Buchvorstellung bei Europa Union Erlangen mit Gottlieb, von Pierer und Beckstein
Klare Worte scheut er nicht in Richtung der Eliten und des Establishments – weder in seinem Buch „So nicht!“ noch bei seinem Vortrag in der Erlanger VR-Bank (Gastgeber Hans-Peter Lechner). Dort präsentierte und signierte Sigmund Gottlieb auf Einladung von Christa Matschl, der Kreisvorsitzenden der Europa-Union, nicht nur sein Buch, sondern diskutierte auch mit Heinrich von Pierer, dem früheren Siemens CEO, und Günther Beckstein („der ehemalige Ministerpräsident der Herzen“) darüber, „was in diesem Land schiefläuft“.
„Freiheit ist das Recht, anderen das zu sagen, was sie nicht hören wollen“ zitierte der ehemalige BR-Chefredakteur und Publizist den 1950 verstorbenen englischen Schriftsteller George Orwell. „So nicht!“ sei jedoch kein Therapiebuch, sondern er, Gottlieb, sei Beobachter und Journalist. Er spannte den Bogen vom „Schlendrianland“ (Genauigkeit ist ein Fremdwort, Spitzenleute gehen ins Ausland), über den Wunsch, dass „am liebsten alles so bleiben soll, wie es ist“, zu den Moralisten, die meist auch Gutmenschen seien, der Einstellung, dass Arbeit als etwas Negatives wahrgenommen wird, der Sprachunfähigkeit (Vernebelung, Verschleierung usw.) bis hin zum Gendern. Das sei überflüssig wie ein Kropf angesichts der Probleme vor denen wir stehen. Gleichberechtigung beginne im Kopf und nicht mit Sternchen oder Doppelpunkt.
Und auch die Grünen vergaß der Professor nicht: Wieviel darf ich den Menschen wegnehmen, um das Klima zu retten? Dabei seien diese längst nicht mehr sozial. Gottlieb: „Grün muss man sich leisten können.“ Leider würden auch die „großen“ Medien dem Strom der Gesinnung folgen, den sie zu ihrem obersten journalisten Maßstab gemacht hätten. Häme statt Fairness bestimmten das Geschäft. Und die Menschen verstünden nicht mehr, wie Entscheidungen zustandekommen. Die Sprache der Eliten erreiche sie nicht mehr. So schreite der Vertrauensverlust voran, die Welt gerate aus den Fugen. Gottlieb zitierte, bevor er zur Diskussion überleitete, Roman Herzog: „Die Welt ist im Aufbruch, sie wartet nicht auf Deutschland.“
Klar, dass von Pierer die Wirtschaft im Blick hatte. Früher hätten Politiker wie Schröder oder Kohl hingehört, wenn man mit ihnen geredet habe. Habeck dagegen habe bislang aber keine qualifizierten Mitarbeiter und Fachleute gefragt, sondern sich auf NGOs verlassen. Und: „Wir können kein Dienstleistungsland werden. Die De-Industrialisierung bei den stromintensiven Betrieben schreite aber beängstigend voran.
Günther Becksteins Einschätzung, dass auch der Bayerische Rundfunk „heute überwiegend ein grüner Sender geworden“ sei, ließ Gottlieb jedoch so nicht gelten.
Leo Hildel
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