Bunt statt Braun in Forchheim

Im Bild (von links nach rechts): Dr. Kuntke (Herder-Gymnasium Forchheim), Dr. Uwe Kirschstein (Oberbürgermeister der Stadt Forchheim), Dr. Hermann Ulm (Landrat Forchheim), Dr. Franze (Buchautor), Klement (Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim), Ludwig (BuntstattBraun), Dr. Atila Karabag (BuntstattBraun), Christa Gerdes (BuntstattBraun), Martina Eier (Staatliches Sonderpädagogisches Förderzentrum Forchheim), Bärbel Braun (BuntstattBraun), Dr. Cordula Haderlein (Schulamt Forchheim), Andreas Hartmann (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft), Elisabeth Bräunig (Berufliches Schulzentrum Forchheim), Hirche (Georg-Hartmann-Realschule Forchheim). Foto: Privat
Im Bild (von links nach rechts): Dr. Kuntke (Herder-Gymnasium Forchheim), Dr. Uwe Kirschstein (Oberbürgermeister der Stadt Forchheim), Dr. Hermann Ulm (Landrat Forchheim), Dr. Franze (Buchautor), Klement (Ehrenbürg-Gymnasium Forchheim), Ludwig (BuntstattBraun), Dr. Atila Karabag (BuntstattBraun), Christa Gerdes (BuntstattBraun), Martina Eier (Staatliches Sonderpädagogisches Förderzentrum Forchheim), Bärbel Braun (BuntstattBraun), Dr. Cordula Haderlein (Schulamt Forchheim), Andreas Hartmann (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft), Elisabeth Bräunig (Berufliches Schulzentrum Forchheim), Hirche (Georg-Hartmann-Realschule Forchheim). Foto: Privat

Am Dienstag, den 25. April 2023 um 18 Uhr hatte BuntstattBraun, das Forchheimer Bündnis gegen Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus, Vertreter/innen der Forchheimer Schulen in die Gereons-Kapelle zu einer Vorstellung des Buches „Der schwierige Weg zur Demokratie“ von Dr. Manfred Franze eingeladen.

Es waren zahlreiche Lehrer und Lehrerinnen gekommen. Außerdem nahmen der Landrat des Landkreises Forchheim, Herr Dr. Ulm, und der Oberbürgermeister der Stadt Forchheim, Herr Dr. Kirschstein, die Schulamtsdirektorin Frau Dr. Haderlein und der Bezirksleiter der GEW Oberfranken, Herr Hartmann, und einige Vorstandsmitglieder von BuntstattBraun teil.

BuntstattBraun tritt für eine weltoffene, tolerante, bunte Gesellschaft ein, gegen Rassismus, Antisemitismus, Ausgrenzung und deren Verbreiter/innen und organisiert entsprechende Veranstaltungen.

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende Gerdes, stellte Herr Dr. Karabag das Projekt vor. Gerade in der heutigen Zeit ist es aufgrund des zunehmenden Rechtspopulismus und Rassismus wichtig, an die Grausamkeiten der Nationalsozialisten und zu erinnern und die Folgen aufzuzeigen, damit sie sich nicht wiederholen. Außerdem muss der Wert und die Bedeutung der Demokratie dargestellt werden und die Wichtigkeit sie zu schützen und Menschen und Gedanken, die sie zerstören wollen, entgegenzutreten.

Danach stellte Dr. Manfred Franze sein Buch “Der schwierige Weg zur Demokratie in  Forchheim, Ebermannstadt und die fränkische Schweiz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts“ vor und las aus ihm.

Dr. Franze ist Experte für die Zeiten des Nationalsozialismus im Landkreis Forchheim und hat einige Bücher und Artikel über das Thema geschrieben. Außerdem war es ihm als Geschichtslehrer und Schulleiter wichtig, Generationen von Schülerinnen und Schülern nicht nur Wissen zu vermitteln, sondern auch deren Gespür für die Entwicklung von totalitären Strukturen zu schärfen.
Er machte deutlich, dass noch vor 50 Jahren die Literatur zum Thema „Nationalsozialismus“ fehlte und dass vor Ort keiner so recht darüber sprechen wollte. Heute, neunzig Jahre nach 1933, ist die Forschungslage ganz anders.

In 27 Kapiteln geht das Buch auf die Geschichte unserer Region um Forchheim und in der Fränkischen Schweiz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein. Die Thematik reicht von der bayerischen Monarchie bis in die frühen Jahre der Bundesrepublik.

Monarchie, Revolution, Republik, Diktatur und Widerstand im Nationalsozialismus kommen in Einzelaspekten genauso zur Sprache wie Frauenbewegung und Schulgeschichte.

Ebenso wird nach der Darstellung der Judenverfolgung im Rahmen des Novemberpogroms von 1938 gefragt: Wie reagierte eigentlich die Bevölkerung auf das Pogrom? Für die Beantwortung werden lokale Polizeiberichte, aber auch wissenschaftliche Literatur herangezogen. Was konnte man, was wollte man wissen? Was stand in den lokalen Zeitungen, die zu diesem Zeitpunkt bereits der nationalsozialistischen Zensur unterlagen?

In seinem Buch erinnert Herr Dr. Franze auch an Ereignisse, die fast ganz in Vergessenheit geraten sind, z.B. dass nach 1945 in Pottenstein eine ganz besondere Situation bestand: Unmittelbar nach Kriegsende ließen sich an die 100 jüdische Displaced Persons, also von den Nazis aus ihrer Heimat verschleppte oder inhaftierte Personen, für zwei Jahre in Pottenstein nieder. 1946 entstand hier sogar ein eigener jüdischer Fußballverein. Der Club Makkabi Pottenstein spielte in der jüdischen Liga „Rayon Franken“ und erreichte in der Saison 1946/47 den 6. Rang bei zwölf teilnehmenden Fußballvereinen.

Anhand der Heimatgeschichte will das Buch beitragen, die Erinnerung wach zu halten, wie schnell in Deutschland eine Diktatur entstehen konnte und wie wichtig es ist, sich bewusst zu machen, was Demokratie bedeutet und wie wertvoll sie für unsere Gesellschaft ist.

Nach der Lesung wurde zunächst im Plenum diskutiert, z. B. an welchen Orten im Landkreis Forchheim Schülern und Schülerinnen Geschichte erfahren können, z. B. am Synagogendenkmal in Forchheim. Danach wurde noch in lockerer Runde diskutiert. Zum Abschluss wurden die von Herrn Dr. Franze signierten und von BuntstattBraun gespendeten Bücher an die Lehrer und Lehrerinnen übergeben.