Sonntagsgedanken: Dickkopf!
“Der hat so einen Dickkopf, dass eher eine Wand nachgibt, als der mit seinem Dickkopf!“
Ich glaube, solche Aussagen kennen Sie genauso gut wie ich. Es gibt Menschen, die haben einen solchen Dickkopf, dass wir gar keine Chance haben, da etwas zu bewegen. Ja mit solchen Menschen tun wir uns recht schwer.
Aber haben Sie gewusst, dass Jesus auch seinen Dickkopf hatte? Nein? Doch, wirklich. Einmal kam nämlich eine kanaanäische Frau zu ihm und bat ihn um Hilfe. Doch er lehnte es ab. Er fühlte sich nur zu den Juden gesandt. Aber auch die Frau hatte ihren Dickkopf und gab nicht auf, und schließlich hat ihr Jesus geholfen. Diese Geschichte aus dem Leben Jesu ist für mich eine sehr eindrucksvolle Geschichte. Zum einen zeigt sie mir, dass Jesus wirklich ganz Mensch war, der auch noch dazulernen konnte, der nicht über dem Boden schwebte, sondern wirklich einer von uns war. Zum anderen aber zeigt mir auch diese Begebenheit, dass es gar nicht so schlecht ist, auch mal seinen Dickkopf zu haben und sich für seine Sache einzusetzen. Und so wie Jesus können wir alle lernen, dass auch andere Menschen mir weiterhelfen können, nur muss ich mich dazu und dafür öffnen.
Wenn ich mich anderen öffne, dann verlangt das natürlich, dass ich meinen eigenen Dickkopf einmal aufgebe und auch den anderen so eine Chance lasse.
Einmal über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und den anderen in den Blick zu nehmen, dem anderen zuzutrauen, dass er auch etwas kann oder weiß, den anderen einmal machen lassen: Das kann mir selber letztlich weiterhelfen. Nur so kann ich auch dazulernen und mich weiterentwickeln.
Ich bin froh, dass Jesus wirklich Mensch war: einer von uns, ein Mensch wie du und ich. Ja, es ist manchmal ganz wichtig, nicht gleich aufzugeben. Aber genauso wichtig ist es, den eigenen Dickkopf einmal aufzugeben und den anderen Menschen zum Zug kommen zu lassen. Es tut beiden gut. Das zeigt mir Jesus.
Und so wünsche ich Ihnen immer wieder den Mut, auf Menschen zuzugehen und von Ihnen zu lernen. Ich finde es viel interessanter und leichter als auf einem hohen Ross zu sitzen und immer nur zu meinen, dass man perfekt sei. Ich glaube, dass es auf Dauer ziemlich anstrengend ist; anstrengend, die eigene Unvollkommenheit zu vertuschen. Viel leichter ist es, mich selbstkritisch der jeweiligen Herausforderung zu öffnen und ihr mit der Frage zu begegnen:
Was gebietet mir die Liebe zu diesem Menschen vor mir, in seiner Lage, unter seinen Bedürfnissen und Erwartungen?
Dann werden wir – wie Jesus – die richtige Antwort geben können.
So wünsche ich Ihnen heute zum einen, auch mal einen Dickkopf zu haben und zum anderen den Mut, sich dem anderen zu öffnen und auch einmal dessen Meinung zu hören und diese zuzulassen.
Ihr Klaus Weigand
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Infos zu Pfarrer Klaus Weigand
- Geboren 1966 in Erlenbach am Main (Unterfranken)
- Abitur am Theresianum in Bamberg 1989
- Studium der Kath. Theologie in Bamberg und Wien
- Priesterweihe 1998
- Tätigkeiten:
- Fürth, Christkönig von 1997 – 2010
- Buckenhofen als Pfarradministrator 2010 – 2015
- seit 2015 in Heroldsbach und Hausen
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