Landkreis Lichtenfels: Praktische Tipps zum umweltfreundlichen Reisen – Zug und Rad statt Auto und Flugzeug

Auf einer mehrtägigen Radtour mit der Umweltstation Weismain können Jugendliche eine umweltschonende Art des Reisens erleben. Foto: (Landratsamt Lichtenfels/Thomas Fugmann)
Auf einer mehrtägigen Radtour mit der Umweltstation Weismain können Jugendliche eine umweltschonende Art des Reisens erleben. Foto: (Landratsamt Lichtenfels/Thomas Fugmann)

„Die Urlaubszeit ist die schönste Zeit im Jahr“ sagt der Volksmund. Ein Großteil der Deutschen nutzt seinen Urlaub, um zu verreisen und dem Alltag zu entfliehen. Laut ADAC haben im Jahr 2022 68% eine mehrtägige Reise unternommen, die Hälfte davon ist mit dem Auto angereist, ein Viertel mit dem Flugzeug1. Folglich nehmen die beiden umweltschädlichsten Verkehrsmittel die vordersten Ränge ein. Doch schön Verreisen geht durchaus umweltfreundlich. Jennifer Thiem von der Umweltstation Weismain gibt Tipps, wie der Urlaub mit möglichst wenig Klimagas-Emissionen gestaltet werden kann – und spricht dabei aus eigener Erfahrung.

1. Reisen mit dem Zug oder Fernbus

Bei landgebundenen Reisen ist der Zug eines der nachhaltigsten Reisemittel im Fernverkehr: Wie der Co2-Rechner von Quarks.de zeigt, stößt die Bahn nur etwa ein Siebtel der Co2-Menge von Flugzeug und Auto aus.2 Auch in Lichtenfels starten ICE- und IC-Züge, die eine bundesweite Anbindung an Fernverkehrsstrecken bieten. Wer frühzeitig bucht, bekommt oft günstige Zugverbindungen; für internationale Zugreisen bieten sich Nachtzüge oder die Nutzung des „Interrail Tickets“ an, das europaweit gilt. Jennifer Thiem hat bereits mehrere Verbindungen innerhalb Deutschlands und ins Ausland getestet: „In insgesamt 15 Stunden bin ich von Lichtenfels nach Florenz gefahren, mit nur zwei Umstiegen – und ohne Verspätung. Bozen erreicht man mit dem EC in knapp 6 1/2 Stunden,“ verrät die Mitarbeiterin der Umweltstation Weismain. Wer denkt, dass so eine Unternehmung nur für längere Reisen in Frage kommt, der täuscht sich: „Ich habe auf meiner achttägigen Reise neben Florenz die Städte Siena, Pisa und Bologna gesehen und dazu noch zwei Tage in Cinque Terre an der ligurischen Küste verbracht,“ berichtet Jennifer Thiem.

Laut Co2-Rechner von Quarks liegt der Fernbus noch vor der Bahn im Umweltfreundlichkeits-Ranking. Wer Bus-Reisen mag, hinterlässt ebenfalls einen relativen geringen Co2-Abruck auf weiten Strecken, wenn der Bus gut besetzt ist. Fern- und Reisebusse verkehren meist mit gleichbleibendem Tempo auf der Autobahn und können etwa 50 Personen gleichzeitig befördern, somit haben Busse auf Fernstrecken eine gute Co2-Bilanz.

2. Rad- oder Trekkingreisen

Den kleinsten ökologischen Fußabdruck hinterlassen wir, wenn wir unsere eigene Muskelkraft einsetzen. Nicht nur Selbsttreter, sondern auch E-Biker bewegen sich auf Radtour ziemlich umweltfreundlich. Auf 100 km kommt das Pedelec auf 0,4 Kg Co2. Im Vergleich dazu kommt das Flugzeug auf 21,1 kg Co2 und ein mittelalter Benziner auf 20 kg Co2 pro Person.² Der Umstieg auf eine aktive Urlaubsgestaltung vereint gleich mehrere Vorteile: er kommt der Umwelt, unserem Körper und der Seele zugute. Denn man erlebt die Orte, die man passiert „hautnah“ und viel intensiver, als mit durch die Fensterscheibe. „Mit dem Mainradweg haben wir sogar einen der bekanntesten Radfernwege Deutschlands vor der Haustüre: Vor allem vom Fichtelgebirge über die Weinregion bis Aschaffenburg bietet der Mainradweg abwechslungsreiche Regionen und idyllische Wege,“ erzählt Jennifer Thiem, die schon zahlreiche Fern-Radtouren unternommen hat.

Für Jugendliche bietet die Umweltstation jedes Jahr eine geführte Radfreizeit an. Hier können Jungen und Mädchen erleben, wie abwechslungsreiche eine mehrtätige Reise auf dem Rad sein kann. Infos zur Radfreizeit gibt es unter www.umweltstation-weismain.de.

Was für Radreisen zutrifft, gilt noch mehr für das Weitwandern. Wer sich zu Fuß auf eine längere Reise begibt, hinterlässt nahezu keinen Co2-Fußabbruck – je nach Start- und Endpunkt der Wanderung. Trekking-Neulinge können diese umweltfreundliche Urlaubsgestaltung bei uns im Landkreis ausprobieren: die beiden zertifizierten Wege Gottesgartenrunde Nord und Süd führen als Mehrtagestour durch den Landkreis. Und wer es etwas weiter mag, der wagt sich gleich auf den Frankenweg. Informationen dazu gibt es bei der Tourismusregion Obermain-Jura (www.obermain-jura.de).

3. ÖPNV und Regionale Produkte vor Ort

Mit dem Deutschlandticket („49-Euro-Ticket“) wurde ein attraktives Angebot geschaffen, innerhalb Deutschlands günstig im Regional- und Nahverkehr (RB- und RE-Züge,) mit der Bahn durch das Land zu fahren. Dieses Ticket gilt auch auf Bussen, U- sowie S-Bahnen, was die Nutzung von Anschlussfahrten außerhalb des Bahnhofs erleichtert.

Nicht jeder Erholungssuchende kann sich vorstellen, im Urlaub auf Auto oder Sonne zu verzichten und sein Urlaubsverhalten sofort auf „umweltschonend“ umzustellen. Schon kleine Schritte helfen, indem man beispielsweise Urlaubsorte wählt, die eine Gästekarte zur kostenfreien Nutzung des ÖPNV bieten. So kann man testen, wie es ist, das Auto einfach einmal stehen zu lassen – und tut einen ersten kleinen Schritt in die Richtung „Umweltverträgliches Reisen“. Das Gleiche gilt übrigens zudem bei der Wahl des Essens: Regionale, ökologische Produkte, die am Urlaubsort typisch sind, helfen dabei, den Urlaub nachhaltig zu gestalten.

Übrigens lassen sich die umweltfreundlichen Reise-Verkehrsmittel toll miteinander kombinieren. Denn gerade auf Fernradwegen liegen Start- und Endpunkt mehrere hundert Kilometer entfernt, sodass Bus und Bahn super für An- und Abreise genutzt werden. Noch skeptisch? Auf einem Kurztrip in die nähere Umgebung lassen sich die Ideen unkompliziert ausprobieren.