Pest und Cholera: Staatsbibliothek Bamberg zeigt Ausstellung zur Seuchenbewältigung in Bamberg in der Frühen Neuzeit

Frontansicht des Alten Bamberger Krankenhauses. Kupferstich aus Adalbert Friedrich Marcus: Kurze Beschreibung des allgemeinen Krankenhauses zu Bamberg. Weimar 1797 Bildnachweis: Staatsbibliothek Bamberg, RB.H.Bbg.o.70, Taf. 1 und Titels. (Foto: Gerald Raab)
Frontansicht des Alten Bamberger Krankenhauses. Kupferstich aus Adalbert Friedrich Marcus: Kurze Beschreibung des allgemeinen Krankenhauses zu Bamberg. Weimar 1797 Bildnachweis: Staatsbibliothek Bamberg, RB.H.Bbg.o.70, Taf. 1 und Titels. (Foto: Gerald Raab)
Am Krankenlager. Holzschnitt aus Paracelsus: Der dritte Theil Der grossen Wundtartzney. Frankfurtam Main 1562 Bildnachweis: Staatsbibliothek Bamberg, .49 H 38, Titelbl. (Foto: Gerald Raab)

Am Krankenlager. Holzschnitt aus Paracelsus: Der dritte Theil Der grossen Wundtartzney. Frankfurt
am Main 1562; Bildnachweis: Staatsbibliothek Bamberg, .49 H 38, Titelbl. (Foto: Gerald Raab)

Bedrohliche, teils hochgradig ansteckende und sich rasch ausbreitende Krankheiten sowie der adäquate Umgang mit ihnen prägten die Geschichte von Gemeinden und Staaten über Jahrhunderte hinweg. Wie die jüngste Covid-19-Pandemie gezeigt hat, gilt dies bis in unsere Zeit. Wie in Bamberg vom Spätmittelalter bis ins 19. Jahrhundert auf den Ausbruch von Seuchen reagiert wurde und welche Einrichtungen zur Förderung der Gesundheit entstanden, das zeigt vom 24. April bis 15. Juli 2023 eine Ausstellung in der Staatsbibliothek Bamberg.


Siechenhäuser, Spitäler, Apotheken und Badstuben zeugen davon: Die Bischofsstadt Bamberg verfügte seit dem Spätmittelalter über ein differenziertes Gesundheitswesen. Seit dem 16. Jahrhundert stellten die hier regierenden Bischöfe zudem Hof- und Leibärzte an. Die Liste jener Krankheiten, die immer wieder zahllose Opfer forderten, ist lang: Pest, Fleckfieber, Typhus, Syphilis, Ruhr, Pocken, Masern, Cholera. Charakteristisch für das 16. und 17. Jahrhundert war das Verständnis von Seuchen als Strafen Gottes für die Sünden der Menschen, das nicht nur von der bischöflichen Regierung und vom Klerus, sondern auch von studierten Ärzten geteilt wurde. Gleichwohl sah sowohl die Regierung als auch die Ärzteschaft die Untertanen in der Pflicht, sich bestmöglich gegen Epidemien zu schützen. Zu diesem Zweck empfahlen sie einen Katalog von Maßnahmen zur Verbesserung der Hygiene und der Luftqualität sowie zur Isolation und Behandlung Infizierter. Da viele Menschen keinen Zugang zu Ärzten hatten und die vormoderne Medizin zahlreichen Krankheiten ohnehin machtlos gegenüberstand, entwickelte sich in Bamberg wie in vielen anderen Städten zudem ein medizinischer Marktplatz, auf dem auch reisende Heiler sowie der örtliche Scharfrichter ihre Dienste anboten.

 

Grüner Markt 1 in Bamberg mit Einhorn-Apotheke. Aquarellierte Zeichnung von H. Ruland, 1886Bildnachweis: Staatsbibliothek Bamberg, MvO A I 17 (Foto Gerald Raab)

Grüner Markt 1 in Bamberg mit Einhorn-Apotheke. Aquarellierte Zeichnung von H. Ruland, 1886
Bildnachweis: Staatsbibliothek Bamberg, MvO A I 17 (Foto Gerald Raab)

Mit der Gründung des Allgemeinen Krankenhauses im Jahr 1789 stellte Fürstbischof Franz Ludwig von Erthal das Bamberger Medizinalwesen auf eine neue Grundlage. Eine der modernsten medizinischen Einrichtungen Europas widmete sich fortan der Krankenversorgung sowie der Forschung und Ausbildung. Dennoch blieb das Gesundheitswesen bis weit ins 19. Jahrhundert hinein von vormodernen Strukturen und Vorstellungen geprägt. Daran änderte auch eine medizinisch-chirurgische Schule nichts, ebenso wenig eine der ersten Nervenheilanstalten Deutschlands, die eng mit ihrem ersten Leiter Adalbert Friedrich Marcus verbunden ist.


Partner

Die Ausstellung ist Ergebnis einer engen Zusammenarbeit der Staatsbibliothek Bamberg mit dem Lehrstuhl für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte an der Universität Bamberg. Ein Seminar unter der Leitung von Prof. Dr. Mark Häberlein nahm im Frühjahr 2022 die Geschichte der Seuchenbewältigung und des Medizinalwesens in der Bischofsstadt Bamberg unter die Lupe und nutzte dazu die reichen Bibliotheksbestände. Die Ergebnisse des Seminars finden Eingang in die Ausstellung. Rund 40 ausgewählte Exponate veranschaulichen den Umgang mit Seuchen in Bamberg. Die meisten Texte der Begleitpublikation, die gedruckt und digital erscheint, verfassten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars.


Begleitprogramm

Anlässlich der Vernissage am 23. April 2023, um 11:00 Uhr widmet sich der Kurator der Ausstellung, Prof. Dr. Mark Häberlein, in seinem Festvortrag unter dem Titel „Seuchen und kein Ende?“ der Frage, was wir aus der Geschichte von Epidemien lernen können. Während der gesamten Ausstellungszeit können sich Interessierte ohne Anmeldung den kostenfreien öffentlichen Führungen anschließen, die jeden Donnerstag (außer feiertags) um 17:00 Uhr starten. Für Gruppen können Sonderführungen vereinbart werden. Kurzführungen werden am Internationalen Museumstag angeboten, außerdem gibt es im April und Mai je einen Kunstsnack zur Mittagszeit, ebenfalls kostenfrei und ohne Anmeldung. Mit Prof. Dr. Jürgen Wolf (Universität Marburg) und Dr. Tilmann Walter (Universität Würzburg) konnten zwei Experten gewonnen werden, die an der Universität Bamberg zu Begleitvorträgen einladen: Um „Tod, Pogrome, Untergang und Neubeginn – Die Pest als Initialzündung für die Neuzeit?“ geht es am 4. Mai, um „Paracelsus und die Folgen – Tendenzen in der Medizin von 1530 bis 1650“ am 21. Juni 2023.


Öffnungszeiten

24. April bis 15. Juli 2023
Pest und Cholera
: Seuchenbewältigung in Bamberg in der Frühen Neuzeit
Montag bis Freitag 9 bis 17 Uhr
Samstag 9 bis 12 Uhr

An Sonntagen und Feiertagen geschlossen

Eintritt frei

 

Leprakranker. Holzschnitt aus Sebastian Münster: Cosmographei oder beschreibung aller laender ...Basel 1558 Bildnachweis: Staatsbibliothek Bamberg, JH.Geogr.f.3, Bl. clx (Foto: Gerald Raab)

Leprakranker. Holzschnitt aus Sebastian Münster: Cosmographei oder beschreibung aller laender …
Basel 1558
Bildnachweis: Staatsbibliothek Bamberg, JH.Geogr.f.3, Bl. clx (Foto: Gerald Raab)

Vernissage

Sonntag, 23. April 2023, 11:00 Uhr
Seuchen und kein Ende? Was wir aus der Geschichte von Epidemien lernen können
.
Festvortrag von Kurator Prof. Dr. Mark Häberlein (Bamberg)
in der Staatsbibliothek Bamberg, Neuen Residenz, Domplatz 8, 96049 Bamberg


Katalog

Häberlein, Mark (Hrsg.): Pest und Cholera. Seuchenbewältigung und Medizinalwesen in Bamberg in der Frühen Neuzeit (Bamberger Historische Studien, 20). Bamberg, 2023. ISBN 978-3-86309-907-7. Vorzugspreis in der Bibliothek 20,00 € (im Buchhandel 28,00 €)


Öffentliche Führungen

Jeden Donnerstag (außer feiertags), 17:00 Uhr
Sonderführungen für Gruppen

Nach Terminvereinbarung: Telefon 0951 95503-101, info@staatsbibliothek-bamberg.de


Kunstsnacks

Mittwoch, 26. April 2023, 12:30 Uhr
Mittwoch, 10. Mai 2023, 12:30 Uhr
: Kurzführungen am Internationalen Museumstag
Sonntag, 21. Mai 2023, 11:00 bis 17:00 Uhr
: Begleitvorträge an der Universität Bamberg
Donnerstag, 4. Mai 2023, 19:00 Uhr
Tod, Pogrome, Untergang und Neubeginn. Die Pest als Initialzündung für die Neuzeit? Mit Prof. Dr. Jürgen Wolf (Marburg). Ort: An der Universität 2, Raum 00.25
Mittwoch, 21. Juni 2023, 19:00 Uhr
: Paracelsus und die Folgen. Tendenzen in der Medizin von 1530 bis 1650. Mit Dr. Tilmann Walter (Würzburg). Ort: An der Universität 7, Raum 01.05


Kurator

Prof. Dr. Mark Häberlein (Universität Bamberg, Lehrstuhl für Neuere Geschichte unter Einbeziehung der Landesgeschichte)