Pflanzaktion: Stadtwerke Bayreuth lassen Auenwald zurückkehren
In der Nähe von Seybothenreuth forsten die Stadtwerke Bayreuth auf einem ihrer Grundstücke im Wasserschutzgebiet auf: Statt einer Fichten-Monokultur wird dort in den kommenden Jahrzehnten ein Auenwald wachsen. Ein Plus für die Artenvielfalt und für den Schutz des Trinkwassers.
Zwischen Seybothenreuth und Draisenfeld liegt das Brunnenfeld Osterbrunnen, aus dem die Stadtwerke Bayreuth Wasser für deren Trinkwasserversorgung gewinnen. Im dortigen Wasserschutzgebiet besitzt das Unternehmen Flächen, die seit jeher extensiv genutzt werden, damit ins Grundwasser nichts gelangen kann, was dort nicht hineingehört. „Schon seit längerem ist es aber unser Ziel, unsere Grundstücke nicht nur extensiv, sondern möglichst naturnah zu bewirtschaften“, erklärt Jürgen Bayer, Geschäftsführer der Stadtwerke Bayreuth.
So sind bereits über 30.000 Quadratmeter Blühwiesen entstanden, aber auch der Waldumbau spiele eine große Rolle. „Das treibt uns um, weil in der Region im Laufe von Jahrzehnten viele Fichten-Monokulturen entstanden sind. Die leiden unter dem Klimawandel. Das sieht man überall – im Fichtelgebirge genauso wie hier in der Nähe von Seybothenreuth.“ Die Folgen: Borkenkäferbefall und zahlreiche Sturmschäden.
Ein Bild, das sich auch auf einer gut 10.000 Quadratmeter großen Stadtwerke-Fläche am Laimbach bot. „Das Hangrundstück mussten wir komplett roden, weil die Fichten krank waren und Stürmen nicht mehr standhalten konnten“, betont Bayer. „Jetzt werden wir einen gänzlich neuen Weg gehen, denn wir wollen die Fläche möglichst naturnah gestalten. Zum einen für die Artenvielfalt vor Ort, aber auch um das Grundwasser bestmöglich zu schützen.“ Vorbild ist unter anderem eine Fläche der Stadtwerke bei Grassemann, wo sich die Stadtwerke bereits vor zwei Jahren mit ähnlichen Problemen konfrontiert sahen. „Dort haben wir in enger Zusammenarbeit mit der Universität Bayreuth einen Klimawald gepflanzt, der den Herausforderungen der Zukunft meistern soll. Mittels Sensorik gewinnen wir dort Daten, die hoffentlich einen Teil dazu beitragen können, wie der Waldumbau in unserer Region gelingen kann.“
Fichten, so viel ist heute schon klar, werden dieser Zukunft nicht ihren Stempel aufdrücken können. Auf der Stadtwerke-Fläche in der Nähe von Seybothenreuth soll vielmehr ein Auenwald entstehen, wie es ihn dort früher einmal gab. Helena Skrobranek, bei den Stadtwerken zuständig für betriebliche Nachhaltigkeitsprojekte, kümmert sich darum. Ihr Ansatz: „Wir haben hier vor allem Laubbäume angepflanzt, die besser mit dem stellenweise recht sumpfigen Boden zurechtkommen. Beispielsweise Schwarzpappeln und Esskastanien, Hainbuchen und Stieleichen.“
Auch die Flatterulme, ihres Zeichens Baum des Jahres 2019, wächst nun auf der Fläche. „Sie ist mit ihren Brettwurzeln ideal für den Standort geeignet, weil sie dadurch sehr standfest ist.“ Auch Erlen waren in der Überlegung, diese sehen die Stadtwerke allerdings im direkten Umfeld ihrer Tiefbrunnen kritisch: „An deren Wurzeln entsteht verstärkt Stickstoff und genau den wollen wir aus wasserwirtschaftlicher Sicht nicht, weil daraus Nitrat entsteht“, erklärt Skrobranek. Rund 1.000 Bäume haben die Stadtwerke Bayreuth in den vergangenen Wochen gepflanzt. „Der Auenwald, der dort wachsen wird, wird dann auch das eine oder andere Hochwasser des Laimbachs aushalten. In jedem Fall werden die neuen Bäume deutlich besser für die Herausforderungen der Zukunft gewappnet sein.“
Profitieren wird von diesem Waldumbau auch die Qualität des Grundwassers. Denn Nadelbäume wie die Fichte sorgen mitunter für einen zu sauren Boden. „Im Laubwald wird die Humusschicht mineralischer“, erklärt Helena Skrobranek. „Der pH-Wert steigt und es kommen im Boden dann auch wieder Kleinlebewesen wie der Regenwurm vor. Das sorgt wiederum für eine bessere Durchwurzelung und die Filterwirkung steigt deutlich, wodurch weniger Schadstoffe ins Grundwasser gelangen können.“
Bis es aber soweit ist, müssen die Stadtwerke noch oft anpacken. Denn einen Wald großzuziehen, ist kein Selbstläufer. „In der Gegend sind auch Biber unterwegs, vor denen wir die jungen Bäumchen schützen müssen.“ Ein Biberschutzzaun war daher Pflicht. Ebenso wie ein Wildschutzzaun, der die jungen Triebe von der Speisekarte von Reh & Co. nimmt. „Auch die Pflanzen selbst brauchen eine regelmäßige Pflege.
Wir müssen den Konkurrenzwuchs wie Gras und Springkraut regelmäßig entfernen, damit die jungen Bäume genügend Licht bekommen“, sagt Skrobranek. Und: Die jungen Pflanzen brauchen Wasser. „In der Anwachsphase werden wir während Dürreperioden gießen müssen, um den Bäumchen überhaupt den Start ins Leben zu ermöglichen – hierfür erarbeiten wir gerade ein Gießkonzept.“
Dass all das Geld kostet, weiß auch Stadtwerke-Geschäftsführer Jürgen Bayer. „Alles in allem schlägt diese Initiative hier mit rund 7.000 Euro zu Buche. Und dabei wird es nicht bleiben. Die Pflege dieser Fläche wird uns über Jahre begleiten, aber das ist es uns Wert.“
Gut investiertes Geld, findet auch Bayreuths Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, der es sich nicht hat nehmen lassen, selbst ein Bäumchen zu pflanzen: „Die Brunnen hier im Landkreis sind enorm wichtig für die Bayreuther Wasserversorgung. Umso wichtiger ist es, dass unsere Stadtwerke ihre Flächen ebenso nachhaltig betreiben wie die Tiefbrunnen selbst. Insofern ist diese Pflanzaktion ein wichtiger Mosaikstein für die Trinkwasserversorgung von morgen. So können die Stadtwerke weitere Kooperationen mit Gemeinden aus dem Landkreis eingehen, indem sie ihnen Trinkwasser liefern, wodurch die Gemeinden ein zusätzliches Standbein für ihre Wasserversorgung gewinnen. Das Miteinander zwischen Bayreuth und den Gemeinden im Landkreis ist auch bei der Trinkwasserversorgung wichtig.“
Eine Haltung, die Klaus Bauer, Stellvertreter des Landrats, teilt: „Wir freuen uns, wie ernst die Stadtwerke Bayreuth ihre Verantwortung als Wasserversorger nehmen und wie ganzheitlich das Unternehmen dieses Thema angeht. Diese Fläche bei den Osterbrunnen zeigt, dass es nicht damit getan ist, lediglich einen Tiefbrunnen zu betreiben. Wir müssen vielmehr stark darauf achten, das Trinkwasser für heute, aber auch das der künftigen Generationen, zu schützen. Dieser nachhaltige Ansatz macht zwar Arbeit und kostet Geld, ist aber der richtige Weg.“
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