Auftakt des Streuobst-Großprojekts „Landkreis Bamberg – Streuobst hat hier Tradition“

Den Tieren und Pflanzen am Kraiberg bei Baunach bot sich am 2. Mai 2023 ein ungewohntes Bild: Biertischgarnituren mitten auf der Streuobstwiese und eine Ansammlung von Menschen. Sie alle hatten sich dort zu der Auftaktveranstaltung des Streuobst-Großprojekts „Landkreis Bamberg – Streuobst hat hier Tradition“ des Landschaftspflegeverbandes Landkreis Bamberg eingefunden. Es ist eines der ersten großen Umsetzungsprojekte für den Bayerischen Streuobstpakt, dessen Ziel es ist, bis 2035 bayernweit eine Million Streuobstbäume zu pflanzen.

Der Vorsitzende des Verbandes, Michael Karmann, eröffnete die Veranstaltung und begrüßte Landrat Johann Kalb, Regierungsvizepräsident von Oberfranken Thomas Engel, den Landtagsabgeordneten Holger Dremel, die Anwesenden der unteren und höheren Naturschutzbehörde, des Amts für Ländliche Entwicklung, des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Kreisräte, Bürgermeister sowie weitere Akteure aus Politik, Landwirtschaft und Naturschutz. Er stellte heraus, dass das Thema Streuobst eines von vielen Themenfeldern ist, die vom LPV Bamberg bespielt werden. So kümmert sich der LPV, der bereits seit 31 Jahren besteht, unter anderem um Heckenpflege, Beweidung und die Pflege wertvoller Sand- und Kalkmagerrasen. Projekte sind das „Salz in der Suppe“, da sie die Möglichkeit bieten, sich bestimmten Themen umfassender zu widmen. So auch das neue, vierjährige Streuobst-Großprojekt, das eine große Wertschöpfung in den Landkreis Bamberg bringt. Vorsitzender Karmann bedankte sich beim Umweltministerium, bei der Regierung von Oberfranken und dem Landkreis Bamberg für die Förderung.

Anschließend hob Landrat Johann Kalb in seinem Grußwort die Bedeutung von Streuobstbeständen für den Landkreis Bamberg hervor. Streuobst prägt die Kulturlandschaft und hat hier eine lange Tradition. Streuobstbestände ziehen das ganze Jahr über Einheimische wie auch Touristen an und bieten eine regionale und ökologische Möglichkeit, die Menschen mit gesundem, heimischem Obst zu versorgen. Regierungsvizepräsident Thomas Engel ging im Anschluss auf die wichtige Bedeutung von Streuobstwiesen für die Biodiversität ein. „Die Kultur von Streuobst hat einen der artenreichsten Lebensräume in Mitteleuropa geschaffen. Durch ihre Funktion als Rückzugsräume und Biotopverbundelemente haben Streuobstbestände einen hohen ökologischen Wert“, erläuterte Engel. Da die Bestände seit 1965 um 70 % zurückgegangen sind, ist es wichtig, dass mit dem Bayerischen Streuobstpakt jetzt entgegengesteuert wird. Auch Landtagsabgeordneter Holger Dremel freute sich über den Projektauftakt und die verstärkte Fokussierung auf das Thema Streuobst. Tobias Roppelt, Bürgermeister der Stadt Baunach, hieß die Teilnehmer herzlich willkommen und betonte den Mehrwert der Streuobstbestände am Kraiberg für seine Stadt.

Anschließend stellten Christine Hilker und Julia Eberl, die beiden Projektbetreuerinnen vom Landschaftspflegeverband, das Streuobst-Großprojekt vor. Christine Hilker unterstrich die besondere Verantwortung des Landkreises Bamberg für den Erhalt des Streuobstanbaus in Bayern. „Wir finden hier noch zusammenhängende, landschaftsprägende, alte und besonders wertvolle Streuobstbestände wie in den Naturschutzgebieten Kraiberg oder Kunkelsbühl bei Staffelbach“, so Hilker. Auch wegen der schon vorhandenen Expertise beim Thema Streuobst war es naheliegend, im Landkreis Bamberg ein Streuobst-Großprojekt in Kooperation mit der Unteren Naturschutzbehörde, den Kreisfachberatern für Gartenbau- und Landespflege und vielen weiteren Akteuren zu planen. Julia Eberl erläuterte weiter: „Das Projekt hat das Ziel, die bestehenden Streuobstbestände im Landkreis Bamberg langfristig zu sichern, neue Streuobstwiesen und -äcker anzulegen und den Schnitt von Obstbäumen in den Blick zu nehmen.“ Zudem sollen Streuobstwiesen mit der Anlage von Hecken, Totholzhaufen, oder dem Anbringen von speziellen Nistkästen z. B. für Wendehals oder Steinkauz aufgewertet werden. Durch Kartierungen von Wildbienen, Vögeln und Totholzkäfern können wichtige naturschutzfachliche Informationen gewonnen werden. Gemeinsam mit den Kreisfachberatern für Gartenbau- und Landespflege fanden dieses Jahr im März bereits Obstbaumschnittkurse für interessierte Gartenbauvereine, Privatpersonen und Bauhofmitarbeiter statt. Um die Öffentlichkeit und insbesondere auch Kinder einzubinden und zu informieren, ist ein Ferienprogramm „Streuobsterlebnis“ in Kooperation mit der LBV-Umweltstation Fuchsenwiese geplant. Außerdem wurde ein buntes Programm mit Exkursionen und Aktionen rund um das Thema Streuobst auf den Weg gebracht.

Auf dem anschließenden kleinen Rundgang über die Streuobstwiese vermittelten Siegfried Weid von der Regierung von Oberfranken und Bernhard Struck von der unteren Naturschutzbehörde interessante Informationen zum Naturschutzgebiet Kraiberg, zu den dort vorkommenden Vögeln und zum Vertragsnaturschutz. Diplom-Geograf Hermann Bösche stellte einige Pflanzen der Streuobstwiesen vor. Geschäftsführer Klaus Weber und Martin Friedel vom Landschaftspflegeverband erläuterten die Landschaftspflege, den Wendehals und die Mistel-Problematik am Kraiberg. Abschließend gab es bei Apfelsaft und Apfelkuchen noch regen Austausch unter den Teilnehmern der Veranstaltung.

Weitere Informationen zum Projekt findet man unter www.lpv-bamberg.de.