Bamberg: Der Malteser Hilfsdienst stellt den „Malteser Patenruf“ bei einer Info-Veranstaltung am 29. Juni 2023 vor

Anrufe gegen die Einsamkeit

Bamberg: Der Malteser Hilfsdienst stellt den "Malteser Patenruf" bei einer Info-Veranstaltung vor Juni 2023

Der Malteser Hilfsdienst vermittelt einsamen Menschen feste „Telefonpaten“ für regelmäßige Telefonate, die Abwechslung, Zuwendung und ein Stück Lebensfreude vermitteln. Foto: Lena Kirchner

Der Mensch ist ein soziales Wesen: Er möchte sich austauschen, Neues erfahren, eigene Gedanken und Erlebnisse mit Anderen teilen, mit jemandem Lachen und spüren, dass er anderen wichtig ist. Soziale Kontakte sind wichtig für die Seele und damit auch für die geistige und körperliche Gesundheit. Für viele Menschen ist es aber nicht selbstverständlich, jemanden zu haben, der ihnen zuhört. Einsamkeit kann alle Menschen treffen, egal, wie alt sie sind. Diverse Studien zeigen, dass der Anteil der einsamen Personen in Bayern in den letzten Jahren stets zugenommen hat. Nicht zuletzt die Isolierungsvorgaben in Zeiten der Corona-Pandemie haben dieses Gefühl verstärkt.

Genau diesen Menschen macht der Malteser Hilfsdienst e.V. mit dem Patenruf ein besonderes Angebot: Er vermittelt ihnen feste „Telefonpaten“ für regelmäßige Telefonate, die Abwechslung, Zuwendung und ein Stück Lebensfreude vermitteln.

„Hallo Frau Müller, hier ist Frau E. , ihre Telefonpatin vom Malteser Patenruf. Jetzt ist schon wieder eine Woche rum. Wie die Zeit vergeht. Wie geht es Ihnen denn heute?“ In beschwingtem Ton beginnt Frau E. das wöchentliche Telefonat. Sie kennt ihr Gegenüber schon ein gutes Jahr und freut sich selbst auf die Anrufe. „Ich habe gestern an Sie gedacht. Haben Sie das gemerkt? Ich habe nämlich gestern mal in die Sendung geschaut, die sie mir empfohlen hatten“ – und schon beginnt ein reger Austausch über den Sinn und Unsinn von Talkshows. Der Patenruf bedeutet, ein Stück vom Alltag zu teilen, seine Sorgen jemandem erzählen zu können, aufgeheitert zu werden, eine freundliche Stimme zu hören, Aufmerksamkeit geschenkt zu bekommen und das Gefühl zu haben, dass jemand an einen denkt. Dabei kann jeder Anruf anders ausfallen: Mal kurz mit einem lieben Gruß, mal länger zu einem Thema, das einem unter den Nägeln brennt, mal vertieft in ausschweifenden Erzählungen: Ganz wie es Tagesverfassung, Stimmung und Erlebnisse vorgeben.

Oftmals sind die Anrufe durch die Telefonpaten das einzige Highlight in der Woche. Umso mehr freuen sich die Angerufenen, wenn zur vereinbarten Zeit das Telefon klingelt. Nicht selten sitzen diese schon in Warteposition, um den Anruf entgegenzunehmen. So erleben Sie eine enorm wichtige und bereichernde Anteilnahme an ihrem Alltag.

„Aber warum nur am Telefon? Warum kein Besuch vor Ort?“ – wird der ein oder andere sich vielleicht fragen. Es gibt genügend Personen, denen ein persönlicher Besuch unangenehm wäre: man müssten die Wohnung aufräumen, fühlt sich vielleicht verpflichtet, etwas anzubieten. Gerade in der Corona-Zeit war es sehr von Vorteil, dass die Gespräche durchgehend weiterlaufen konnten, während viele andere Angebote pausieren mussten.

Der Patenruf ist durch das Medium Telefon außerdem räumlich komplett unabhängig, das heißt, sowohl die Angerufenen als auch die Telefonpaten können an völlig unterschiedlichen Orten leben, was für eine zügige Vermittlung von großem Vorteil ist.

Telefonpaten – das sind ehrenamtliche Frauen und Männer, die gerne telefonieren, zuhören können und einem einsamen Menschen eine Freude bereiten möchten. Zu fest vereinbarten Zeiten rufen Sie (z.B. wöchentlich) an und widmen ihre Zeit dem Gegenüber durch Zuhören, Erzählen, Austauschen. Dabei kann es um Themen des Alltags, um Erlebnisse, Nachrichten, Geschichten aus der Vergangenheit, Kochrezepte und Witze gehen, aber sicher auch das ein oder andere sorgenvolle Thema betreffen: Der Umgang mit einer Krankheit, Sorgen um liebe Menschen, die Suche nach einem Handwerker…

„Das alles gehört zum Leben dazu und die Breite der Themen zeigt die Bedeutung, die ein Gesprächspartner im Alltag für jeden Menschen hat“, sagt Eva-Maria Dorscht, Koordinatorin des Malteser Patenrufs in der Erzdiözese Bamberg. „Beim Patenruf geht es in erster Linie darum, einen Plausch wie mit einem lieben Nachbarn am Gartenzaun zu halten: Mit der Zeit lernt man sich immer besser kennen und man kann sich entweder nett über das Wetter unterhalten oder sich Dinge aus dem Leben erzählen. Egal, was man wählt: Nach dem Gespräch hat man das Gefühl, dass es schön ist, sich gegenseitig ein bisschen Zeit geschenkt zu haben und einander bereichert zu haben. Wichtig ist dabei aber,“ fährt Frau Dorscht fort, „dass die Telefonpaten sich nicht selbst überfordern, denn die Anrufe ersetzen keine professionelle Beratung oder Therapie.“

Wer gerne beim Patenruf mitarbeiten möchte, braucht dafür keine spezielle Ausbildung.

Gerne sprechen, telefonieren und zuhören können, Freude durch das Gespräch vermitteln können und seine Zeit zur Verfügung stellen, sowie zuverlässig und langfristig zu den vereinbarten Zeiten anrufen – das sind die Grundlagen, die jeder und jede Interessierte an einem Patenruf-Ehrenamt mitbringen sollte. „Das Alter spielt dabei weniger eine Rolle. Unser jüngster Ehrenamtlicher ist 15 Jahre alt, die Älteste 88. Letztere ruft wöchentlich 15 Personen an und macht das mit enorm viel Herzblut.“, berichtet Frau Dorscht. „Alles Weitere, vor allem der Umgang mit schwierigen Telefonaten und Themen besprechen wir an regelmäßigen Gruppenabenden bzw. bei Schulungen.“

Frau S. ist schon seit 11 Jahren im Malteser Patenruf engagiert und die Erfahrung hört man ihr an, wenn sie darüber spricht. „Ich wäre schon lange nicht mehr dabei, wenn es mir selbst nicht so viel Freude bereiten würde. Ich lege auf und ein gutes Gefühl ergreift mich: Jetzt hast Du wieder mal jemandem eine Freude bereitet! Das macht auch mich glücklich. Inzwischen verbinden mich die Gespräche und Lebensgeschichten mit meinem Gesprächspartner. Wir sind richtig zusammengewachsen über die Zeit.“

Hier sieht man: letztlich ist es eine Bereicherung für beide Seiten. Und sowohl das Anrufen als auch das Angerufen werden ist ein Weg aus der Einsamkeit.

Wer dieses Angebot gerne in Anspruch nehmen möchte bzw. als ehrenamtlicher Telefonpate mitarbeiten möchte, kann sich gerne an den Malteser Patenruf wenden. Telefon: 0951-91 780-262 bzw. E-Mail: patenruf.ba@malteser.org

Für alle ehrenamtlich Interessierten findet am Donnerstag, 29. Juni 2023 um 18.00 Uhr in den Räumlichkeiten des Malteser Hilfsdienstes, Moosstr. 69 in Bamberg eine Informationsveranstaltung statt. Um Anmeldung unter den obenstehenden Kontaktmöglichkeiten wird gebeten.

Vom 12. bis 16. Juni 2023 findet die bundesweite Aktionswoche „Gemeinsam aus der Einsamkeit“ statt. Bereits seit Januar 2022 legt das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) mit der Erarbeitung der „Strategie gegen Einsamkeit“ einen Fokus auf das Thema Einsamkeit. Die erste Aktionswoche dieser Art möchte für dieses Thema als gesamtgesellschaftliche Aufgabe sensibilisieren und Unterstützungsangebote in ganz Deutschland sichtbar machen. Nähere Informationen: http://kompetenznetz-einsamkeit.de/aktionswoche