Kulmbacher KErn als Experte zur aktuellen Ernährungsstrategie
Masterplan: Gutes Essen für Alle
Die Ernährung in Deutschland soll bis 2050 inklusiver, gesundheitsförderlicher, tierwohlorientierter und klimafreundlicher werden. Ende 2022 hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) deshalb ein Eckpunktepapier zur geplanten Ernährungsstrategie vorgelegt. 170 Fachstellen und Experten aus unterschiedlichen Bereichen des Ernährungssektors – darunter auch das Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn) – haben bei einer Befragung des Netzwerks NUTRITION HUB in Berlin sowie des Bundeszentrums für Ernährung (BZfE) Stellung zu konkreten Anforderungen an die Ernährungsstrategie genommen.
„Die Inflation vereitelt zunehmend eine gute Lebensmittelauswahl; viele hoch verarbeitete Produkte liefern ein Übermaß an Zucker, Salz sowie ungünstigen Fetten; die Über-gewichtsraten bei Kindern sind zu hoch und nur wenige Lebensmittel werden klimafreundlich erzeugt. Wir brauchen daher eine institutionalisierte Ernährungsbildung von Kindesbeinen an“, fordert Christine Röger, Leiterin des Kompetenzzentrums für Ernährung. „Gerade nach Corona zeigt sich in den bildungsferneren Haushalten eine Zunahme an Übergewicht, Mangel an Bewegung, geringem Haushaltsbudget sowie ein fehlendes Bewusstsein für einen gesunden und nachhaltigen Lebensstil. Wenn wir wollen, dass die Bevölkerung sich ein Leben lang gesund und nachhaltig ernährt, sollten wir den Fokus unserer Maßnahmen auf den Bereich Kita und Schule legen – sowohl in der Ernährungsbildung als auch in der Kita- und Schulverpflegung. Denn was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.“
Diese vier Maßnahmen sind aus Expertensicht entscheidend für einen „Masterplan Nachhaltige Ernährung“:
Der Expertenkreis sieht in diesen vier Bereichen die größten Potenziale:
1. Gute Küche von der Kita bis zum Seniorenheim
Kantinen, Mensen, Caterer für Hort- und Kitaküche – die Gemeinschaftsverpflegung ist mit 740 Milliarden Euro Umsatz im Jahr ein wichtiger Wirtschaftszweig. Hierbei erhoffen sich die Fachleute, dass die Standards der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) als bundesweite Leitlinien für gesunde und nachhaltige Kost übernommen werden. Vor allem auf die Kita- und Schulverpflegung sollte dabei der Fokus gelegt werden, da hier ein Versorgungs- sowie ein Bildungsauftrag besteht.
2. Ernährungsbildung verbessern
Die Fachleute halten es für wichtig, dass bereits im Kindesalter die Weichen für eine ausgewogene und abwechslungsreiche Ernährung gestellt werden. Darum ist die von der Bundesregierung geplante Ernährungsbildung in Kitas und Schulen begrüßenswert. Die Rolle von Ernährungsprofis in Bildungseinrichtungen muss hierfür gestärkt werden.
3. Ernährungskommunikation – auf Augenhöhe
Viele Ernährungsexperten sind bereits in sozialen Medien vertreten. Von der Ernährungsstrategie erhoffen diese einen zusätzlichen Schub im Bereich der Kommunikation. Das Ziel: Noch fundierter und auf Augenhöhe zu informieren, um gutes Essen und Trinken für alle Zielgruppen nahbar, (be-)greifbar zu machen und positive Emotionen zu wecken. Dabei sollten die Vorteile und nicht die Risiken für die Verbraucher im Vordergrund stehen.
4. Leistungen von Ernährungsprofis auf Kasse
Ernährungsprofis sollten ihre Leistungen über die Krankenkassen abrechnen können, da gerade einkommensschwache Personen häufiger von ernährungsbedingten Leiden wie Übergewicht oder Diabetes betroffen sind. Um seriöse Anbieter zu stärken, müsste es dringend eine geschützte Berufsbezeichnung als Ernährungstherapeut/-in oder Ernährungsberater/-in geben. Auch die Ärzteschaft sollte besser über die Wirksamkeit von qualifizierter Ernährungsberatung informiert sein.
Im von Bundesernährungsminister Cem Özdemir im Dezember 2022 vorgelegten Eckpunktepapier werden Ziele genannt, wie eine Ernährungsweise in Deutschland gestaltet werden kann, welche stärker Rücksicht auf Gesundheit, Tierwohl, Klima und soziale Aspekte nimmt. Um diese Ziele zu erreichen, sind aus Sicht des KErn sowie der anderen knapp 170 befragten Ernährungsfachleute bundesweite Standards für die Gemeinschaftsverpflegung eine wichtige Stellschraube. Im Bereich Ernährungsbildung in Schule und Kita bestehen ebenso große Potenziale, um bereits von Kindesbeinen an Ernährungswissen und ein gesundes Ernährungsverhalten zu fördern. In Sachen Ernährungskommunikation gilt es stärker die Reichweiten von sozialen Medien zu nutzen und zielgruppengerechter zu informieren. Letztlich müssten auch die Leistungen von qualifizierten Ernährungstherapeuten über die Kassen honoriert sowie geschützte Berufsbezeichnungen etabliert werden.
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