Jahreshauptversammlung „Unser Steigerwald“
Die internationalen Auszeichnungen für das Trittsteinkonzept und der Beschluss der Bayerischen Staatsregierung gegen weitere Stilllegungen von Waldflächen waren bei der Jahreshauptversammlung des Vereins „Unser Steigerwald“ der Grund für einen optimistischen Blick in die Zukunft. Der Ansatz des Vereins, dass ein naturnah bewirtschafteter Wald in Zeiten des Klimawandels die größten Vorteile sowohl für die Artenvielfalt als auch als Lieferant von nachwachsendem Rohstoff bietet, wurde auch vom Fachreferenten Prof. Dr. Roland Irslinger untermauert.
Gerhard Eck und Oskar Ebert zeigten in ihrem Tätigkeitsbericht auf, dass mittlerweile seit 15 Jahren über 3.600 Mitglieder sowie 57 Vereine, Verbände. Organisationen und Kommunen die Ziele des Vereins unterstützen. „Es wäre klüger, das Ebracher Trittsteinkonzept deutschlandweit umzusetzen, als es durch einen Nationalpark zu zerstören. Genau das ist nämlich die Alternative“, erklärte Oskar Ebert. Und wenn das Thema Nationalpark Steigerwald in den Landtagswahlkampf getragen werden sollte, dann „werden die Steigerwälder auf dem Wahlzettel ihre Antwort geben“, zeigte er sich überzeugt. Das hätten auch die Umfragen gezeigt, die wirklich in der Region gemacht wurden ohne angrenzende Großstädte.
Eine Analyse zum Thema Klimaschutz durch naturnahen Waldbau stellte Referent Prof. Dr. Roland Irslinger vor. Der Forstwissenschaftler war Professor für Ökologie, forschte in Brasilien und war beratend tätig beim Aufbau des WWF-Goldstandards zur Zertifizierung von Aufforstungsprojekten für den Klimaschutz. Er zeigte auf, wie man die Klimaschutzleistung des Waldes errechnet und postulierte: „Stilllegung ist kein Klimaschutz“. Holz sei nämlich nicht nur Co2-neutral, sondern ein Speicher, beispielsweise wenn langlebige Holzprodukte entstehen. Dazu komme die Vermeidung anderer Rohstoffe. So benötige ein Holzhaus für den Bau 50 Prozent weniger Energie als ein Haus aus Stein.
Auch Holz als Brennstoff sei mehr als CO2-neutral, denn das CO2 des vermiedenen fossilen Brennstoffs müsse ja noch gegengerechnet werden. Das CO2 des Holzes werde auch freigesetzt, wenn das Holz verrottet.
Genau aus diesem Grund sei auch ein naturnah bewirtschafteter Wald eine größere CO2-Senke als ein stillgelegter Wald, in dem die Bäume nach 120 Jahren zusammenbrechen. „Buchen werden 120 Jahre alt, von 300 oder gar 400 Jahren wie oft propagiert wird, kann keine Rede sein. Im Klimawandel schon gar nicht“.
Irslinger machte eine Beispielrechnung auf: Angesichts des Klimawandels nahm er an, dass künftig jährlich nur noch 90 Millionen Kubikmeter Holz in deutschen Wäldern nachwachsen. Nachhaltige Bewirtschaftung würde bedeuten, dass 15 Prozent davon im Wald verbleiben und den Holzvorrat dort erhöhen, mehr CO2 speichern und Sauerstoff produzieren als im Vorjahr.
Von den 75 Millionen Kubikmetern, die geerntet werden, blieben nochmals zehn Prozent als Ernterückstände im Wald und erhöhen den Totholzanteil und die Wasserspeicherung. 30 Prozent sind Brennholz und gehen in die energetische Verwertung. Bleiben 60 Prozent für die stoffliche Verwertung, also für Zimmermann und Schreiner. „Weil der Baum rund und der Balken eckig ist“, gibt es hier 50 Prozent Verschnitt, die ebenfalls als Brennstoff zur Verfügung stehen.
Summiert man diese einzelnen Komponenten auf, hat der Wald in Deutschland durch nachhaltige Holznutzung eine Klimaschutzwirkung von 120 Millionen Tonnen CO2. „Um das Thema Tempolimit auf Autobahnen wird wegen drei Millionen Tonnen eine Riesendiskussion gemacht. Da sind wir hier in ganz anderen Dimensionen“, so Dr. Irslinger. Dazu komme, dass Naturschutzwälder im Klimawandel nicht stabiler sind als Wirtschaftswälder bei der richtigen Bewirtschaftung, so der renommierte Waldwissenschaftler in seinem Fazit.
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