Reinhard Löwisch veröffentlicht „Waischenfelder Heft Nr. 7“
Vor 90 Jahren hat Adolf Hitler mit der „Machtübernahme“ das 1000-jährige Reich eingeläutet und damit letztendlich Millionen Menschen vernichtet. In Waischenfeld fiel eine Person aktiv als NS-Mitläufer auf, die auch nach dem Weltkrieg und trotz seiner (als gering eingestuften) Mittäterschaft als honorige und hoch geachtete Persönlichkeit im Gemeinderat, als Kulturschaffender und als Schriftleiter des Fränkische Schweiz-Vereins eine heimatkundliche und zudem zahnärztliche Karriere absolvierte: Dr. Benedikt Spörlein, der schon 1965 als 61-jähriger gestorben ist und nächstes Jahr 100 geworden wäre.
Er war eine illustre Persönlichkeit, die sich schon früh für seine Heimat interessierte und daher auch regen Kontakt mit dem zweiten Waischenfelder Chronisten Dr. Michel Hofmann pflegte. Spörlein, der in einer Lehrerdynastie aufwuchs, konnte dabei auf die Forschungen seines Vaters und Großvaters aufbauen, Hofmann saß als Angestellter des Bamberger Staatsarchivs während der Nazizeit direkt an der Quelle. Zusammen mit einem weiteren Lehrer und gleichzeig Verwandten, Kaspar Kellermann waren diese drei die ersten, die sich um eine Erschließung Waischenfelder Geschichte bemühten. Herausgekommen sind zahlreiche Aufsätze und Berichte, die aber in den wenigsten Fällen veröffentlich wurden. Einiges konnte Hofmann als Redakteur des Fränkischen Tag verarbeiten, einiges sein Neffe Kaspar Kellermann (Kürzel ak), der für die Lokalpresse aus Waischenfeld berichtete und einiges Benedikt Spörlein in seiner Funktion als Schriftleiter der FSV-Zeitschrift von 1959 bis 1965, die er nach dem Krieg mit aus der Taufe hob.
Es gibt zahlreiche alte Sagen und Geschichten, es gibt eine Häuserchronik mit dem Besitzerwechsel die von 1826 bis 1955 reicht, es gibt eine Chronik von Waischenfeld, bei der ebenfalls der Onkel des Zahnarztes, Studienrat Benedikt Spörlein die Vorarbeiten leistete. Das Aufsehen erregendste Werk jedoch schuf der Zahnarzt Spörlein schon zu Beginn seiner Zeit als Zahnarzt selber. Er hat in einer wissenschaftlichen Arbeit schon 1943 nachgewiesen, dass evangelische Bürger schlechtere Zähne haben als katholische. Direkt hat er das nicht behauptet, aber er konnte nachweisen, dass Menschen, welche hartes Brot essen müssen, ein gesünderes Gebiss haben als Leute, die überwiegend weiche Speisen zu sich nehmen. Da die evangelischen Menschen im Raum Bayreuth (Markgrafschaft) schon 50 Jahre lang Kartoffeln anbauten (nachweislich das erste Mal 1647) und aßen, ehe die Katholischen davon kosteten, lässt diese Schlussfolgerung zu. Auf katholischer Seite hat Spörlein zudem hunderte Gebisse aus dem Ossarium der Waischenfelder Annakapelle untersucht und konnte feststellen: „Die Lebens- und Essensweise unserer Vorfahren (…) hat dazu beigetragen, dass die (untersuchten) Zähne keinerlei Karies oder andere Zahnkrankheiten aufwiesen und fast alle Menschen ihr komplettes Gebiss mit ins Grab nahmen. Warum das so ist? Die Menschen früher aßen viel harte Sachen, wie hartes Brot oder getrocknetes hartes Fleisch. Dadurch wurde einerseits die Kaumuskulatur gestärkt und andererseits die Zähne an den Enden abgeschliffen, weil abgenutzt, was unter anderem durch das Steinmehl, das im gemahlenen Getreide früher enthalten war (abgelöst vom Mahlstein, der durch seine Rotation die Getreidekörner zerquetscht) verursacht wurde. Die glatte Oberfläche verhinderte die Ansiedlung von Krankheitskeimen und Bakterien. Er brachte das Ergebnis daher auf die Formel: „Schonung der Zähne ist von Übel“.
Dies und viel mehr ist in dem neuen Waischenfelder Heft (Nummer sieben) enthalten, das der Autor Reinhard Löwisch wieder erstellt hat. Er geht auch auf einige andere Mitglieder der Familie Spörlein ein, die seit dem 19. Jahrhundert in Waischenfeld als Lehrer wirkten und im Schillingshaus neben der Kirche und im Wurdack-Haus (früher Nr. 50) in der Vorstadt wohnten. Das Heft mit 40 Seiten und zahlreichen Abbildungen gibt es wieder beim Spielsponsel am Waischenfeld Plärrer und kostet zehn Euro. Bestellungen sind auch übers Internet unter www.loewisch.com möglich.
Der Kartoffelkönig vom Fichtelgebirge
Endgültig zum flächendeckenden Durchbruch der gesunden Knolle verhalf Friedrich II. von Preußen, auch Friedrich der Große genannt den Markgräflern. 1750 zwang er mittels Dekret seine Untertanen, Kartoffeln anzubauen. Vier Jahre vorher hatte unter Markgraf Friedrich III. von Brandenburg-Bayreuth auch schon ein ähnliches Dekret, den Kartoffel-Befehl, erlassen, weshalb einige meinen, ihm gebühre der Titel „Kartoffelkönig“, nicht dem Preußenkönig. Er war mit der Markgräfin Wilhelmine verheiratet, der Schwester von Friedrich dem Großen. Daher gibt es im Fichtelgebirge immer noch einen Kartoffelkönig als Produktvermarkter, ähnlich der Kirschenkönigin in der Fränkischen Schweiz. Quelle: www.heimatforschung-marktleuthen.de/kartoffeln.htm
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