Wie geht es den Karpfen? – Haider Teichgespräche im Aischgrund
Nach coronabedingter Pause konnte Bezirkstagspräsident Henry Schramm in diesem Jahr wieder viele Teichwirte und zahlreiche Vertreter aus Politik und Verwaltung an den Haider Teichen begrüßen, darunter auch den bayerischen Umweltminister Thorsten Glauber. „Ich schätze unsere traditionellen Haider Teichgespräche sehr, denn sie sind eine gute Gelegenheit, zusammen mit unseren Fischbauern direkt an den Teichen aktuelle Probleme und Entwicklungen zu besprechen,“ so Bezirkstagspräsident Schramm.
Die Karpfenteichwirtschaft im Aischgrund ist von bayernweiter Bedeutung, einerseits für die traditionelle Produktion von nachhaltigen und hochwertigen Lebensmitteln, andrerseits als regionaler Wasserspeicher. Seit dem Trockenjahr 2015 ist das Wasserangebot rückläufig, es wird immer schwieriger die Teiche zu füllen und ohne Notabfischungen über den Sommer zu kommen, erläuterten die anwesenden Fischbauern. Auch in diesem Jahr trocknete der Aischgraben, der die Haider Teichkette speist, bereits im Frühsommer aus. Wassernutzung und Abfischung müssen dann gezielter abgesprochen und geplant werden, was die Bewirtschaftung aufwändiger macht.
Eine Erschwernis für die Bewirtschaftung stellen auch Kormoran und Biber dar. Die Kormoranbejagung konnte in diesem Jahr für das Haider Teichgebiet, das zugleich auch Naturschutzgebiet und FFH-Gebiet ist, wieder verlängert werden. Bezirkstagspräsident Schramm bedankte sich bei den Teichwirten, die sich dafür eingesetzt hatten, sowie bei der Regierung von Oberfranken für die Genehmigung. Dennoch komme es teilweise zu starken Verlusten, berichten die anwesenden Teichwirte: direkt durch den Kormoran, indirekt durch den Biber, wenn dieser die Winterruhe der Fische stört. Auch die Reiher werden ein zunehmendes Problem, lassen sich doch bei niedrigen Wasserständen vor allem die kleinen Karpfen leichter erbeuten.
Mit dem Fischotter nähert sich ein weiteres Raubtier mit großem Appetit auf Fisch. Aktuelle Nachweise gibt es bereits aus dem naheliegenden Regnitztal und der Nachbarortschaft Pretzfeld, so der zuständige Fischotterberater Alexander Krappmann. Bereits im April hat der Ministerrat für die Probleme in der Teichwirtschaft eine Änderung der Artenschutzrechtlichen Ausnahmeverordnung und der jagdrechtlichen Vorschriften beschlossen: Um ernste fischwirtschaftliche Schäden zu verhindern, sollen Fischotter demnach ganzjährig entnommen werden können. Der Fischotterbestand soll dadurch nicht gefährdet werden. Die durch ihn verursachten Schäden, insbesondere im östlichen Oberfranken, sind für die Betroffenen mittlerweile aber existenzbedrohend. Viele Teichwirte stehen aktuell vor der Entscheidung, ob sie aufgeben. Die jahrhundertealte Teichwirtschaft, die Bayern landschaftlich und kulturell prägt und einen ganz wesentlichen Beitrag zur Biodiversität leistet, droht verloren zu gehen. Teiche und deren traditionelle Bewirtschaftung, wie in Haid, stellen vielerorts die Grundlage für Schutzgebiete dar.
„Die Fisch- und Teichwirtschaft hat einen festen Platz in der bayerischen Kultur und Tradition“, so Umweltminister Thorsten Glauber in Haid. „Die Teiche prägen das Bild unserer oberfränkischen Heimat. Wir wollen die bayerische Kulturlandschaft umfassend erhalten, insbesondere auch die Teichwirtschaft in Oberfranken und der Oberpfalz. Die Teichwirte haben die volle Unterstützung der Staatsregierung und wir handeln entschlossen zum Erhalt der Teichwirtschaft. Dazu braucht es auch klare Regeln für den Fischotter“, so Glauber. Die Herausforderungen nehmen in allen Bereichen zu, so Bezirkstagspräsident Schramm. „Umso wichtiger ist es, dass Rahmenbedingungen geschaffen werden, die ein Fortbestehen der Teichwirtschaft sichern. Dazu braucht es nicht nur das Engagement der Teichwirte und Fischbauern, sondern auch das Verständnis und die Kooperationsbereitschaft der Fachbehörden und Verwaltung. Nur gemeinsam kann dies gelingen.“
Wie es den Karpfen in den Teichen dann über die Saison ergangen ist, wurde anschließend bei den Probefängen begutachtet. Dabei betrachteten die Experten den Wachstumszustand, mögliche Krankheiten oder Verletzungen, Parasiten und sonstige Auffälligkeiten.
Hintergrund:
Die Haider Teichgespräche sind eine fischereiliche Veranstaltung mit langer Tradition in Oberfranken. Die Jagdgenossenschaft Willersdorf/Haid (1. Vorsitzende M. Schmauß und Anatolij Nagel), in der viele Teichwirte vertreten sind, ist für die Organisation und Ausrichtung zuständig, unterstützt durch die Teichgenossenschaft Oberfranken.
Die Haider Teiche umfassen die Haarweiherkette und den Langenbachgrund und gehören zum oberfränkischen Aischgrund. Es werden vorrangig Karpfen und Beifische (Zander, Hecht) produziert und regional in die angestammte Gastronomie abgegeben. Die Teichketten sind seit den 1990er Jahren Naturschutzgebiet und gehören zum FFH-Gebiet „Langenbachgrund und Haarweiherkette – 6230-371“ (Strukturreiche Teich- und Feuchtgebietslandschaft mit zahlreichen Weihern, Schwimmblatt- und Verlandungsgesellschaften, Feuchtwiesen, Bruch- und Auwaldresten, kleinflächig Binnendünen-Lebensräume).
Viele Schutzauflagen erschweren die Bewirtschaftung. Um akzeptable Regelungen zu Kormoran und Biber wurde in der Vergangenheit stark gerungen. In diesen Zusammenhang besuchten auch die vormaligen Umweltminister Dr. Markus Söder und Dr. Marcel Huber bereits die Haider Teiche.
Die Wasserproblematik hat sich seit 2015 nicht entzerrt. Das westliche Oberfranken ist mit Unterfranken in puncto Niederschläge und Grundwasserneubildung aktuell Schlusslicht in Bayern.
Allen Herausforderungen und Problemen zum Trotz konnten die Fischbauern vor Ort bisher ihre traditionelle Teichwirtschaft am Laufen halten.
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