Ab jetzt: „30-Minuten-Takt“ auf der Achse Heinersreuth/Neudrossenfeld
Nach Eckersdorf (Start: Dezember 2021) und dem gesamten Hummelgau (Start: September 2022) startet der Landkreis Bayreuth auf der Nahverkehrsachse Neudrossenfeld – Heinersreuth – Bayreuth die nächste Umsetzungsstufe des Nahverkehrsformates „30-Minuten-Takt im Stadt-Umland“.
Landrat Florian Wiedemann, der den offensiven Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ganz oben auf seine politische Agenda gesetzt hat, unterstreicht die Notwendigkeit dieses Planungsansatzes: „Wer Mobilitätswende will, der muss in das Angebot investieren. Und damit freiwillige Angebote für veränderte Verkehrsverhaltensweisen setzen.“ Das Format „30-Takt“ im Stadt-Umland des Oberzentrums Bayreuth setzt hier ein starkes Zeichen.
Gemeinsam mit dem Landkreis Kulmbach (Neudrossenfeld ist fest in den 30-Minuten- Takt integriert) ist eine Fahrplanstruktur entwickelt worden, die für die Nahverkehrsbedienung städtischer Umland-Bereiche mittlerweile bayernweit große Beachtung findet. Konsequent wird das Planungsprinzip nun in seiner dritten Umsetzungsstufe Realität. Wiedemann: „Unsere Marketingstrategie, dass die ‚30‘ in die Köpfe der Umlandbewohner Eingang findet, geht bislang voll auf.“ Das Ziel, durch attraktive Takte den einen oder anderen zum Umstieg auf ein öffentliches Verkehrsmittel zu bewegen, ist eingelöst, insbesondere weil der Vergleich mit dem privaten PKW besser ausfällt als vermutet:
- preislich zeigt sich das ÖPNV-System zunehmend günstiger; Stichwort: 49 €-Ticket, EGON (der rabattierte VGN-Tarif), aber auch: die steigenden Spritkosten und die Parkgebühren in Bayreuth
- zeitlich ist das ÖPNV-System mit Einführung des 30-Minuten-Taktes noch konkurrenzfähiger als zuvor. Beispiele: mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Dürrwiesen zur Lorenzkirche in Nürnberg in 1 Stunde 28 Minuten; im Vergleich mit dem PKW (nach Google Maps) in 1 Stunde 20 Minuten: „nur noch ein Wimpernschlag“, so der Bayreuther Landrat, der selbst von diesem Reisezeitvergleich überrascht war. Und noch ein Beispiel: Von Heinersreuth nach Treuchtlingen (Ausgangspunkt für den Altmühlradweg) beträgt die Fahrzeit mit den „Öffentlichen“ 2 Stunden und 8 Minuten, im Vergleich dazu mit dem PKW mit 2 Stunden nur unwesentlich weniger.
Die Reisezeitvergleiche verblüffen. Und: Mit dem 30-Minuten-Takt wird das Ganze noch viel flexibler. Die durchschnittliche Wartezeit an der jeweiligen Haltestelle beträgt jetzt nur noch 15 Minuten – eine Qualität, die der Wohn- und Arbeitsplatzdynamik der Umlandorte voll entspricht.
Das zugrunde gelegte Finanzierungssystem ist aufgrund des landkreisüber- schreitenden Charakters kooperativ angelegt. Der Landkreis Bayreuth und der Landkreis Kulmbach teilen sich die entstehenden Kosten im Verhältnis 70:30. Durch die Einbindung der BVB-Linie Maintalsiedlung ist auch der Bayreuther Verkehrsbetrieb in die Finanzierung eingebunden.
Zu den (durch den Takt) ausgelösten Nachfrage-Effekten: Aktuelle Zahlen des Omnibusverkehrs Franken (OVF) belegen, dass in Eckersdorf und im Hummelgau 20 Prozent mehr Beförderungen als vor Einführung des 30-Minuten-Taktes durchgeführt worden sind. In konkreten Zahlen sind dies pro Jahr (wiederum für Eckersdorf und Hummelgau) 52.000 zusätzliche Beförderungen bei Gesamtbeförderungen von insgesamt 260.000 pro Jahr. „Das ist überaus beachtlich und hat unsere Erwartungen eigentlich noch übertroffen“, so der Bayreuther Landrat, der ähnliche Effekte auch für die Heinersreuth-Linie prognostiziert.
Florian Wiedemann sagt aber auch: „Damit haben wir noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.“ Realistisch sei mittelfristig (bis Ende 2024) ein Zuwachs von 30 Prozent und langfristig (bis 2030) ein Zuwachs von sogar 50 Prozent. „Dazu bedarf es einer stabilen Angebotspolitik, eines langen Atems und einem konsequenten Linienmarketing,“ so Wiedemann, der diese Potenziale voll einlösen will.
Der Landkreis Bayreuth setzt mit dem Format „30-Minuten-Takt“ ein über die regionalen Grenzen hinaus viel beachtetes Zeichen für eine ideologiefreie Mobilitätswende, die auf Freiwilligkeit setzt und auf Zwang verzichtet. Wiedemann: „Nur so können wir die Bevölkerung mitnehmen und von der Sinnhaftigkeit eines selbst gewählten Umstiegs auf öffentliche Verkehrsmittel überzeugen.“ Mit Bindlach im Dezember 2023 und Goldkronach im Frühsommer 2024 wird das Angebotsspektrum „30-Minuten-Takt“ abgeschlossen.
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