Produzentengalerie Burgkunstadt: Sushi, Tusche und Acryl – Künstlerinnen Verena Waffek und Boyong Kim geben Einblick
Die derzeit in der Burgkunstadter Produzentengalerie für Gegenwartskunst gezeigte Ausstellung „Die 24te“ könnte nach Ansicht des Bamberger Kunsthistorikers Dr. Matthias Liebel auch „Farbraum-Malerei trifft auf graphische Linie“ heißen. Oder einfach auch „Bunt trifft auf Schwarzweiß“. Und wer es komplizierter – aber ebenso treffend – mag, der wird die gezeigten Arbeiten unter dem übergeordneten Titel „Gegenständlichkeit, Abstraktion und Kontemplation im Dialog“ einordnen können. So der Bamberger Kunstbetrachter und -kritiker in seiner Einführungsrede zur Bilderschau, die seit einer Woche in der Galerie in der Kuni-Tremel-Straße 3 am Marktplatz des früheren oberfränkischen Schuh-Dorados am Obermain zu sehen ist.
Noch bis zum 4. Juni 2023 wird jeweils samstags und sonntags Kunstinteressierten bei freiem Eintritt ein Einblick in das Schaffen der in Nürnberg lebenden und arbeitenden Künstlerinnen Verena Waffek und Boyong Kim gegeben. Öffnungszeiten sind jeweils von 14 bis 17 Uhr. Was freilich niemanden hindern sollte, bei Interesse einen Besichtigungstermin telefonisch (0177 / 7 90 90 37) mit den Galeriebetreibern Otto Scheid und Karl Schönfelder zu vereinbaren.
Neben den Malereien und Tusche- bzw. auch Bleistiftzeichnungen warteten zu Vernissage weitere die Sinne umschmeichelnde Genüsse auf. Die Ohren verwöhnte Susi Schliefer aus Lichtenfels mit ihrem Querflöten-Spiel; die Gaumen der Besucherinnen und Besucher betörte Lucia Scheid-Nam, selbst Malerin, mit dem von ihr hergestellten und kredenzten Sushi. Und es versteht sich von selbst, dass auch Gläser mit perlendem oder fruchtigem Inhalt zum Wohle der Künstlerinnen erhoben wurden.
Soweit die „Rahmenbedingungen“. Die ausgestellten Arbeiten konzentrieren sich, künstlerisch herausragend gearbeitet, auf einfachste bildnerische Mittel. Die Exponate – ob nuancenreich modulierte Farbraum-Gemälde von Boyong Kim oder die von Verena Waffek geschaffenen, überwiegend schwarzweiß gehaltenen Bleistift- oder Tuschezeichnungen – konnten das kunstinteressierte Publikum in ihren Bann ziehen und zu intensiven Gesprächen auch mit den Künstlerinnen animieren.
Dr. Matthias Liebel zu den Gemälden der Koreanerin Boyong Kim: „Sie stehen in der Tradition der US-amerikanischen Farbfeldmalerei.“ Die wurde in den 1960er- und 1970er-Jahren in Europa populär und hat, so der Kunsthistoriker, „im Œuvre der Künstlerin eine deutliche Weiterentwicklung erfahren“. Will heißen, Boyong Kim überzieht die von ihr mit Acryl auf Leinwand aufgetragenen zahlreichen bunten Farbschichten abschließend mit einem dominierenden, ebenfalls transparenten Ton. Dadurch entstehen semi-monochrome Farbfelder von enormer Tiefenwirkung, die den Betrachter förmlich in die so geschaffenen Farbräume eintauchen lässt.
„Tatsächlich,“ so Dr. Matthias Liebel, „zeigen die Gemälde von Boyong Kim nicht mehr und nicht weniger als das, was sie sind: Farbe und Pinselrhythmen auf Leinwand.“ Liebel weiter: „Die Malerei von Boyong Kim möchte nichts abbilden. Sie reflektiert einzig sich selbst.“
Ganz anders bei den in Schwarzweiß ausgeführten Arbeiten von Verena Waffek. Die in Burgkunstadt gezeigten Werke der Künstlerin werden überwiegend von der Linie beherrscht. Es handelt sich um Bleistift-Zeichnungen oder um Tusche-Arbeiten, manchmal auch farbig akzentuiert. Auch Pinselzeichnungen zeigen die Motive – Tiere, Pflanzen oder Stillleben. Ruhe und Schlichtheit strahlen Verena Waffeks Arbeiten aus; sie demonstrieren künstlerische Konzentration aber auch zarte Fragilität. Es sind Bilder, die zum Herantreten, zum näheren Betrachten einladen.
Es ist eine das Auge schier überwältigende Fülle von Linien, Strichen, Schraffuren und Punkten; es ist eine überzeugende Demonstration der Fähigkeit der Künstlerin, genau hinzusehen. Aber auch, der Schlichtheit Raum zu geben. „So feinfühlig und so sensibel, wie Verena Waffek ihre Sujets ins Bild setzt“, konstatiert Dr. Matthias Liebel, „so feinfühlig und so sensibel mögen auch wir als Betrachter uns ihren Arbeiten nähern: leise, behutsam und mit Empathie, aber auch mit einem aufmerksamen Blick für die inhaltliche Strahlkraft der graphischen Transformation der jeweiligen Motive.
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