Bamberg als olympisches Dorf

Fackellauf © Stadtarchiv, Jürgen Schraudner
Fackellauf © Stadtarchiv, Jürgen Schraudner

Delegation aus Bahrain hat sich auf die Special Olympics World Games 2023 vorbereitet und Land und Leute kennengelernt

Ab kommende Woche ist es so weit. Vom 17. bis 25. Juni finden in Berlin die „Special Olympics“ statt. Rund eine Woche lang treten dann Athletinnen und Athleten mit geistiger und mehrfacher Behinderung in insgesamt 26 Sportarten an. Doch bevor das Event in Berlin startet, bereiten sich 29-köpfige Delegation aus Bahrain in Bamberg auf die anstehenden Wettkämpfe vor und verwandeln so Bamberg in ein großes Olympisches Dorf.

Natürlich wird trainiert. Während sich auf dem Gelände des Reitvereins Bamberg Stadt und Land (RFV) in der Armeestraße zwei Sportler:innen samt Traioner konzentriert im Springreiten üben, wird auf dem Gelände der Bundespolizei intensiv der Staffellauf trainiert. Besonders wichtig in dieser Disziplin ist der optimale Übergabepunkt des Staffelstabs. Das weiß auch der Bahrainische Coach Ahmed Maki und wird nicht müde, mit seinen vier Schützlingen das Start- und Ablaufverhalten zu üben. Mit dabei ist auch Robert Aschenbrenner. Der gebürtige Bamberger hat sich zwar nicht für die Special Olympics qualifiziert, nutzt aber die Gelegenheit, während des Host Town Programs zusammen mit seinen bahrainischen Sportkolleg:innen zu trainieren. Annäherungsprobleme haben die Leichathlet:innen nicht und dank der Übersetzerin Algburi Rana von „Freund statt Fremd“ gibt es auch keine sprachlichen Hürden zu überwinden. Der Spaß am gemeinsamen trainieren überwiegt alles und Unterstützung ist allerorten geboten. So ist auch Emma Himmler an diesem Vormittag auf dem Sportplatz dabei und unterstützt wo immer Hilfe geboten ist. Eigentlich geht sie noch zur Schule, aber heute ist sie im Rahmen ihres P-Seminars als Volunteer dabei. „Es ist toll, hier auf internationale Special Olympics Athlet:innen zu treffen und einen kleinen Einblick in die Trainingsarbeit zu gewinnen“, sagt sie. Ein paar hundert Meter Luftlinie weiter, auf dem Kunstrasen an der Armeestraße, trainieren Boccia-Spielerinnen mit viel Feingefühl und Geschick die gegnerischen Kugeln vom Pallino (Zielkugel) wegzuschießen.

Neben dem Sport spielen im Host Town Program aber auch Kultur und Begegnungen mit den Bürgerinnen und Bürgern eine große Rolle und so steht als Einführung eine kleine Stadtführung und ein Eintrag ins Goldene Sportbuch der Stadt Bamberg an. Vom Welcome-Hotel marschiert die Gruppe aus Bahrain zusammen mit zwei Stadtführerinnen in Richtung Brückenrathaus. Es fühlt sich ein bisschen wie ein Schulausflug an: Die Stimmung ist prima, es wird gesungen, gelacht und gestaunt. Besonders die vielen Cafés in der Innenstadt haben es den Bahrainern angetan. Dazu muss man wissen, dass Kaffeetrinken eine der größten Leidenschaften der Menschen vom Persischen Golf ist. Sich nicht in das ein oder andere Café setzen zu können, fällt den Sportler:innen sichtlich schwer, aber das Brückenrathaus ist dann einfach zu schön, um es auszulassen. Selfies werden gemacht, einige Touristen wiederum fotografieren die fröhliche Truppe aus Bahrain und bleiben stehen, als OB Andreas Starke die Delegation begrüßt und anschließend in den Rokokosaal bittet, um sich ins Goldene Sportbuch einzutragen. „Wenn Sie wieder nach Hause reisen, möchten wir vor allem eines, nämlich dass Sie Bamberg bestens in Erinnerung behalten werden und gerne an Ihre Zeit bei uns zurückdenken“, sagt Starke.

Die Chancen dazu stehen gut, denn später treffen sich die Spotler:innen mit ihren Bamberger Kolleg:innen mit und ohne Handicap zum großen Fackellauf. Mit der Flamme der Hoffnung, die für Frieden, Einheit und Hoffnung steht, laufen sie in Richtung Kufa (Kulturfabrik), wo die Trommler:innen von Ramba Zamba sich mit so viel Begeisterung ins Zeug legen, dass sie schon von weitem zu hören sind. Der Empfang der Gruppe ist einfach nur überwältigend. Viele Menschen sind gekommen, um bei diesem großen Inklusionsfest dabei zu sein und mitzufeiern. Die Leichtathletin Sara Halifa hat so viel Spaß, dass sie gleich anfängt mit zu trommeln – schließlich sind die Trommeln auch groß genug für vier Hände. Berührungsängste gibt es hier keine, die gemeinsame Freude über das große bunte Fest überwiegt alles. Während alle schon tanzen, stehen die Menschen ohne Beeinträchtigung noch etwas schüchtern drum herum. Es ist Sportreferent Dr. Matthias Pfeufer, der als erster anfängt, sich mit im Rhythmus mit zu bewegen und so dauert es auch nicht lange und es tanzen einfach alle.

Zur Stärkung gibt es Getränke, arabische Spezialitäten und Crêpes. Für den süßen Abschluss sorgen die bahrainischen Sportler:innen: In landestypischen Gewändern verteilen sie kleine arabische Köstlichkeiten, wie Datteln, Sesamgebäck oder „Afrah Candy“ an die Gäste und kommen so ins Gespräch, egal ob auf Englisch oder mit Händen und Füßen – irgendwie funktioniert es immer.

Auch der Landkreis verspricht zahlreiche Attraktionen, die es zu entdecken gilt. Auf dem Schlossbauernhof zu Stolzenroth, ein herrliches denkmalgeschütztes Anwesen nur drei Kilometer von Pommersfelden entfernt, stehen Filzen und Genießen im Vordergrund und damit verbunden die Frage, was sich aus der Erdbeere, eine Frucht, die in Bahrain nicht so bekannt ist, alles zaubern lässt. Egal ob Erdbeer-Tiramisu, Erdbeer-Bisquitrolle oder Erdbeer-Cheesecake – all das sind nicht nur wahre Gaumenfreuden, sondern auch die perfekte Stärkung für das, war in den kommenden Tagen ansteht: Die Special Olympics World Games 2023. Zeit also, das olympische Dorf Bamberg zu verlassen und, um in Berlin das weltweit größte Inklusionsfest zu feiern.


Info

Das Host Town Program Bamberg wurde um das Orga-Team um Dr. Matthias Pfeufer, Referent für Bildung, Schulen & Sport, zusammen mit dem Landratsamt Bamberg und dem Förderkreis goolkids e.V. koordiniert.

Die Special Olympics finden vom 17. bis 25. Juni in Berlin statt. Sie sind eine weltweite Sportveranstaltung für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung, die in 26 Sportarten gegeneinander antreten. Schirmherr dieser Veranstaltung ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

Im „Host-Town-Programm“ wurden 200 Delegationen aus aller Welt in deutschen Städten und Landkreisen empfangen und so vielfältige Begegnungsmöglichkeiten geschaffen. Es bietet die große Chance, Menschen in der Region für das Thema Inklusion nachhaltig zu begeistern und die Teilhabe von Menschen mit geistiger Behinderung im Sport