anlässlich des 50. Weihejubiläums der Kirche St. Bartholomäus in Ludwigschorgast und betonte, wenn in der Familie einer Tante oder eines Onkels etwas Schlimmes geschehe, mache das die anderen Familienmitglieder traurig, aber sie dürften nicht in Sippenhaft genommen werden. „Das gilt auch für die Kirche“, so Schick. „Kirche lebt vor Ort. Dafür muss man dankbar sein, sich für das kirchliche Leben einsetzen, in der Pfarrei und im Seelsorgebereich mitwirken, selbst wenn es in anderen kirchlichen Gemeinschaften und auch bei einem selbst Versagen und Sünde gibt.“ Es lohne sich, vor Ort als Kirche zu leben und in der Kirche zu bleiben. Sie enthalte und gebe viele Lebensressourcen wie Hoffnung und Zuversicht, Gemeinschaft, Einsatz fürs Gemeinwohl etc. und Resilienzen, Geduld und Gleichmut, Wohlwollen und Güte.
Der Erzbischof wies darauf hin, dass es falsch sei, die Kirche als monolithische und hierarchisch regierte Institution zu sehen. „Kirche ist jede und jeder Getaufte, also 2,3 Milliarden Menschen in der Welt, die sich zu Jesus Christus bekennen und aus dem Geist des Evangeliums leben und entsprechend wirken.“ Die Christen lebten und wirkten in vielen Gemeinden und Gemeinschaften weltweit. Die katholische Kirche und die Christenheit wachse weltweit täglich, auch wenn das in Deutschland kaum vorstellbar sei, so Erzbischof Schick.
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