Predigt von Weihbischof Gössl zum Heinrichsfest – Drei Tage buntes Programm auf dem Domberg
„Auch Heilige sind nicht ohne Sünde“
Zum Heinrichsfest hat Weihbischof Herwig Gössl den heiligen Heinrich als Vorbild für Glauben und Verantwortung gewürdigt. Zugleich mache das Leben des Bistumsgründers deutlich, dass auch ein Heiliger nicht ohne Sünde und Fehler lebe: „Kein Heiliger hat im Leben alles verwirklicht, was Jesus gelehrt und vorgelebt hat. Immer bleibt ein Defizit zwischen dem Herrn und seinem Jünger“, sagte Gössl am Sonntag in seiner Festpredigt auf dem Domplatz. Das sei in gewisser Weise auch tröstlich: „Denn es zeigt, dass niemand perfekt sein muss.“ Es entlaste und ermutige zugleich, das vom Evangelium umzusetzen, was man begriffen habe.
Kaiser Heinrich sei nicht immer nur friedfertig und demütig unterwegs gewesen, er habe zu den Mächtigen und Tonangebenden seiner Zeit gehört. „War er deswegen unchristlich, wie das heute sehr schnell Menschen zugeschrieben wird, deren Verhalten nicht zu den eigenen Vorstellungen passt? Ich meine nicht“, sagte Gössl. Heinrich sei tief erfüllt gewesen vom Geist Jesu Christi. „Für ihn war Jesus Christus nicht nur eine Idee, sondern ein lebendiges Gegenüber, jemand, vor dem er selbst die Knie beugen und dem er sich als Kaiser unterordnen konnte.“ Die Verantwortung vor Gott bewahre nicht vor Fehlentscheidungen, aber sie gebe dem Leben der Menschen Orientierung und Halt, ganz gleich in welcher gesellschaftlichen, politischen oder kirchlichen Stellung sie stehen.
Der Weihbischof fügte hinzu: „Wir erfahren in unseren Tagen das Leben in vielfacher Weise als bedroht: durch Kriege, Krankheiten oder den Klimawandel, der die Lebensgrundlagen vieler Menschen vernichtet.“ Die Kirche habe sicher nicht die Lösung für alle komplizierten Lebensfragen, aber sie habe eine Orientierung und die klare Option für das Leben des Menschen von seiner Zeugung bis zum natürlichen Tod, für ein Leben in und mit der Natur und damit gegen deren Ausbeutung und Zerstörung. „Ich bin überzeugt: Wir werden nur dann gemeinsam in eine gute Zukunft kommen, wenn wir uns vom Geist des Herrn Jesus Christus führen und stärken lassen.“
Angesichts der hochsommerlichen Temperaturen rief Gössl dazu auf, sich im Schatten des Doms wohlzufühlen und dies auch im übertragenen Sinne zu verstehen. Drei Tage lang war der Bamberger Domberg ein fröhliches und buntes Festgelände. Das Programm begann stimmungsvoll am Freitagabend mit christlicher Popmusik der Band „Sinnergie“ der Werkstatt Neues Geistliches Lied auf dem Domplatz. Am Samstagnachmittag fand der Motorradgottesdienst der Motorradgemeinschaft Jakobus mit den „Bethlehem Allstars“ statt. Im voll besetzten Dom wurde das Musical: „…die Stimme des Anfangs hören“ aufgeführt. Dieses besondere Musikprojekt der Frauenpastoral entstand im Zuge der Ausstellung „Frauen.Taten.Werke“ im Diözesanmuseum und stellt einen musikalischen Dialog mit zwei herausragenden Frauen der Kirchengeschichte dar: Maria von Magdala und Mary Ward. In der Alten Hofhaltung genossen die Besucherinnen und Besucher bei Kaffee, Kuchen und Gegrilltem Live-Musik der „Friends of Variety“. Es spielte die Trommelgruppe „Ramba Zamba“ der Lebenshilfe.
Am Sonntag nach dem Festgottesdienst, der von den Chören der Dommusik eindrucksvoll begleitet wurde und in dem auch für einen guten neuen Erzbischof gebetet wurde, verlagerte sich das bunte Programm in den Hof der Jugend in der Dompropstei, auf die DJK-Sportbühne vor dem Bischofshaus, den Vorplatz des Diözesanmuseums sowie auf die Domplatzbühne, wo Vereine und Verbände ihr Können zeigten. Über 50 Vereine und Initiativen beteiligten sich mit einem eigenen Stand und Aktionen. Die Mitglieder des Betroffenenbeirats von Geschädigten durch sexuellen Missbrauch nutzten das Fest zu Begegnung und Austausch.
Ein besonderes Highlight in diesem Jahr waren die PLAYMOBIL-Sonderfiguren des Kaiserpaares Heinrich und Kunigunde, die ab sofort exklusiv im Diözesanmuseum zu kaufen ist. Vor einer Fotowand konnten sich die Besucherinnen und Besucher mit dem Motiv der neuen Figuren ablichten lassen.
Eine von der Mädchenkantorei musikalisch gestaltete Pontifikalvesper mit Weihbischof Gössl rundete das Fest ab. Die Erlöse und Kollekten des Festes kommen dieses Jahr dem Online-Beratungsangebot U25 für suizidgefährdete Jugendliche und junge Erwachsene zu Gute. Im nächsten Jahr steht das Heinrichsfest im Zeichen des 1000. Todestags von Heinrich II.
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