Messbarer Erfolg am Girls’Day am AELF Bamberg
Mädchen lernen Berufe der Ländliche Entwicklung kennen
Donnerstag, 8.30 Uhr in Bamberg: Normalerweise lauscht Salome zu diesem Zeitpunkt im Klassenzimmer der 8b im Eichendorff-Gymnasium mehr oder weniger aufmerksam den Erklärungen des Physiklehrers. Heute aber, am bundesweiten Girls´Day, ist sie zum Eingangsportal des Amts für Ländliche Entwicklung Oberfranken an der Nonnenbrücke gekommen. „Ich wollte den Girls` Day nutzen, um zu erfahren, was das Amt eigentlich genau macht und welche Berufe es rund um die Ländliche Entwicklung gibt“, erzählt die 14jährige. Nach einer kurzen Begrüßung durch Amtsleiter Lothar Winkler im Haus geht es für Salome und sechs andere Acht- und Neuntklässlerinnen verschiedener Bamberger Schulen schon wieder nach draußen, denn: „In den Berufen rund um die Ländliche Entwicklung gibt es jede Menge Abwechslung. Die Frauen und Männer arbeiten bei uns nicht nur im Büro, sondern auch an der frischen Luft“, wie Winkler betont.
In zwei VW-Bussen, auf denen groß „Amt für Ländliche Entwicklung Oberfranken“ zu lesen ist, machen sich die Schülerinnen gemeinsam mit Diplom- Vermessungsingenieurin Gudrun Kraus, der Organisatorin des Girls` Days in der Behörde, auf den Weg nach Deusdorf. Hier erklärt Kraus vor Ort, was „Flurneuordnung“ – eine der Aufgaben des Amtes – konkret bedeutet. Sie erläutert, warum es sinnvoll ist, Flurstücke zusammenzulegen, warum die Behörde sich um den Bau von Wegen kümmert und was es mit Ausgleichsflächen auf sich hat. „Wichtig ist es, die Grundstücke ganz genau zu vermessen, denn dabei geht es um Eigentum und da soll es ja gerecht zugehen“, macht Kraus deutlich. Bei der Flurneuordnung spielt auch der Naturschutz eine große Rolle, weiß Ingrid Saal vom Sachgebiet Landespflege am Amt für Ländliche Entwicklung. Sie nennt ein Beispiel: „Nicht jeder Baum, der bei der Bewirtschaftung der neuen Flurstücke stört, darf einfach gefällt werden, selbst wenn er schon alt ist und keine Früchte mehr trägt. Vielleicht brüten dort seltene Vögel oder eine Baumhöhle dient als Quartier für Fledermäuse“.
Unter Anleitung von Florian Ernst, der erst vor drei Jahren seine Ausbildung zum Techniker der Ländlichen Entwicklung beendet hat, dürfen die 13 bis 15jährigen Mädchen sich anschließend in der Praxis ausprobieren. Sie stecken Grenzpunkte ab und messen Wege aus. „Ich hätte nie gedacht, dass so viel Arbeit hinter einer Vermessung steckt“, gibt Schülerin Selma zu und Florian Ernst ergänzt: „Man muss sehr genau sein, denn die Messungen dürfen nur wenige Millimeter abweichen – und das auf Flächen, die oft mehrere Hektar groß sind“. Beim Umgang mit Vermessungsgeräten wie GPS und Tachymeter verlieren die Schülerinnen schnell die Scheu vor der Technik: „Das macht richtig Spaß“, bekennt eine Gymnasiastin.
Nach der Mittagspause geht es für die Teilnehmerinnen des Girls` Day noch auf den Domberg. Hier zeigen Gerald Riedel und Kimana Kühnlein vom Amt für Ländliche Entwicklung, wie eine sogenannte Dreiecksmessung, ein klassisches Verfahren einer Landesvermessung, durchgeführt wird. „Da merkt man, wofür der Matheunterricht in der Schule gut ist“, freut sich Schülerin Luise. Riedel, der zugleich Ausbildungsleiter der Behörde ist, informiert die interessierten Mädchen anschließend über die Ausbildungsmöglichkeiten zur Technikerin der Ländlichen Entwicklung und den Studiengängen rund um die Geodäsie. „Auch wenn sich die Anzahl der Frauen in den technischen und naturwissenschaftlichen Berufen und Studiengängen in den letzten Jahren erhöht hat, freue ich mich, wenn sich noch mehr Mädchen dafür begeistern“, betont Riedel.
Seit 2011 beteiligt sich das oberfränkische Amt am Girls`Day, lediglich unterbrochen durch die coronabedingte Zwangspause 2020 bis 2022. Die bundesweite Aktion „Girls`Day – Mädchen Zukunftstag“ in Deutschland initiierten im Jahr 2001 das Bundesministerium für Bildung und Forschung, der Deutsche Gewerkschaftsbund und die Initiative D21 in Zusammenarbeit mit dem Kompetenzzentrum Technik-Diversity-Chancengleichheit e.V.. 2010 wurde die Aktion um den Jungen-Zukunftstag Boys`Day erweitert.
Stefanie Krapp
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