Feuerspektakel an der Wiesent in Ebermannstadt
Botschaft in Licht und Feuer und ein bisschen Stones
Ebermannstadt feiert sich und 700 Jahre Geschichte mit einem großen Pyro-Spektakulum an der Wiesent. Dahinter steht die Idee von Pfarrer Hans Lyer.
Zwei Graugänse mit ihren Jungen paddeln gemächlich in der Wiesent vor der idyllischen Auenkulisse der Hochwasserfreilegung in der Peunt. Sie lassen sich nicht von drei Männern stören, die am Ufer auf und ab laufen und mit ausholenden Armbewegungen eine Kulisse beschreiben. Genau hier werden sich hier am Abend einige Tausend Menschen versammeln, um dem „Feuerspektakel“ aus Licht- und Pyrotechnik beizuwohnen. Es ist der spektakuläre Höhepunkt der 700-Jahr-Feier der Stadtgeschichte von Ebermannstadt.
Bei den drei Männern handelt es sich um den Priester und früheren Rektor der Jugendburg Feuerstein, Hans Lyer, und Mitarbeiter des städtischen Bauamtes. Sie besprechen die Positionierung der Musikbühne und die Platzierung der Pyrotechnik plus Einsatzort der Feuerwehr, die für die Beamershow den Wasservorhang „spritzen“ wird. Hans Lyer ist der Initiator und Ideengeber für das Projekt „Lux Ebermarestadt“ zum Jubiläum der Stadtgeschichte. Wir haben dazu mit ihm ein Interview geführt.
Diese Licht-Pyro-Inszenierung an der Wiesent klingt außergewöhnlich und verheißungsvoll. Wie kam es dazu?
Hans Lyer: Seit meiner Zeit als Rektor der Jugendburg Feuerstein ist meine Beziehung zu Ebermannstadt nie abgerissen. Pyrotechnik ist eine meiner Leidenschaften und ich konnte mit Freunden schon viele Projekte verwirklichen. Im Vorfeld des Stadtjubiläums gab es viele Kontakte und Gespräche, und zusammen mit Jan Burdinski vom Verein Fränkischer Theatersommer und der Allianzmanagerin Corinna Brauer konnten wir dieses tolle Wochenende planen.
Aber das schafft man ja nicht im Alleingang zu Dritt.
Natürlich nicht. Dass wir die Stadt mit ihren Dienststellen, voran Bürgermeisterin Christiane Meyer, aber auch alle, die sich ihr für das Leben in der Stadt engagieren, gewinnen und begeistern konnten freut uns sehr. Immerhin wirken bei den historischen Szenen zur Stadtgeschichte 140 Personen mit, von Schulkindern bis zu Vereinsmitgliedern. Ich möchte hier besonders den Historiker Manfred Franze sowie Hans Baier und Hannes Lange von der Feuerwehr erwähnen.
Was die Technik betrifft kann ja Ebermannstadt künftig in einem Atemzug mit den Rolling Stones und Tina Turner genannt werden.
(Lacht). In der Tat. Meine Freunde von der Firma „Innovative Pyrotechnik Böblingen“ haben Grossfeuerwerke in Zürich, Konstanz und San Sebastian performt, für den Rahmen bei Boxkämpfen gesorgt und viele Größen der Showbühne begleitet, darunter eine Tour der Rolling Stones, AC/DC, Tina Turner und Ozzy Osbourne. Das Team von Joachim Berner und Uli Frick, übrigens Pyrotechnikweltmeister in Montreal, wird auch kommen. Licht und Technik besorgt übrigens ein Forchheimer, Marco Hocke, der in Sachen Beschallung europaweit gefragt ist.
Woher rührt Ihre Affinität zu Feuer, Blitz und Donner?
Als Kind und Ministrant haben mich die Farben und Düfte der Zeremonien in der Entfaltung der barocken Volksfrömmigkeit gefangen genommen. Dann war es Jupp Schneider, den ich schon aus St. Martin Bamberg kannte, der auf dem Feuerstein eine Revolution, Kirche anders zu machen, in Gang brachte. Was mich sehr beeindruckte. Und dann natürlich der neue Kirchenbau auf dem Feuerstein mit der Feuerwand in der Oberkirche, den der Glaskünstlers Georg Meistermann zur Thematik Verklärung Christi gestalte. Mit dem brennenden Dornbusch und dem Feuer, das auf das Opfer des Elias fällt.
Feuerstein, Feuerwand, brennender Dornbusch – irgendwann kam ja der Knall der Pyrotechnik.
In der Tat. Vor 40 Jahren war ich Mitglied im Feuerwerksteam der Sandkerwa. 2011 konnte ich mit dem Musikpädagoge Hannes Klehr und dem Journalisten Stefan Hoffmann zum Feuersteinjubiläum „Gott in der Feuersäule“ umsetzen, ein großes nächtliches Schauspiel. Dieses wiederholte sich dann auf dem Domplatz. Mit Insassen der Justizvollzugsanstalt Ebrach gestaltete ich 2014 zu klassischer Musik die Feuerinszenierung „Turmbau zu Babel“, der scheiternde Versuch des Menschen, Gott gleichzukommen.
Wie sind die Reaktionen ausgefallen, an der Spitze der Erzdiözese, im Priesterkreis und beim Publikum?
Positiv bis begeistert. Feuer fasziniert immer. Ich verweise nur auf das Licht in der Osternacht. Und wir wollen ja keine Teelicht-Theologie praktizieren.
Wird auch „Lux Ebermarestadt“ eine Botschaft transportieren?
Ja. Es ist das alles beherrschende Thema unserer Zeit, Frieden. Die Friedenstaube mit dem Ölzweig von Picasso wird im Video mittels Beamer auf einer Wasserwand gezeigt. Und zwar im Entstehungsprozess des Bamberger Künstlers Hubert Sowa.
So ein Feuerspektakel gibt es nicht umsonst. Wer stemmt die Kosten?
Da ist zum einen die Stadt Ebermannstadt und da sind auch manche Sponsoren. Aber wir freuen uns über weitere Spenden: Konto VG Ebermannstadt, DE 95 7635 1040 0000 0323 00. Stichwort Pyro.
Zur Person:
Hans Lyer Geboren 1951 in Bamberg im Bereich der Pfarrkirche St. Martin. Dort Ministrant und über die Katholische Jugend erste Kontakte zur Burg Feuerstein. Lehre im Postdienst, Bundeswehr. Hier eingesetzt im Fernmeldedienst bei der Olympiade 1972 in München. Das Attentat erlebt Hans Lyer hautnah mit; er sieht den Friedensgedanken der Jugend der Welt auf den Kopf gestellt. Lyer schlägt den Weg zum Priestertum ein als ihm klar wird, dass es das Evangelium, die Sache des Reiches Gottes sein könnte, was man dem Bösen entgegenzusetzen hat. Nach Abitur und Theologiestudium Priesterweihe 1982, erste Kaplanstelle in Lichtenfels. Von 1986 bis 1994 Rektor der Jugendburg Feuerstein, dann Gefängnisseelsorger bis 2021 in der JVA Ebrach. Parallel dazu übernimmt er für 27 Jahre die regelmäßigen Gottesdienste in St. Elisabeth in Bamberg. Dank des dort versammelten Freundeskreises und vieler Spender gelingt es, den international bekannten Maler Markus Lüpertz für die Gestaltung von acht Glasfenstern in diesem gotischen Kleinod zu gewinnen. Hans Lyer gibt Pfingsten 2023 die Seelsorge ab und will sich neuen priesterlichen Aufgaben stellen. Einen „franziskanischen Weg“ gehen, wie er sagt, um sich Christen und Nichtchristen „an den Rändern“ zu widmen. Zukünftig wird er an jedem ersten Sonntag im Monat Gottesdienst an stets wechselnden Orten halten.
Musik, Theater, Feuershow und Historie der Stadtgeschichte
Freitag, 16. Juni
- 19.00 Uhr (Einlass 18 Uhr) Stadthalle Ebermannstadt. Von Bürgern und Schülern gespielte historische Szenen, Gedichte und Lieder (in Zusammenarbeit mit dem Fränkischen Theatersommer e.V.) in einem farbenfrohen Spektakel.
- Ab 21.30 Uhr Licht- und Feuer-Spectaculum an der Hochwasserfreilegung „In der Peunt“ an der Wiesent (Eintritt frei). Musik mit der Bigband des Gymnasiums und Czardas-Musik vom Ensemble um Bogdan Lewandowski.
- 22:30 Uhr „Lux Ebermarestad“ – eine Inszenierung zum Jubiläum in Licht und Feuer. Unter Mitwirkung von Peter Younes, Prof. Hubert Zowa, Hannes Klehr, Hans Lyer, dem Rapper Jan Schäfer und der Firma Innovative Pyrotechnik Böblingen.
Sonntag, 18. Juni
- 10-17 Uhr Historischer Markt.
- 18.30 Uhr Jubiläumsspektakel (Einlass ab 17:30 Uhr, Ende 21:30 Uhr).
- 22.00 Uhr Sonderfahrt mit der agilis Bahn zum VGN-Tarif von Ebermannstadt nach Behringersmühle mit Konzert der international bekannten Sopranistin Ralli Bogdan.
Eintritt für das Theaterspektakel: Erwachsene: 15 € (auch Ermäßigungen). Karten im Rathaus, in der Buchhandlung Faust (Hauptstraße 21) und in der Touristinfo am Marktplatz.
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