Seltene Kreuzkröte am Sonderlandeplatz Breitenau
Naturschutzfachkartierung im Stadtgebiet hat begonnen
Im Bamberger Stadtgebiet hat vor kurzem die Naturschutzfachkartierung begonnen. Untersucht und dokumentiert werden die Lebensräume seltener Tierarten aus verschiedenen Artengruppen. Den Auftakt der Kartierung markierte eine Exkursion am Sonderlandeplatz Breitenau.
Das Expertenteam um die Biologen Jürgen Thein, Josline Griese und Martin Bücker hat gleich zu Beginn seiner Kartierungsarbeiten einen besonderen Fund gemacht: in den wassergefüllten Senken südlich des Flugplatzes hat sich die gar nicht so häufige Kreuzkröte angesiedelt. Die Kreuzkröte ist ein mittelgroßer Froschlurch, der leicht an seinem typisch weiß-gelben Streifen auf dem Rücken zu erkennen ist. Die Art ist innerhalb Deutschlands nur zerstreut verbreitet und beispielsweise in den Bergbaufolgelandschaften anzutreffen. Eine besondere Vorliebe haben Kreuzkröten für Flach- und Kleinstgewässer. Diese sind als Laichplätze Voraussetzung für die Existenz der Art. Außerdem lieben sie offene, vegetationsarme bis freie Flächen mit lockeren, sandigen Böden. „Damit“, so betont Dr. Jürgen Gerdes vom städtischen Klima- und Umwelt, „ist der Flugplatz ein optimaler Lebensraum für Kreuzkröten.“
Und noch eine weitere seltene Art ist an den flachen Gewässern in der Breitenau heimisch geworden: die Winterlibelle. Sie steht auf der Roten Liste in der Kategorie 1 und ist vom Aussterben bedroht. Das Besondere an Winterlibellen ist, dass sie über ein langes Alter von etwa elf Monaten verfügen – im Gegensatz zu anderen Libellenarten, die nur zwischen 14 und 90 Tage alt werden. Hinzu kommt, dass Winterlibellen als einzige ihrer Gattung als Imago, also nicht als Larve oder Ei, sondern als flugfähiges Insekt überwintern. Ihre Larven entwickeln sich dagegen im Gewässer.
Die Kartierungsarbeiten, die sechs verschiedene Artengruppen umfassen, werden über einen Zeitraum von zwei Jahren auf ausgewählten Flächen durchgeführt. Untersucht werden Vögel, Reptilien, Amphibien, Libellen, Tagfalter und Heuschrecken. Viele vorhandene Daten benötigen eine Aktualisierung. So wird einerseits geprüft, ob bekannte Fundorte gefährdeter Arten noch von diesen besiedelt sind, wie beim Wendehals, bei der Knoblauchkröte und einer Reihe von Insektenarten. Andererseits werden auch Flächen untersucht, zu denen noch kaum Erkenntnisse vorliegen.
Ziel der Erhebungen, die im Auftrag der Stadt Bamberg und des Bayerischen Landesamtes für Umwelt (LfU) erfolgen, sind nicht nur die besonders gefährdeten, seltenen Arten. Auf den jeweiligen Untersuchungsflächen werden auch häufige Arten dokumentiert, um eine Vergleichsgrundlage für künftige Entwicklungen zu erhalten. Denn auch in naturnahen Lebensräumen ändert sich die Artenzusammensetzung aufgrund der klimatischen Umwälzungen mitunter stark. „Die Ergebnisse der Naturschutzfachkartierung werden uns viele wichtige Erkenntnisse liefern und die Stadt dabei unterstützen, Biodiversität und wertvolle Lebensräume für unsere Bürgerschaft zu erhalten“, betonte Bürgermeister und Klima- und Umweltreferent Jonas Glüsenkamp zum Auftakt der Arbeiten.
Nach Abschluss der Kartierungsarbeiten ist mit Erkenntnissen zu etwa 150 wertvollen Lebensräumen im Stadtgebiet zu rechnen.
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