Oberfranken bleibt spitze bei Patentanmeldungen
Deutlicher Zuwachs an Patenten im Automobilsektor
Oberfranken braucht sich bei den Patentanmeldungen nicht zu verstecken. Setzt man die Zahl der Patente in Relation zur Wirtschaftskraft, werden in Oberfranken fast doppelt so viele Patente angemeldet, wie im Bundesgebiet. Vor allem im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth liegt der Patent-Innovationsindex überdurchschnittlich hoch.
Der neu erschienene Report „Patente in Bayern 2023“ der bayerischen IHKs zeigt auf, wie innovativ die Unternehmen in den einzelnen IHK-Regionen sind. Die Auswertungen des Reports bezieht sich auf die Patentanmeldungen im Jahr 2021.
„Dass sich Bayern als führender Innovationsstandort behaupten kann, ist nicht zuletzt der Leistungsfähigkeit unserer oberfränkischen Erfinderinnen und Erfinder geschuldet“, freut sich IHK-Präsident Dr. Michael Waasner, Präsident der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Ärmel hochkrempeln statt Sonntagsreden
In vielen Sonntagsreden ist der Transformationsprozess der Automobilindustrie beschworen worden. „Die über 200 Automobilzulieferer in Oberfranken mit ihren rund 40.000 Beschäftigten schaffen stattdessen Fakten und suchen nach Lösungen“, macht Dr. Michael Waasner deutlich. „2021 verzeichnen wir gegenüber den Vorjahren eine deutliche Zunahme von Patenten, die dem Bereich ‚Automotive‘ und ‚Energiegewinnung‘ zuzuordnen sind.“
Mehr Patente im Automobilsektor
Jedes Patent wird nach der Internationalen Patentklassifikation (IPC) einer bestimmten Klasse zugeordnet. „Gerade im Umfeld von Batterien, bei der Fahrzeugausstattung, oder bei Funknavigationssystemen verzeichnen wir in den vergangenen Jahren einen deutlichen Zuwachs der Patentanmeldungen“, bestätigt Dr. Dominik Erhard, bei der IHK für Oberfranken Bayreuth Referent für Innovation, Technologie und gewerbliche Schutzrechte.
Dass die Transformation der oberfränkischen Automobilzulieferer bereits voll im Gange ist, zeige auch ein Blick auf die Entwicklung in der IPC-Klasse „Ventile für Kraft- und Arbeitsmaschinen“, die spürbar an Bedeutung verloren habe, aber immer noch auf Rang 10 positioniert ist – nachdem sie 2017 noch auf Rang 3 lag.
In Oberfranken Spitze: „Diagnostik und Chirurgie“ sowie „Fenster und Türen“
Der Report zeigt deutlich, dass gerade in den Bereichen „Diagnostik, Chirurgie, Identifizierung“ sowie „Fenster, Türen – Bewegung der Flügel in die Offen- oder Schließstellung“ viele der Technologieführer in der Region beheimatet sind.
Die meisten Patente der knapp 1.000 Patentpublikationen aus dem Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth wurden 2021 wieder im Bereich der medizinischen Diagnostik und Chirurgie angemeldet. Bis auf 2019 kommen seit einem Jahrzehnt die meisten Patentanmeldungen aus diesem Sektor. Jede fünfte bayerische Patentpublikation aus dieser Patenklasse kommt aus Oberfranken, der Anteil an Deutschland liegt bei sieben Prozent. Hierzu muss man sich vor Augen halten, dass in Oberfranken 1,3 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung lebt.
Auf Rang 2 bei der Zahl der Patentanmeldungen stehen Patente rund um das Schließen von Türen und Fenstern. Nicht weniger als 57 Prozent aller bayerischen Patente und 24 Prozent der Patente bundesweit in diesem Sektor haben einen Ursprung im Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth.
Eine überdurchschnittlich hohe Bedeutung haben – trotz des Rückgangs der Patentanmeldungen – Patente bei den Maschinenventilen; jedes vierte bayerische Patent kommt hier aus dem Einzugsgebiet der IHK für Oberfranken Bayreuth, der Anteil an Deutschland liegt bei 16 Prozent.
Vier Unternehmen und deren Mitarbeitende dominieren
Die meisten Patente aus dem Kammerbezirk der IHK für Oberfranken Bayreuth, 208 an der Zahl, werden Siemens zugeordnet (Siemens AG 85, Siemens Healthcare GmbH 111 und Siemens Energy Global GmbH & Co. KG 12), gefolgt von Schaeffler Technologies AG & Co. KG (129), Brose Fahrzeugteile SE& Co KG (113; zzgl. 40 am Standort Coburg) und der Robert Bosch GmbH (88). Hinzu kommt eine Vielzahl auch kleinerer Unternehmen, die zwar jedes Jahr nur wenige Patente anmelden, über einen längeren Zeitraum betrachtet jedoch ihr Knowhow über Patentanmeldungen sichern. Dr. Erhard: „Der kontinuierliche Ausbau des Schutzrechtsportfolios dient nicht nur der Sicherung der Märkte, es ist vielmehr auch das Ziel, sich einen Vorsprung gegenüber den Wettbewerbern zu verschaffen, zusätzliche Lizenzeinnahmen zu generieren und so die Basis für einen wirtschaftlichen Erfolg in der Zukunft zu legen.“
Forschungseinrichtungen werden immer wichtiger
Immer wichtiger für die Unternehmen werden die Hochschulen und die Forschungseinrichtungen vor Ort, sei es bei der Energiegewinnung und -speicherung grüner Energie (z.B. UBT Future Energy Lab Wunsiedel GmbH) oder bei der Transformation der Automobilindustrie (z.B. Verbundprojekt transform_EMN der Metropolregion Nürnberg)
IHK für Oberfranken Bayreuth berät
„Neben Kooperationen mit Forschungseinrichtungen sollte auch ein Innovations- und Patentmanagement eine wichtige Rolle spielen“, rät Dr. Waasner. „Wir bieten unseren Mitgliedsunternehmen eine Erstberatung zu Erfindungen, geistigem Eigentum und ausgewählten Förderprogrammen“ ergänzt Dr. Erhard. „Dazu zählen auch Veranstaltungen in Kooperation mit dem Patentzentrum Bayern und den anderen nordbayerischen IHKs, mit denen wir für dieses wichtige Thema sensibilisieren und motivieren wollen.
Am 25. Juli findet ab 14 Uhr das 17. Patentforum der nordbayerischen IHKs bei der IHK in Bayreuth statt. Dort geht es etwa um erfolgreiche Strategien gegen Produkt- und Markenpiraterie, um ein neues Patentsystem in Europa oder um Tipps und Tricks bei der Schutzrechtsrecherche.
Infos und Anmeldung: https://ihkofr.de/patent23. Die Teilnahme ist kostenfrei.
Neueste Kommentare